SR-1 Kamerastation für Spezialkräfte und Fernspäher

Spezialkräfte wie das Kommando Spezialkräfte oder auch die Fernspäher nutzen zur Dokumentation derzeit noch digitale Vollformat-Kamerasysteme, zum Beispiel vom japanischen Hersteller Nikon. Auch in der Bundeswehr ist die digitale Spiegelreflexkamera Nikon D4s im Einsatz. Doch diese Systeme haben Nachteile.
Das neue Kamerasystem SR-1 von Nikon.
Das neue Kamerasystem SR-1 von Nikon.
Foto: Defence Network/André Forkert

Die Nikon D4s wurde speziell für Profis entwickelt und liefert in jedem Szenario hervorragende Ergebnisse. Neben Fotos kann sie auch Full-HD-Filme (1080p) im FX- und DX-Format mit einer Bildrate von 50p/60p aufzeichnen. Der Kamerabody kommt in Kombinationen mit Objektiven wie dem Nikon AF-S Nikkor 600mm/4 G IF-ED VR zum Einsatz. Die Brennweite kann über den vorhandenen Nikon TC-20E III AF-S Telekonverter noch verdoppelt werden.

Doch diese Systeme sind schwer und machen dank Spiegelbewegung auch noch Geräusche. Die Tage der Spiegelreflexkameras scheinen daher gezählt zu sein. Sie werden nach und nach durch spiegellose Systeme ersetzt. Bei Nikon ist dies die Z-Serie.

Kameras der Z-Serie sind aus der gleichen robusten und leichten Magnesiumlegierung gefertigt wie Nikons professionelle D-SLR-Kameras. Sie weisen eine kompaktere Bauweise, weniger Gewicht und bieten mit dem Z-Bajonett einen deutlich größeren (17 Prozent +) Durchmesser. Dies bedeutet vor allem mehr Leistung bei schwachem Licht. Auch bei der Polizei sind entsprechende weitreichende Systeme im Einsatz.

Soweit zum Kamerasystem. Jetzt stellte Nikon mit dem MRMC (Mark Roberts Motion Control) SR-1 Small Robotic Head einen professionellen Schwenk-Neige-Kopf für Foto- und Videokameras vor. MRMC ist eine Tochterfirma von Nikon.

Abgeleitet von der RWS

Remote Weapon Station (RWS) sind im Militär und zum Teil bei der Polizei weit bekannt und genutzt. Sie ermöglichen eine fernbedienbare und abstandsfähige Beobachtung und Wirkung aus einer Deckung heraus. Auch mit SR-1 muss der Soldat nicht mehr direkt hinter der Kameralinse liegen und beobachten oder auslösen. Damit muss er sich selber nicht mehr exponieren und gefährden.

Auch die Tarnung des Systems wird einfacher, da kleiner. Es muss nur das Kamerasystem, aber nicht mehr der Soldat getarnt werden. Der kann dank Kabel oder Funkübertragung in einiger Entfernung in der Deckung liegt. Der SR-1 Small Robotic Head ist ein Remote-Produktionstool der nächsten Generation und wurde für den Einsatz an Orten entwickelt, die für Kameraleute schwer zugänglich sind. Er soll vor allem in TV-Studios, bei Sportveranstaltungen, bei Naturfilmern sowie Behörden zum Einsatz kommen. Das System ist kompatibel mit den Nikon-Kameras D5/6 sowie Z6iii sowie Z8/9.

SR-1 System von Nikon

Das SR-1 System kommt als Komplettsystem in einem IP76-geschützten Transportkoffer. Das Gewicht liegt bei ca. 4,7 Kilogramm. Die Nutzlast für den SR-1 liegt bei vier Kilogramm. Das SR-1 wird dann auf einem Dreibeinstativ oder über Klemmen an Traversen und anderen festen Anschlagspunkten fixiert. Auch die Klemmen sind bereits im Koffer vorhanden. Der Aufbau dauert weniger als drei Minuten. Mit dem AFC-180+ steht ein größeres, schnelleres System mit einer Nutzlast von 15 Kilogramm zur Verfügung.

Das System benötigt zudem einen Stromanschluss und wird über ein LAN-Kabel angebunden und gesteuert. Die Länge des LAN-Kabel ist unbegrenzt und damit die Abstandsfähigkeit. An das LAN-Kabel kann auch ein WiFi zur Fernsteuerung angeschlossen werden. Über dem HDMI-Anschluss kann auch ein PC angeschlossen werden.

Die Motoren haben zur Kontrolle LED-Anzeigen, diese müssen für einen behördlichen Einsatz überklebt werden, um eine Lichtstreuung zu verhindern. Dank SR-1 kann der Nutzer die Kamera in alle Richtungen bewegen, zwischen Hoch- und Querformat wechseln, den Zoom bedienen oder auf Wunsch (über einen Nucleus-M Motor) den Fokus manuell einstellen. Die Bewegungen alle Systemanteile sind geräuschlos. Über die Software können auch Maximalwerte, also die linken und rechten Grenzen wie bei einem Schießbahnbegrenzer, eingestellt werden.

