National Guardian 24: Heimatschutz übt in der Wahner Heide

Premiere für und 230 Soldatinnen und Soldaten vom Heimatschutzregiment 2: Nach der Ausbildung auf dem Übungsplatz in Münster-Handorf ging es in die Wahner Heide, um unter möglichst realen Bedingungen zu üben. Ein Checkpoint wurde durch den Heimatschutz aufgebaut, ein Munitionslager gesichert. So lief die Übung außerhalb des Kasernenzauns.

Rund 230 Soldatinnen und Soldaten vom Heimatschutz aus Nordrhein-Westfalen nahmen an der bundesweiten Übung National Guardian 24 teil. In der Wahner Heide wurde ein Checkpoint aufgebaut und zivile sowie militärische Fahrzeuge kontrolliert.
Rund 230 Soldatinnen und Soldaten vom Heimatschutz aus Nordrhein-Westfalen nahmen an der bundesweiten Übung National Guardian 24 teil. In der Wahner Heide wurde ein Checkpoint aufgebaut und zivile sowie militärische Fahrzeuge kontrolliert.
Foto: Bundeswehr/ Sabine Körtgen

Zwei Wochen übten rund 230 Soldatinnen und Soldaten in Nordrhein-Westfalen. Nach der Ausbildung auf dem Übungsplatz ging es in die Wahner Heide. Hier fand der Übungsanteil außerhalb des Kasernenzauns statt.

Feldwebel Roman blickt mit seinen Kameraden in den Motorraum eines zivilen Fahrzeugs: „Hier haben wir schon Waffen gefunden“, sagt der Familienvater und zeigt auf mögliche Verstecke. Auch gefährliche Flüssigkeiten könnten mit dem Wagen durch den aufgebauten Checkpoint transportiert werden. Der Tipp von Feldwebel Roman: ein Geruchstest.

Heimatschutz übt in der Wahner Heide

In der Wahner Heide bei Troisdorf Altenrath übten Heimatschutzkräfte eine Woche ihren Kernauftrag: Den Schutz ihrer Heimat. Das fiktive Szenario: Das territoriale Führungskommando der Bundeswehr erhöht die Gefährdungsstufe auf „Charlie“. Es gab bereits erste Anschläge, mit weiteren Anschlägen ist zu rechnen. Aufgrund einer genehmigten Demonstration auf der Straße zu einer Liegenschaft müssen Fahrzeuge einen anderen Weg nehmen. Um die Liegenschaft zu sichern, wird dort ein Kontrollpunkt aufgebaut.

Soldaten kontrollieren alle Personen und Fahrzeuge an diesem Checkpoint. Weitere Heimatschutzkräfte sind in der Gegend als Spähtrupps und Streifen unterwegs, um den Raum zu sichern. Entdecken sie in der Umgebung eine verdächtige Person, wird diese zum Checkpoint gebracht.

An einer anderen Station muss ein Munitionslager gesichert werden. Das Gebäude liegt hinter einem Waldstück. Auch hier ist damit zu rechnen, dass Unbefugte eindringen möchten.

Zwei Personen vom fiktiven Feindkommando versuchen in das Munitionslager zu gelangen.
Zwei Personen vom fiktiven Feindkommando versuchen in das Munitionslager zu gelangen.
Foto: Bundeswehr/ Sabine Körtgen

Die Lage: Ein Feindkommando nähert sich, eine Person versucht von dem geplanten Angriff auf das Munitionslager abzulenken. „Feindliche Kräfte auf 12 Uhr“, ruft ein Soldat im Alarmposten. Das Vorhaben wird abgewehrt.

Ebenfalls auf dem Übungsplan steht die Begleitung eines Konvois. Wie reagieren die Soldaten, wenn ein Fahrzeug ausfällt? Was passiert, wenn das zu schützende Fahrzeug eine Panne hat?

Diese Aufgaben zählen zum klassischen Portfolio der Heimatschutzkräfte. Sie agieren nur im Inland – meistens in ihrem eigenen Bundesland. Dort unterstützen sie die aktive Truppe bei Wach- und Sicherungsaufgaben oder auch in der Amts- und Katastrophenhilfe. Im Spannungs- und Verteidigungsfall sichern und schützen die Heimatschutzkräfte neben militärischen Anlagen auch verteidigungswichtige Infrastruktur.

Wehrhafte, starke und verteidigungsbereite Freiheit

Brigadegeneral Hans-Dieter Müller, Kommandeur des Landeskommandos Nordrhein-Westfalen: „Spätestens seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist klar: Als freiheitliche Gesellschaft müssen wir wehrhaft, stark und verteidigungsbereit sein. In diesem Zusammenhang ist die Refokussierung auf Landes- und Bündnisverteidigung ausgerufen.“

Das Heimatschutzregiment 2 ist eines von insgesamt sechs Heimatschutzregimentern in Deutschland und untersteht dem Landeskommando Nordrhein-Westfalen. Brigadegeneral Müller über den Auftrag: „Heimatschutz heißt Schutz der Menschen und der Infrastruktur im Bundesland. Das üben wir regelmäßig mit den Blaulichtorganisationen in Nordrhein-Westfalen. Hand in Hand mit der Polizei, dem Technischen Hilfswerk, dem Deutschen Roten Kreuz oder der Feuerwehr. Auch in Altenrath haben wir diese Zivil-Militärische Zusammenarbeit geübt.“

Auch die Zivil-Militärische Zusammenarbeit stand auf dem Übungsplan. Hier wurde eine verdächtige Person an die Polizei übergeben.
Auch die Zivil-Militärische Zusammenarbeit stand auf dem Übungsplan. Hier wurde eine verdächtige Person an die Polizei übergeben.
Foto: Bundeswehr/ Sabine Körtgen

Um die Zivil-Militärische Zusammenarbeit zu zeigen, wurde folgendes Szenario geübt: Während einer Personenkontrolle wird ein Messer gefunden. Die Soldaten setzen den Verdächtigen fest, verständigen die Polizei und übergeben ihn anschließend an die Beamten.

