Die deutsch-amerikanische Firma WALARIS stellt auf der RüNet 2025 ihr AirScout Tactical genanntes Rapid Deployment Kit eines Counter-sUAS (small Unmanned Aerial System) vor. Der Deutschlandsitz von Walaris und Entwicklungsstandort der ITAR-freien Software für das C-UAS System befindet sich in Nürnberg. Defence Network sprach am Rande der RüNet mit David Sonntag, Senior Director Business Development bei der Walaris GmbH
Herr Sonntag, was genau ist AirScout Tactical?
AirScout Tactical ist ein so genanntes Rapid Depoyment Kit. Damit meinen wir einen für den mobilen Einsatz konzipierten Mix an Sensoren, welche gemeinsam über eine Sensor Fusions-Software gesteuert werden und ein KI-basiertes Lagebild von erkannten und verifizierten Bedrohungen ermöglichen. Das System ist auf einfachen Transport, schnellen Aufbau und intuitive Bedienung ausgelegt. Alarmierung und Verfolgung von Objekten mit optischen Sensoren erfolgt dabei automatisch. Ziel ist es, dass die Truppe bereits auf Trupp- oder Zugebene ein autarkes Lagebild über Bedrohungen, wie bspw. Drohnen im Umkreis, generieren kann.
Walaris bietet verschiedene Varianten oder Versionen an, wodurch genau unterscheiden sich diese? Und es gibt den Unterschied zwischen der Software und einem komplett einsatzfähige System?
Wir bieten unseren Kunden die Möglichkeit zwischen einer Gesamtlösung, wie dem beschriebenen Rapid Deployment Kit sowie stationärer Installationen mit individuell ausgewählter Sensorik, oder einer reinen Software-Lizenz zu wählen. Entsprechen bekommt man entweder ein voll integriertes und kalibriertes System aus einer Hand, oder einen wesentlichen Softwarebaustein für ein größeres System. Die reine Lizenz ist wiederum im mehrere Ausbaustufen erhältlich: von reiner KI-Analyse der Video Streams für EO oder IR Kameras, über zusätzliche automatische Pan, Tilt, Zoom & Fokussteuerung bis zur vollständigen Sensor Fusion Software Plattform.
Künstliche Intelligenz spielt in dem System eine entscheidende Rolle, welche?
Da wir verschiedene Sensortypen für die Detektion nutzen müssen wir damit umgehen, dass diese unterschiedlichste False Positives produzieren können. Ein Vogel wird zum Beispiel manchmal vom Radar mit einer Drohne verwechselt, auch wenn die Algorithmen immer besser werden.
Da jeder Sensortyp seine Stärken und Schwächen hat braucht es ein mehrstufiges Verfahren, um eine echte Bedrohung von einem Fehlalarm zu unterscheiden. Wir nutzen dazu verschiedene Computer Vision AI Modelle in Verbindung mit einer automatischen Kamerasteuerung.
Das System verifiziert mittels Kameras von selbst, ob die Detektion eines Sensors eine echte potenzielle Bedrohung darstellt, indem es das Objekt findet, ran zoomt, scharfstellt und dann mit den Trainingsdaten auf Muster und Ähnlichkeiten abgleicht.
Der Bediener wird alarmiert, wenn die KI die Bedrohung bestätigt. Hierzu sind riesige Mengen an Trainingsdaten nötig, welche von uns selbst erstellt und annotiert werden. Nur so kann eine hohe Qualität der Daten und damit einhergehende Genauigkeit der Modelle gewährleistet werden.
Alle reden von Software Defined Defence und offenen Architekturen. Wie sieht das bei Ihrem System aus? Welche Sensoren, Effektoren oder Hersteller können Sie integrieren?
In vielen Fällen haben Kunden sich bereits für bestimmte Sensoren entschieden oder diese bereits seit längerem im Einsatz und wollen mit unserer Software das Bestandssystem verbessern.
Entsprechend müssen wir Hardware-agnostisch arbeiten und gut dokumentierte Schnittstellen in Richtung Sensorik und C2 Systeme anbieten. Die Möglichkeit bestehende Gesamtsysteme nachträglich per Software zu verbessern ist einer der Vorteile von SDD. Dennoch bereitet jeder Sensor und jedes C2 System einen initialen Integrationsaufwand, denn so vielfältig wie die Herstellerlandschaft sind auch die Schnittstellen und Protokolle der verschiedenen Komponenten.
Es braucht also nicht nur eine flexible Softwarelösung, sondern auch die Expertise diese mit vielfältigen anderen Lösungen interoperabel zu machen. Wir haben so bereits diverse Kamera und Radarsysteme, sowie Akustik- und RF Sensoren vollständig integriert und bieten ebenso den Service an dies für weitere Komponenten auf Kundenwunsch zu tuen.
Wie können wir uns den taktischen Einsatz des Systems vorstellen? Wer klassifiziert und entscheidet am Ende über den Einsatz von Effektoren?
Das System soll den Bediener unterstützen und entlasten, ohne ihm die letztendliche Entscheidung abzunehmen. Im militärischen Kontext nehmen wir dem Menschen die Entscheidung zum Waffeneinsatz nicht ab.
Aber wir helfen ihm eine qualifizierte Entscheidung zu treffen, indem wir die Bedrohung verifizieren und dem Bediener auf eine Art präsentieren, welche er schnell mittels seiner eigenen Augen versteht: als zugeschnittenen, ran gezoomten Bildausschnitt. Zudem liefern wir präzise Zieldaten in hoher Updaterate und optional auch die Möglichkeit, den Effektor selbst automatisch zu steuern und auf das Ziel zu richten. Für den Waffeneisatz selbst jedoch bleibt zu Glück der „Human in the Loop“.
Jetzt gibt es aktuell viele Angebote an C-UAS Systemen. Was unterscheidet Ihr System, macht es anders oder besser als die der Mitbewerber?
Die meisten C-UAS Systeme wurden entweder um einen konkreten Sensor oder Effektor herum entwickelt, oder werden von Integratoren angeboten, die am Markt die besten Einzellösungen zu einem Gesamtsystem kombinieren. Letzte Anbieten sind eine unserer Zielgruppen, denn diese können unsere Software einfach integrieren und dadurch einen deutlichen Mehrwert erlangen.
Im Vergleich zum erstgenannten Beispiel haben wir die Möglichkeit unsere Kunden Hardware-agnostisch zu beraten und Sensoren zu wählen die gut zu den deren Anforderungen passen. Als Beispiel sollte man sich vorher überlegen, ob kabelgebundene Drohnen eine reelle Bedrohung im eigenen Anwendungsfall sind, bevor man sich allein auf einen Anbieter von RF Sensoren verlässt.
Letztlich lässt sich durch unseren Ansatz auch eine wirtschaftliche Lösung konzipieren, denn nicht jedes Szenario bedarf die teuersten Hochleistungssensoren.
Ist Ihr System schon irgendwo integriert oder in Nutzung?
Führende europäische Anbieter von C-UAS Lösungen, wie Diehl Defence, Hensoldt und DefSecIntel, setzten bereits auf Walaris. Besonders wichtig für uns ist, dass unsere Computer Vision AI bereits als Teil des ASUL Systems bei der Bundeswehr im Einsatz ist. Zudem sind wir seit einiger Zeit auch als Teil des Eirshield Systems von DefSecIntel, welches in der Ukraine Drohnen abwehrt.
Text und Interview: Defence Network / af
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