Die 23 an die Ukraine abgegebenen Bergepanzer sollen bei der Bundeswehr ersetzt werden – doch am dafür eigentlich notwendigen Vergabeverfahren darf ein möglicher Hersteller – die FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH – offenbar nicht teilnehmen. In einem Brandbrief schlug das Unternehmen gegenüber Angehörigen des Bundestages Alarm. CPM Defence Network sprach mit einem der Geschäftsführer der FFG, Max Heimann, über mangelnde Transparenz, ein möglicherweise besseres Produkt und erstaunliche Terminabsagen. Wie geht es weiter mit dem Ersatz der Bergepanzer?
Die Bundeswehr hat insgesamt 23 Bergepanzer aus ihren Beständen an die Ukraine abgegeben, die jetzt ersetzt werden sollen. Was wissen Sie als Hersteller von Bergepanzern über den aktuellen Stand dieser Ersatzbeschaffung?
Wir wissen, dass die Fahrzeuge abgegeben worden sind; dass man diese nicht unmittelbar nachbeschafft hat. Nach unserem jetzigen Kenntnisstand gibt es ein Vergabeverfahren, bei dem wir nicht dabei sind – aus welchen Gründen auch immer – bei dem man versucht, die Beschaffung freihändig mit anderen Anbietern zu lösen. Warum das so ist, wissen wir nicht.
Wir wollen da auch gar nicht weiter spekulieren oder mit dem Finger auf andere zeigen. Uns ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass wir ein gutes Produkt haben, das auch in anderen Ländern eingeführt ist. Wir wissen von unseren Kunden, dass sie sehr zufrieden sind und sie immer pünktlich, teilweise sogar überpünktlich beliefert wurden.
Mit diesem Wissenstand haben Sie einen Brandbrief an die Mitglieder des Haushalts- und des Verteidigungsausschusses geschickt. Darin haben Sie zum Ausdruck gebracht, dass Sie den fairen Wettbewerb vermissen. Was war die Motivation, gerade diesen Brief zu schreiben und welche Reaktion erhoffen Sie sich darauf?
Wir haben einfach die Sorge, dass es keinen fairen Wettbewerb gibt. Es hat auch Anfragen seitens Mitgliedern des Bundestages gegeben, auf die mit dem Verweis auf ein laufendes Vergabeverfahren geantwortet wurde. Wir haben im Februar dieses Jahres ein Angebot abgegeben – initiativ – und bis heute keine Antwort erhalten.
Also nicht mal eine Bestätigung im Sinne von „vielen Dank für das Angebot, wir kümmern uns“, sondern einfach gar nichts. Da machen wir uns schon Gedanken, wie es um den fairen Wettbewerb steht. Das haben wir an unterschiedlicher Stelle zum Ausdruck gebracht, aber nicht wirklich eine Resonanz bekommen.
Das Thema ist doch, dass wir uns über Verbindlichkeit Gedanken machen müssen. Wenn man miteinander redet, dann ist das ja okay. Aber einen Termin mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), der ursprünglich mal im Mai anberaumt war, immer weiter zu verschieben, bis er zuletzt für September angedacht war, ist nicht gerade förderlich.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, aber dieser Termin wurde heute komplett abgesagt – mit Verweis auf ein laufendes Vergabeverfahren. Dabei hatte der Termin vier Agendapunkte, von denen nur einer das Thema Bergepanzer war.
Um das auch ganz deutlich zu machen: Das eine ist, dass wir diesen Beschaffungsprozess für die Bergepanzer kritisieren. Aber natürlich sehen wir uns nach wie vor als wichtigen und relevanten Partner der Bundesrepublik und auch alliierter Streitkräfte. Trotzdem: Es gibt Situationen, da müssen Missstände auch klar benannt werden.
Mit der Terminabsage haben Sie schon Teile meiner nächsten Frage vorweggenommen. Gibt es denn auch seitens der Politik bereits Feedback auf Ihren Brandbrief von letzter Woche?
Ja, wir haben aus der Politik das Feedback bekommen, dass das Thema ernst genommen und man sich damit beschäftigen wird. Wir werden sehen, was jetzt als Nächstes folgt. Aber aus dem BAAINBw haben wir erst einmal nur eine Terminabsage bekommen.
Um ein bisschen konkreter zu werden: Wir reden von einem Bergepanzer Büffel, der in die Bundeswehr eingeführt wurde. Sie bieten einen Bergepanzer WiSENT an, der in sechs anderen Nutzerstaaten eingeführt wurde – in der Bundeswehr jedoch nicht. Ganz konkret, warum sollte Deutschland ein bereits eingeführtes Produkt durch ein neues ersetzen?
Was wir gelernt haben, ist, dass die Geschwindigkeit und Lieferfähigkeit, das alles maßgebende Kriterium sein soll. Da sind wir unserem Kenntnisstand nach extrem gut aufgestellt. Wir haben ein sehr gutes Fahrzeug, das auch schon bei der Bundeswehr getestet worden ist. Die, die das getestet haben, haben uns extrem gutes Feedback zurückgespielt. Wir glauben, dass es sinnvoll ist, sich das Fahrzeug weiter anzugucken und im Sinne der Steuerzahler ist es gut, wenn man mehr Leistung für weniger Geld bekommt.
Es ist nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch der Preis, wo Sie den Vorteil sehen bei Ihrem Produkt?
Genau. Dann ist es auch mehrrollenfähig einsetzbar. Es kann als Berge-, als Pionier-, als Minenräumfahrzeug eingesetzt werden. Es ist einfach umzurüsten auf die verschiedenen Einsatzfähigkeiten. Das Fahrzeug hat eine Menge an Vorteilen, die auch andere NATO-Nutzerstaaten darin sehen. Die skandinavischen Nachbarn – Dänemark, Norwegen – nutzen das Fahrzeug bereits und haben Nachbestellungen angekündigt.
Sie sagten, dass es bereits Reaktionen auf Ihren Brandbrief gab. Sollte aber das Ergebnis letztendlich nicht in Ihrem Sinne sein, gäbe es dann andere Möglichkeiten, ein Stück weit zum fairen Wettbewerb zu kommen bei?
Uns geht es jetzt erst einmal darum, auf diesen aktuellen Stand hinzuweisen. Grundsätzlich sagen wir, dass nur sprechenden Menschen geholfen werden kann. Wir hoffen weiter auf einen Dialog mit den beteiligten Stellen und es soll jetzt auf keinen Fall ein Regelfall werden, zu solchen Mitteln wie Brandbriefen zu greifen.
Wir sind ein starker und zuverlässiger Partner und sind das auch in der Zukunft. Wir suchen die Lösungen im Dialog und nicht im Konflikt.
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