Brigadegeneral Müller: „Wir trainieren für den Krisenfall – in der Hoffnung, dass er nie eintritt.“ Besonders stolz ist der Kommandeur des Landeskommandos Nordrhein-Westfalen über das große Interesse der Reservistinnen und Reservisten an einer Beorderung im Heimatschutzregiment 2: „. In NRW haben wir 1.200 Bewerbungen von Personen, die gedient haben. Dazu kommen 350 Ungediente, die etwas für das Land zu tun möchten. Das finde ich ausgesprochen ermutigend.“

Justus (l.), Sven (M.) und Leon nahmen erst an der Ausbildung Agiles Ross in Münster teil. Nach einer Woche folgte die Verlegung in die Wahner Heide. Hier fand der nordrhein-westfälische Anteil der bundesweiten Übung National Guardian‘24 statt.
Justus (l.), Sven (M.) und Leon nahmen erst an der Ausbildung Agiles Ross in Münster teil. Nach einer Woche folgte die Verlegung in die Wahner Heide. Hier fand der nordrhein-westfälische Anteil der bundesweiten Übung National Guardian‘24 statt.
Foto: Bundeswehr/ Adrian Quadt

Die gelebte Kameradschaft ist „einmalig“

An der Ausbildung in Münster und der Übung in Altenrath nahmen Reservistendienst Leistende und Freiwillig Wehrdienstleistende teil. Der Unterschied: Reservistendienst Leistende haben gedient und wechselten dann in einen zivilen Beruf. Freiwillig Wehrdienstleistende (FWDL) haben sich für „Dein Jahr für Deutschland“ gemeldet und befinden sich daher in einem aktiven Dienstverhältnis. Nach einer dreimonatigen Grundausbildung erhalten sie im Heimatschutzregiment 2 ihre Spezialausbildung im Heimatschutz. In den folgenden sechs Jahren nehmen die jungen Menschen fünf Monate an Reserveübungen und möglichen Einsätzen teil.

So wie Obergefreiter Justus: Der 18-Jährige hat die siebenmonatige Ausbildung als FWDL im Heimatschutz abgeschlossen und einen Monat verlängert, um an der Ausbildung und Übung im Rahmen von National Guardian 2024 teilzunehmen. Im August startet er ein duales Studium im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen, die Zwischenzeit wollte er überbrücken: „Ich finde die Bundeswehr insgesamt total spannend. Gerade die Kameradschaft, die ich hier erlebe. Das ist einmalig.“

Gefreiter Leon (18, r.) aus Hamm ist seit zwei Monaten im Heimatschutzregiment 2 in Münster. Als Freiwillig Wehrdienstleistender durchläuft er gerade die viermonatige Spezialausbildung der Heimatschutzkräfte: „Das regelmäßige Üben ist wichtig, damit wir die Fähigkeiten im Ernstfall anwenden können. Es ist eine gute Erfahrung, zwei Wochen auf einer Übung zu sein.“ Leon geht es wie vielen, die noch bei den Eltern wohnen: „Ich merke, was ich alles alleine schaffen kann. Das macht mich selbstständiger.“ Besonders gut gefiel ihm die Späh-Ausbildung: „Es war ein Crashkurs mit vielen Informationen.“

Obergefreiter Sven (30) entschloss sich 2021 für den Freiwilligen Wehrdienst und übt seitdem regelmäßig. Der gelernte Schweißfachmann über die Ausbildung: „Gestern hatten wir die Konvoi-Ausbildung. Also begleiteten wir einen Konvoi, mussten üben, wie wird in welcher Situation gehandelt. Das war sehr interessant. Es dann in der praktischen Übung umzusetzen, fand ich sehr gut.“

Während der Ausbildung Agiles Ross Ende April wurden die Heimatschutzkräfte für die Übung National Guardian‘24 über die App "Meine Reserve" auf dem Smartphone alarmiert.
Während der Ausbildung Agiles Ross Ende April wurden die Heimatschutzkräfte für die Übung National Guardian‘24 über die App "Meine Reserve" auf dem Smartphone alarmiert.
Foto: Bundeswehr/ Adrian Quadt

Mit dem 30-Jährigen sprachen wir auch über die App „Meine Reserve“ – ein smartes Tool, das in Münster zum ersten Mal mit realen Daten und Heranziehungsbescheiden getestet wurde. Obergefreiter Sven: „Wir sind im Zeitalter der Digitalisierung. „Das ist genau der richtige Schritt der Bundeswehr, um es den Reservisten zu vereinfachen.

Auch Informationen bekommen die Kameraden so schneller. Wie lange ist ein Brief mit der Post unterwegs? Eine E-Mail dauert nur wenige Minuten. Die App ist mehr als zeitgemäß.“ Die smarte Alarmierung in Münster funktionierte bei einigen Kameradinnen und Kameraden zwar noch nicht zu 100 Prozent. Aber Entwickler und Reservisten sind mit dem Ergebnis zufrieden.

Zwei Wochen dauerten die intensive Ausbildung und Übung in Münster und Troisdorf insgesamt. Ausbilder, Führung und die Übenden sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Das Fazit von Feldwebel Roman: „Es war absolut herausfordernd. Ich merke, dass Schlafmangel und Verantwortung Stress bedeuten. Aber hier erlebe ich Kameradschaft – daran wachse ich und das ist total motivierend.“

Autorin: Sabine Körtgen, Redakteurin beim Landeskommando Nordrhein-Westfalen

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