Was macht eigentlich der PlaFüStab im BMVg?

„Mit dem Ende des Sondervermögens endet die Zeitenwende nicht“, war sich die stellvertretende Leiterin des Planungs- und Führungsstabs (PlaFüStab) im BMVg, Carolin Thielking, bei einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT) in Bonn sicher. Auch wenn zukünftig das Zwei-Prozent-Ziel eingehalten und eine Finanzierung der Bundeswehr nach 2028 gesichert werde, müssten diese Finanzmittel insbesondere im Bereich der Rüstung klug und nachhaltig eingesetzt werden. Thielking sagte: „Wir brauchen mehr Standardisierung, stärkere Interoperabilität, stärkere Integration und dann auch die geforderte echte Austauschbarkeit.“ Neben einer Einordnung ihrer Arbeit, richtete sie zudem bei ihrem Vortrag ganz direkt Kritik an die Industrie.

Konnte leider nur via Videoschalte vor Ort sein: die stellvertretende Leiterin des Planungs- und Führungsstabs (PlaFüStab) im BMVg Legationsrätin Carolin Thielking.
Konnte leider nur via Videoschalte vor Ort sein: die stellvertretende Leiterin des Planungs- und Führungsstabs (PlaFüStab) im BMVg Legationsrätin Carolin Thielking.
Foto: cpm/Navid Linnemann

Da der „PlaFüStab“ im BMVg erst durch Verteidigungsminister Boris Pistorius im vergangenen Jahr eingerichtet wurde, gab Legationsrätin Carolin Thielking Einblicke in ihre Erfahrungen als stellvertretende Leiterin dieses neuen Stabes. „Wir bezeichnen uns zum Ersten gerne als Kohärenzmaschine, zum Zweiten als Informations-Hub und zum Dritten als Dienstleister für eine fokussierte Entscheidungsverbreitung“, erläuterte Thielking die drei Arbeitsbereiche, in die der PlaFüStab unterteilt ist. Grundsätzlich gehe es darum, Planung und Führung durch eine Verzahnung der gesamten Leitungsebene zu optimieren. Dies schließe beispielsweise die Verknüpfung von militärischer und ziviler sowie fachlicher und politischer Perspektive im BMVg mit ein.

Gliederung des Planungs- und Führungsstabs im BMVg

Ausformuliert besteht der PlaFüStab zunächst aus einem zentralen Auftragsmanagement, dessen Aufgabe in der Koordination bzw. Zuweisung der drei Arbeitsbereiche besteht. Diese sind zuständig für 1. die Streitkräfte sowie Bündnisangelegenheiten, 2. die Fragen der Rüstung und 3. Personalrecht, Infrastruktur und Strategie.

Abschnitt aus dem Organisationsplan des BMVg (Stand 1. Oktober 2023).
Ausschnitt aus dem Organisationsplan des BMVg (Stand 1. Oktober 2023).
Quelle: BMVg

Daneben gibt es den Bereich des Lagezentrums BMVg. „Dort findet sich einmal die Leitungsinformation, die einen 360°-Radar hat im Bereich der Sicherheitspolitik“, erklärte Thielking. „Die Kolleginnen und Kollegen dort sind 24/7 besetzt, verfolgen jede relevante sicherheitspolitische Entwicklung in der Echtzeit und können auch mit einem Bereitschaftsdienst zu jeder Tages- und Nachtstunde die Leitung entsprechend informieren.“

Zur Leitungsinformation kommt der Krisenstab, der über die ganze Bereite des Geschäftsbereichs BMVg Lagebilder erstellt, auf deren Grundlage Entscheidungen vorbereitet werden können. Falls die Lage es erfordert, kann im sogenannten „Plug-in-Verfahren“ Fachexpertise aus den einzelnen Abteilungen für die Leitung hinzugeführt und gebündelt werden. Als Beispiele aus der Praxis nennt Thielking den aktuellen Konflikt in Israel und den Krieg in der Ukraine, wobei letzterer zur Einrichtung eines Sonderstabs im Lagezentrum geführt hat.

Diese Bereiche gehören zum PlaFüStab des BMVg

  • Zentrales Auftragsmanagement
    • Arbeitsbereich 1: Streitkräfte & Bündnisse
    • Arbeitsbereich 2: Rüstung
    • Arbeitsbereich 3: Strategie & Infrastruktur
  • Lagezentrum BMVg
    • Leitungsinformation
    • Krisenstab
    • Sonderstab Ukraine

Nach der eher technischen Darstellung der Gliederung des PlaFüStabs im BMVg ging Thielking konkreter auf die Gründe für die Etablierung des Stabes ein. Das Zielbild sei die vom Minister ausgegebene „Kriegstüchtigkeit“ angesichts der geänderten Weltlage und die daraus resultierende Umgliederung des BMVg.

Drittes großes Anliegen, das wir verfolgen, ist die Kohärenzmaschine. Wir wollen hier in diesem Haus- und Ressortkreis für Kohärenz – für vernetztes Denken und Arbeiten – sorgen. Und wir wollen auch kurzfristig der Leitung passgenaue Einseiter bereitstellen, Ressource sein für Informationen, um kurzfristiger Entscheidungsfindung zu befördern.
– LR I. Carolin Thielking, Stv. Leiterin des PlaFüStabs

Neben der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung und die Führungsrolle an der NATO-Ostflanke nannte Thielking auch die Beschleunigung von Rüstungs- und Beschaffungsvorhaben, das Sondervermögen, die Etablierung eines European Sky Shields und „unser Engagement für Deutschland als logistische Drehscheibe, was wir jetzt im laufenden Jahr auch ausführlich üben werden“, als die zahlreichen wichtigen Aufgabenfelder, für die eine zentrale Planung und Führung im BMVg notwendig sei.

Aus Sicht des PlaFüStabs: So geht es 2024 weiter

„Wir setzen darauf, dass die bereits geschlossenen Verträge in qualitativer, quantitativer und zeitlicher Hinsicht von der Industrie erfüllt werden“, sagte Thielking vor einem Publikum, in dem zahlreiche Vertreter*innen der Rüstungsindustrie saßen. Die letzten Worte ihres Vortrags adressierte sie demnach ganz offen an den „Partner Industrie“ und erklärte, dass man im BMVg gemeinsam mit dem Beschaffungsamt mehr als 10.000 Verträge und „eine hohe zweistellige Anzahl an 25-Millionen-Euro-Vorlagen“ plane.

Dezente Kritik an der Industrie gab es von Thielking allerdings auch, die mit Blick auf die häufig genannten Vorwürfe nach fehlender Planungssicherheit sagte: „Aber gleichzeitig wissen Sie als Industrievertreter auch, dass [eine zunehmende Beschaffung seitens des Bundes, Anm. d. Verf.] bedeutet, dass man risikofreudig in neue Produkte investieren muss und auch in Fertigungskapazitäten.“

Nach dem Thielkings Vortrag sollte den Anwesenden klar geworden sein, dass sich im Ministerium seit Anfang 2023 strukturell viel getan hat, um sowohl die militärische Führung der deutschen Streitkräfte als auch die Planung und Beschaffung von Rüstung zu optimieren. Der Minister hat also geliefert. Liefert die Industrie auch?

Navid Linnemann

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BMVgDeutsche Gesellschaft für WehrtechnikDWTPlanungs- und FührungsstabPolitikZeitenwende
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