Sieg der Ukraine zur See: „Remember this day“

„Remember this day“, mit diesen Worten schloss Dmytro Pletenchuk, Sprecher der Marine der Ukraine, am Montag seinen Post auf Facebook. „Das letzte Schiff der russischen Schwarzmeerflotte verlässt in diesem Moment unsere Krim.“ Es ist nicht nur der Sieg Davids über Goliath, sondern auch von unbemannten Systemen über bemannte Einheiten. Von günstig über teuer. Dieser Tag sollte wirklich in Erinnerung bleiben, als Zeichen der Neuordnung des Seekriegs.
Am Tag der Marine der Ukraine, dem 7. Juli, ehrte das Land die gefallenen Marinesoldaten. Nur wenige Tage später verließ das letzte russische Kriegsschiff die Häfen der besetzten Krim.
Am Tag der Marine der Ukraine, dem 7. Juli, ehrte das Land die gefallenen Marinesoldaten. Nur wenige Tage später verließ das letzte russische Kriegsschiff die Häfen der besetzten Krim.
Foto: President of Ukraine

Als Russland im Februar 2022 die Ukraine angriff, war die ukrainische Marine in keinem besonders schlagkräftigen Zustand. Dementsprechend einfach errang Russland seine Siege zur See, der Angreifer dominierte das Schwarze Meer, schnitt die ukrainischen Häfen vom Rest der Welt ab. Die Krim war dabei der Stützpunkt und das Prestigeobjekt der russischen Marine.

Der Rückzug des letzten russischen Schiffes aus den Häfen der Krim, es ist ein enormer Ansehensverlust für die russischen Streitkräfte. Und es zeigt, die Ukraine kann gewinnen. Gegen eine russische Flotte, gegen eine Weltmacht. Das „Wie“ wird die Köpfe aller künftigen Marineoffiziere beschäftigen.

Wendepunkt im Mai 2024

Der Erfolg ist der ukrainischen Konzentration auf Missiles und unbemannte Systeme zuzuschreiben. Schließlich waren die militärischen Führer des angegriffenen Landes sich sicher, dass sie weder eine Material- noch eine Menschenschlacht gewinnen könnten. In beiden Punkten ist Russland uneinholbar überlegen.

Die einzige Chance bestand also in günstigen Systemen, welche schnell produziert, vernetzt und mit vergleichsweise geringem Personaleinsatz auch den großen Waffensystemen trotzen konnten. Den Beginn machten die vor allem aus den USA und Europa gelieferten Lenk- und Marschflugkörper. Schnell kamen Missiles aus ukrainischer Produktion hinzu, wie etwa der Long Neptune Marschflugkörper mit seiner Reichweite von über 350 km. Diese Missiles wurden im weiteren Verlauf des Krieges ergänzt durch unbemannte Systeme.

Der Wendepunkt kam schließlich im Mai dieses Jahres, als die ukrainische Marine erstmals in der Lage war, russische Schiffe schneller zu versenken, als diese dem Schwarzen Meer zugeführt werden konnten. Zu Beginn des Krieges besaß die russische Schwarzmeerflotte 74 Schiffe, von denen die Ukraine bis jetzt etwa ein Drittel versenken oder stark beschädigen konnte.

Die unbemannten Systeme der ukrainischen Marine

Die Ukraine verfügt mittlerweile über eine größere Flotte von unbemannten Seesystemen, deren Aufbau sich allerdings weitgehend ähnelt. Meistens handelt es sich um ein kleineres, ungeschütztes Boot, in das die Technologie und die Bewaffnung integriert wird. Einen ständig aktualisierten Überblick über die vorhandenen Typen liefert beispielsweise „Covert Shores“.

35 USV Sea Baby beschafft die Ukraine aktuell für ihre Marine.
35 USV Sea Baby beschafft die Ukraine aktuell für ihre Marine.
Bild: Ukraine Ministry of Defense

Diese Systeme sind schnell und günstig herzustellen, so hat das erste Unmanned Surface Vessel (USV) Mykola unter 200.000 Dollar gekostet. Durch Mykolas wurde wiederum nachweislich das damalige Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, die Fregatte Admiral Makarow, stark beschädigt. Der Angriff auf die Admiral Makarow fand im Oktober 2022 statt, erst im August 2023 nahm die russische Fregatte wieder ihren Dienst auf.

Hier zeigt sich ein weiterer Nachteil der bemannten Schiffe. Je moderner, je universeller einsetzbar, je mehr Fähigkeiten, desto länger und teurer die Reparatur. Im Gegensatz zu den einfach aufgebauten USV der Ukraine, wo die Reparatur entweder schnell durch Einzelpersonen durchgeführt werden kann oder der Verlust direkt mit einkalkuliert ist.

Fundraiser zur Unterstützung der Ukraine

Wer die Ukraine direkt finanziell unterstützen möchte, kann dies über die Fundraiser-Page der ukrainischen Regierung machen. Hier lassen sich auch unbemannte Systeme für die ukrainische Marine finanzieren, gleichzeitig sind auf der Page immer die neuesten Entwicklungen zu sehen.

So wird aktuell die Sea Baby im Fundraising beworben. „Sie sind in der Lage, 850 Kilogramm Sprengstoff zu transportieren, auf 90 km/h zu beschleunigen und eine Strecke von 1.000 Kilometern zurückzulegen. Die Rümpfe der Schiffe bestehen aus einem Material, das vom Radar nicht erfasst werden kann“, berichtet die ukrainische Regierung. „Wir sammeln Geld für 35 dieser Systeme. Für eine Spende von 221.000 Dollar oder mehr können Sie einem Unmanned Surface Vessel Ihren Namen geben.“

Auch diese Finanzierung über Fundraising ist ein Novum, das den Innovationsgeist der ukrainischen Streitkräfte zeigt. Ein Innovationsgeist, der nun sogar die berühmte und schlagkräftige russische Schwarzmeerflotte aus den Häfen der besetzten Krim vertreiben konnte. Slava Ukraini!

Mit WhatsApp immer auf dem neuesten Stand bleiben!

Abonnieren Sie unseren WhatsApp-Kanal, um die Neuigkeiten direkt auf Ihr Handy zu erhalten. Einfach den QR-Code auf Ihrem Smartphone einscannen oder – sollten Sie hier bereits mit Ihrem Mobile lesen – diesem Link folgen:

Beitrag teilen

Das könnte Sie auch interessieren

Anzeige

Verwendete Schlagwörter

Ukraine
Index