Unterseekabel bilden das Rückgrat der globalen Kommunikation und transportieren länderübergreifend Strom. Mit ihnen werden täglich Milliarden von Datenpaketen übertragen – vom YouTube-Stream bis zu Finanztransaktionen in Billionenhöhe. Doch diese lebenswichtige Infrastruktur ist zunehmend bedroht. Nicht immer ist klar, ob hinter einem beschädigten Unterseekabel gezielte Sabotage oder doch nur ein Unfall steckt. Fest steht, ihre Häufigkeit nimmt nicht nur in der Ostsee zu.
Spannungen rund um Taiwan
Auch im Indopazifik hat die Zahl der gemeldeten Fälle zugenommen. Taiwan – das eine Invasion Chinas befürchtet – meldete bereits fünf Fälle von beschädigten Unterseekabeln für das noch junge Jahr 2025. In den Jahren 2023 und 2024 waren es jeweils nur drei Fälle.
Ein besonders aufsehenerregender Vorfall war die Beschädigung eines Kabels durch das mit chinesischer Besatzung unter der Flagge Togos fahrende Frachtschiff „Hong Tai 58“. Ende Februar wurde es von taiwanesischen Behörden festgesetzt, nachdem es in der Nähe eines beschädigten Kabels nicht auf Rufe der Küstenwache reagiert hatte. Nach anschließenden Untersuchungen wurde jetzt gegen den Kapitän des Schiffes Anklage erhoben.
Dual Use: Kabelschneiden via U-Boot
Sowohl bei den Fällen in der Ostsee als auch bei der „Hong Tai 58“ geht man von einer Beschädigung durch über die Kabel gezogene Anker aus. Zumindest in den Fällen mutwilliger Sabotage könnte sich das bald ändern. China soll ein Gerät zum Durchtrennen von Tiefseekabeln entwickelt haben, welches stahlummantelte Unterwasser-Kommunikations- und Stromleitungen in Tiefen von bis zu 4.000 Metern durchtrennen können soll. Die meisten Unterseekabel liegen in einer Tiefe von rund 2.000 Metern.
Entwickelt wurde das Gerät vom China Ship Scientific Research Centre (CSSRC). Es soll kritische Infrastrukturen ins Visier nehmen können. Nach Angaben des CSSRC wurde es für Bergungsmissionen und den Tiefseebergbau entwickelt. Doch das Potenzial für militärische Anwendungen sorgt bei Beobachtern für Alarm. Sollte China tatsächlich kleine U-Boote zur Zerstörung der Unterseeinfrastruktur einsetzen, wäre dies noch schwieriger aufzuklären als ohnehin schon.
Das von China offiziell vorgestellte Gerät verfügt über ein Gehäuse aus einer Titanlegierung und eine diamantbeschichtete Schleifscheibe zum Durchtrennen von auch mehrfach durch Stahl und Gummi geschützten Kabeln. Es kann sowohl von bemannten als auch von unbemannten U-Booten mitgeführt werden. China unterhält die weltweit größte Flotte von Unterseebooten.
Abschreckung und Vorbereitung?
Die jüngsten Vorfälle zeigen die Verwundbarkeit unserer globalen Infrastruktur. Doch gerade um Taiwan könnten sie – wie die jüngsten Berichte über Landungsbrücken – auch ein weiteres Vorzeichen einer anstehenden Invasion sein. Mit Blick auf die Ostsee, in der auch ein chinesisches Schiff der Sabotage an einem Unterseekabel verdächtigt wurde, könnte die offizielle Vorstellung des Schneidegeräts allerdings auch der Abschreckung dienen.
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