Es war ein langer Weg, den das neue Standard-Sturmgewehr G95A1 der Bundeswehr zu gehen hatte. Doch am Freitag konnte das Unternehmen Heckler & Koch endlich melden, dass die Bundeswehr die erste Serienlieferung des neuen Standard-Sturmgewehrs G95A1 (16,5 Zoll-Rohr) und G95KA1 (Kurzrohr mit 14 Zoll-Rohr) beauftragt hat.
„Mit dem jetzt beauftragten Los beginnt die Auslieferung einer neuen Generation infanteristischer Bewaffnung für die Bundeswehr“, berichtet Heckler & Koch. „Der Beschaffungsprozess hatte 2017 mit einem europaweiten Vergabeverfahren begonnen und wurde im Jahr 2023 rechtskräftig abgeschlossen. Die jetzt erfolgte Bestellung markiert den operativen Start der Serienlieferung.“
Das Gewehr basiert auf dem bewährten Modell HK416 A8 und wird bei der Bundeswehr künftig unter der Bezeichnung G95A1 bzw. G95KA1 geführt. Gegenüber dem aktuell in der Nutzung befindlichen Sturmgewehr G36 wird das G95A1 zwar präziser, dies wurde allerdings durch ein höheres Gewicht erkauft, da einige Teile nun aus Aluminium und nicht mehr aus Hochleistungskunststoff gefertigt sind.
Erfolgreiche Erprobung und Serienauftrag
In die Erprobung ging das G95A1 bereits im Herbst 2023. Die erste Auslieferung von 390 Waffen mit Zubehör erfolgte im September 2023. Einige der Waffen gingen an die Wehrtechnische Dienststelle für Waffen und Munition (WTD 91), viele wurden ab Januar 2024 zur Erprobung in arktischem, wüstenähnlichem und tropischem Klima sowie bei weiteren Truppenerprobungen im Inland getestet.
Diese Tests verliefen erfolgreich, was kaum überraschte, da das HK416 schließlich als Standard-Sturmgewehr in den französischen, luxemburgischen und norwegischen Streitkräften sowie dem U.S. Marine Corps eingeführt ist. Zudem ist das Sturmgewehr G95K für die Spezialkräfte seit 2020 in die Bundeswehr eingeführt.
Nach den innerhalb von anderthalb Jahren erfolgreich abgeschlossenen Tests folgte nun also der Vertrag über das erste Los der Serie des HK416A8, bzw. des G95A1, wie es in der Bundeswehr heißen wird. Womit die Serienproduktion tatsächlich ein Jahr früher als ursprünglich geplant beginnen kann. Die Bundeswehr hatte bereits 2022 beim Hersteller angefragt, ob ein Vorziehen der Auslieferung, inklusive der Testwaffen, um ein Jahr möglich ist. Dieses wurde durch Heckler & Koch nun also erfolgreich umgesetzt.
Ebenfalls erfolgreich umgesetzt wurden einzelne Veränderungen gegenüber dem HK416. So wird das deutsche Sturmgewehr beispielsweise den Sicherungsflügel von der Ausführung für das KSK erhalten. Ebenfalls geändert wurde der Griff, der neue hat austauschbare Seiten und andere Griffrückenteile, weitere Änderungen betreffen unter anderem die flachere Schulterstütze und der längere Handschutz.
Lieferumfang noch aufwuchsfähig
Insgesamt sollen nach vorläufigen Planungen – die allerdings den Sachstand des Beginns der Beschaffung eines neuen Standard-Sturmgewehrs, also das Jahr 2017 abbilden – 118.718 Waffen unter Vertrag gehen. Allerdings ist mit dem geplanten Aufwuchs der Bundeswehr auch eine Aufstockung des Vertrags zur Beschaffung der G95A1 verbunden. Die bisher genutzten Standard-Sturmgewehre G36 sollen schließlich, so Aussagen aus Bundeswehrkreisen gegenüber CPM Defence Network, an die Reserve gehen, die ebenfalls aufwachsen und besser ausgestattet werden soll.
„Wir freuen uns sehr über den Auftrag und das Vertrauen, das damit verbunden ist“, sagt der Vorstandsvorsitzende von Heckler & Koch, Dr. Jens Bodo Koch, zum gestern erfolgten Auftrag durch das BAAINBw. „Das HK416 steht für modernste Technologie, höchste Zuverlässigkeit und Präzision – und es ist ein starkes Zeichen für die Fähigkeit der deutschen Industrie, unsere Streitkräfte bestmöglich auszurüsten.“
Daten des G95A1
Länge maximal: 942mm
Länge minimal: 860mm
Breite: 75mm
Höhe: 237mm
Gewicht Waffe ohne Magazin: ca. 3,6 kg
Kaliber: 5,56mm x 45 NATO
Funktionsprinzip: Indirekter Gasdrucklader
Hülsenauswurf: Rechts
Feuerraten: Einzelfeuer/Dauerfeuer
Schussfolge: 850 Schuss/min
Effektive Hauptkampfentfernung: bis 450 Meter
Präzises Unterdrückungsfeuer: bis 600 Meter