ROMOLD-Grabensystem auf Standortübungsplatz der Pionierschule verbaut

Neue Wege im Grabenkampf: Die Pionierschule baute das Grabensystem der Firma ROMOLD auf ihrem Standortübungsplatz bei Ingolstadt ein. Damit befindet sich neben Systemen aus Holz und Metall jetzt auch ein System aus Kunststoff in der „Musterhaussiedlung Grabensystem“. CPM Defence Network war beim Einbau dabei.

Pioniere bauen das ROMOLD-Grabensystem aus Kunststoff auf dem Standortübungsplatz der Pionierschule ein.
Pioniere bauen das ROMOLD-Grabensystem aus Kunststoff auf dem Standortübungsplatz der Pionierschule ein.
Foto: ROMOLD

Auf dem Standortübungsplatz der Pionierschule in Ingolstadt wurde kürzlich ein neues Grabensystem der Firma ROMOLD verbaut. Die Anlage wird von den Pionieren vor Ort auch als „Musterhaussiedlung Grabensystem“ bezeichnet.

In mehreren Abschnitten eines zusammenhängenden Grabensystems kommen verschiedene Materialien zum Einsatz – neben klassischen Baumstämmen gibt es beispielsweise einen Abschnitt aus Altmetall. Neu im Portfolio ist jetzt ein Grabensystem aus Kunststoff der Firma ROMOLD aus Surheim/Bayern.

ROMOLD-Grabensystem aus Kunststoff

Die Entscheidung für ein ROMOLD-System bei der Pionierschule fiel wohl aufgrund der möglichen Zeitersparnis, die das System des Kabelschachtbauers bedeutet. Neben der drei- bis vier Mal schnelleren Bauzeit fällt auch die logistische Effizienz ins Gewicht.

Für einen solchen Abschnitt des Grabensystems mit Kampfstand benötigen drei Soldaten nur wenige Stunden.
Für einen solchen Abschnitt des Grabensystems mit Kampfstand benötigen drei Soldaten nur wenige Stunden.
Foto: ROMOLD

Das Kunststoff-Grabensystem basiert auf 180 hohen und 90 Zentimeter breiten Metallrahmen, die durch genormte, ebenfalls 90 Zentimeter lange Kunststoffpanelle verbunden werden. Das durchdachte Stecksystem lässt sich auch ohne Werkzeug von ungelernten Infanteriekräften in einem zuvor ausgehobenen Graben errichten.

Dazu werden die Kunststoffelemente einfach von außen gegen die Metallrahmen gedrückt. Sollte der ausgehobene Graben nicht breit genug sein, steht den Soldatinnen und Soldaten ein „Infanterie-sicherer Klaminator“ zur Verfügung, mit dem die Steckelemente auch von innen angedrückt werden können.

Für den von drei Pionieren der Reserve verbauten Abschnitt in Ingolstadt wurden nur wenige Stunden benötigt. Wäre der Graben aus Holz gebaut worden, hätten sämtliche Bauteile erst vermessen und eigens zugeschnitten werden müssen.

Für den Boden des Schützengrabens aus Kunststoff stehen spezielle Wabengitter zur Verfügung, der Einsatz von Kies ist jedoch ebenfalls möglich. Nach den Seitenwänden wird der Kunststoffgraben mit denselben Elementen abgedeckt. Darüber wird schließlich noch eine wasserabweisende Plane gelegt und der Graben mit Erde verfüllt.

Ein Pionier nutzt den "Klaminator", um die Elemente von innen zu befestigen.
Ein Pionier nutzt den "Klaminator", um die Elemente von innen zu befestigen.
Foto: ROMOLD

Beim Verfüllen kam es dann in Ingolstadt zum kurzen Schockmoment: Der eingesetzte Bagger ließ einen massiven Felsblock aus zu großer Höhe gegen das errichtete Grabensystem fallen. Zwei der Kunststoffelemente brachen nach innen weg. Doch das Beheben des Schadens dauerte keine drei Minuten: Die beschädigten Elemente wurden schlicht entfernt und durch neue Elemente ersetzt.