Die Nikon SR-1
Die Nikon SR-1
Foto: Defence Network/André Forkert

Dank der Nutzlast von vier Kilogramm ist das System nicht mit den ganze großen und schweren Objektiven der Spiegelreflexkameras nutzbar. Da die spiegellosen Systeme und die zugehörigen Objektive aber um ein Vielfaches leichter sind, sind dann auch Objektive von 500 und 600 Millimetern möglich. Im Vergleich: Die D4s wiegt 1.350 Gramm, das Objektiv 600 mm F4 wiegt 5.060 Gramm und der Converter 2.0 noch einmal 270 Gram (Gesamtgewicht: 6.680 Gramm). Damit ist die Nutzlast überschritten. Die Z9 wiegt 1.340 Gramm, das Nikon NIKKOR Z 600mm F6.3 VR S hat ein Gewicht von 1.470 Gramm und der Nikon NIKKOR Z Telekonverter 2.0x 270 Gramm (Gesamtgewicht 3.080 Gramm). Mit dem derzeit besten (und schwersten) Z-System ist eine SR-1 Nutzung problemlos möglich. Der geringere Lichtdurchlass von F6 beim Z-System stellt keine Herausforderung dar, da die neuen Kamerasysteme deutlich höhere ISO-Werte bieten und dieses damit mehr als ausgleichen.

Software

Neben dem System gibt es ergänzende Software-Apps. So arbeitet es zusammen mit den Nikon- (NX Field; ab Z 6III) und MRMC-Programmen. Darüber erfolgt dann die Steuerung des Schwenk-Neige-Kopf und des Kamerasystems (Body & Objektiv). Zum Einsatz mit dem SR-1 muss aber jede Kamera vorab durch den Hersteller freigeschaltet werden. Außerdem laufen die Apps aktuell nur auf Apple-Systemen, sie sind nicht für Android verfügbar. Die Steuerung erfolgt dann über gehärtete Tablets oder Gaming-Controller (Playstation, X-Box und kompatible Systeme).

Mehrere SR-1-Kamerasysteme können zu einem Netzwerk zusammengeschaltet werden, für verschiedene Blickwinkel und die Bedienung durch nur einen Nutzer. Mehrere Kamerapositionen können voreingestellt werden, um per Knopfdruck schnell auf die Position zu schwenken. Im Netzwerk können die Kameras als Master & Slave bestimmt werden. Löst der Master händisch aus, folgt der Slave und löst auch aus. Der Nutzer muss nur einen Auslöser betätigen. Über das WiFi können aktuell bis zu 10 Kameras angebunden werden.

Die Nikon NX Field ist eine Software zum synchronisierten Auslösen und Ändern der Einstellungen (inklusive Autofokus) von bis zu 10 Kameras. Die Aufnahmen können auf Wunsch auch direkt auf einen FTP-Server gesendet werden. Die Aufnahmen können aber auch ausschließlich auf der in der Kamera befindlichen Speicherkarte gespeichert werden. Nikon hat hier über die Software den Sicherheitsaspekt eingebaut, dass alle Daten per Knopfdruck und umgehend formatiert werden können. Sollte das System einmal aufgegeben und nicht zurückgeholt werden können. So bleiben keine verräterischen Daten auf dem Gerät. In Zukunft soll der Anschluss und die Speicherung auf (verschlüsselten) SSD-Festplatten möglich sein.

Die Software bietet verschiedene Modi an. Einmal der Objektverfolgung. Bewegt sich eine Person, folgt das System automatisch. Hinzu kommt die Personenerkennung über MRMC Fullmotion Chat. Ist das Gesicht einer bestimmten Person vorab über Face Cap gespeichert worden, erkennt das System dieses und folgt dann auch nur diesem. Bei der Nikon-Vorstellung funktionierte dies einwandfrei, solange das Gesicht von vorne erkannt wurde. Von hinten oder der Seite war es eine Herausforderung.

Die Software kann nur Personen, aber keine Fahrzeuge erkennen. Dies ist aber nur eine Frage der Programmierung. In der Vergangenheit wurde die Software zum Beispiel für Flugzeuge und Springreiter angepasst. Zudem bieten die Z-Kameras eine Fahrzeugerkennung und -verfolgung. Über Auto Capture kann die Kamera zudem Bewegungen erkennen. Bewegt sich etwas im vorgegebenen Beobachtungsfeld, löst sie sofort und selbstständig aus. Nichts wird mehr verpasst, auch wenn gerade kein Nutzer am Auslöser oder Monitor/Tablet sitzt.

Im Sommer 2025 kommt noch eine weitere Funktion hinzu. Die Kamera Z6III wird dann den C2PA-Standard bieten. Als erste Kamera weltweit ohne Performance-Verlust. Z8/9 sollen folgen, dann aber mit Performance-Verlust was die Schnelligkeit bei der Bildspeicherung betrifft. Dennoch dürfte die Leistung immer noch mehr als ausreichend für den behördlichen Bereich sein, aber wohl nicht beim Sport. Dabei handelt es sich um eine Technologie für Content Credentials.

Der C2PA-Standard bildet die Basis für die zuverlässige und interoperable Nutzung von Content Credentials. Er definiert, wie die digitalen Echtheitsnachweise technisch aufgebaut, gespeichert, an Inhalte angeheftet und verifiziert werden. Dazu legt der C2PA-Standard beispielsweise fest, welche Informationen in einem Content Credential gespeichert werden. Außerdem definiert er Mechanismen, mit denen sich Content Credentials sicher an digitale Inhalte anheften lassen, ohne die Inhalte selbst zu verändern. Zudem legt er fest, wie man die Echtheit der Content Credentials und der darin enthaltenen Informationen überprüfen kann.

Durch die Etablierung eines einheitlichen Standards wie C2PA wird die Nutzung von Content Credentials skalierbar und vertrauenswürdig. Die Metadaten werden digital signiert, so können Fotografen und Bildagenturen die Herkunft von Bildmaterial sicherstellen – und auch dafür einstehen, dass bei der Aufnahme keine Manipulation erfolgt ist. Gleiches gilt für das Thema Bildbearbeitung. Über diese Methode werden Aufnahmen dann auch gerichtsverwertbar. Warum ist das wichtig – weil zum Beispiel bei den deutschen Polizeibehörden schon viele die Z50/Z50II nutzen.

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