Individualisierbar bei größtmöglicher Standardisierung

Möglichst standardisiert soll das System sein, aber individuelle Bausteine sind ebenfalls machbar. Ein Beispiel zeigt ROMOLD in Ingolstadt. Hier wurde auch ein Kampfstand errichtet, der neben einer Erhöhung auch Fächer für die Soldaten als Spezialbausteine zeigt.

Pioniere in Ingolstadt bauen das Kunststoff-Grabensystem von ROMOLD ein.
Pioniere in Ingolstadt bauen das Kunststoff-Grabensystem von ROMOLD ein.
Foto: ROMOLD

Hier zeigt sich, dass ROMOLD sein System ständig weiterentwickelt: Zunächst war ein langes Fach über die gesamte Breite des Kampfstandes geplant. Doch dieses brachte nicht die benötigte Stabilität, jetzt sind es zwei Einzelfächer, die nebeneinander angebracht werden können. Auch die Erfahrungen der Pionierschule in den kommenden Monaten sollen in die Weiterentwicklung des Grabensystems einfließen.

Vorteile des Kunststoff-Grabensystems

Zusätzlich zu den genannten Punkten sollen sich die Kunststoffelemente auch anpassen lassen. Das Material sei zwar hart, aber nicht brüchig. Es ist so flexibel, dass die Elemente – wie Holz – zurecht gesägt werden können. Nötig ist das beispielsweise, wenn der Graben nicht eine Kurve aufweist. Dann können die Elemente entsprechend der Krümmung auf einer Seite gestutzt werden. Alternativ lassen sich ungekürzte Elemente auch überlappen.

So sieht es im fertigen Graben aus. Hier wurde Kies als Untergrund gewählt.
So sieht es im fertigen Graben aus. Hier wurde Kies als Untergrund gewählt.
Foto: ROMOLD

Ein weiterer Pluspunkt: ROMOLD setzt durch seine Erfahrungen in der Produktion von Kabelschächten auf langlebige Materialien mit hoher Umweltverträglichkeit. Das System ist sowohl wieder abbaubar als auch recyclingfähig. Zudem lässt es sich beispielsweise im militärischen Übungsbetrieb auch über Jahre hinweg intensiv nutzen – ohne zu verrotten oder brüchig zu werden.

Nachteile des Kunststoff-Grabensystems

In Ingolstadt sind die für den Bau eingesetzten Unteroffiziere noch unentschlossen. Sie loben die Geschwindigkeit des Steckens, sehen jedoch auch Nachteile beim Material. Man könne nicht „mal eben einen Nagel in die Wand schlagen“ merkt ein Pionier an. Holz sei hier flexibler. Laut Hersteller böten die im Spritzgussverfahren produzierten Kunststoffelemente die Möglichkeit, dass man Schrauben sicher hineindrehen könne.

Auch stellt sich die Frage, ob das Grabensystem von ROMOLD im Ernstfall zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Zwar sind die Elemente auf Europaletten und in Standard-Containern verlegbar, doch könnte es an der Front mitunter schneller gehen, sich das benötigte Holz im nächstgelegenen Waldstück selbst zu schlagen – ungeachtet der schnelleren Bauzeit des Kunststoffsystems.

Grabensystem – nicht nur für Pioniere interessant

Auf dem Standortübungsplatz bei Ingolstadt können Pioniere die Möglichkeiten der Stabilisierung eines ausgehobenen Grabens begutachten. ROMOLD konnte durch den Einbau seines Systems durch die Truppe gleich mehrere Vorteile seiner Kunststoffvariante unter Beweis stellen.

Pioniere aus Deutschland und aus befreundeten Nationen hatten am Einbautag die Gelegenheit, die erweiterte „Musterhaussiedlung Grabensystem“ zu begutachten. Auch Soldaten anderer Truppengattungen waren beim Einbau dabei – es gibt Überlegungen, das System auch an Übungsplätzen der Luftwaffe zu verbauen.

Die Pionierschule bewies durch den Einbau des neuen Grabensystems von ROMOLD, dass sie offen für innovative Ansätze ist. Das System wird weiter in der Truppe getestet. Am Ende könnte es so sein wie häufig: Die flexible Mischung verschiedener Systeme führt zum Erfolg.

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