Ein besonderes Ereignis wurde gestern auf der Peenewerft in Wolgast begangen. Mit dem Brennstart für die erste Fregatte der neuen Klasse F126 fand der offizielle Baubeginn für das größte Beschaffungsprojekt in der Geschichte der Deutschen Marine statt. Dazu konnte die Peenewerft viele hochrangige Ehrengäste begrüßen, darunter die Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium der Verteidigung, Siemtje Möller, den Besitzer der niederländischen DAMEN Group und seinen Managing Direktor Roland Briene sowie den „Chef“ des Familienunternehmens Naval Vessels Lürssen, Friedrich Lürssen. Vertreter des Inspekteurs der Deutschen Marine und der Abteilungsleiter der Abteilung See im BAAINBw repräsentierten den Auftraggeber und Nutzer der neuen Fregattenklasse.
Sowohl aus Sicht der Größe der Fregatten, als auch dem Umfang des Finanzvolumens ist die F126 wahrhaftig ein besonderes Schiffbauprojekt das unter der Generalunternehmerschaft der niederländischen Werft DAMEN Naval und der Beteiligung der Bauwerften des deutschen Partners Blohm + Voss, einem Tochterunternehmen der NVL Group realisiert wird.
Dreieinhalb Jahre nach Vertragsschluss zwischen dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (BAAINBw) und der niederländischen Werft DAMEN Naval konnte mit dem Brennstart die Umsetzung der Planungsarbeiten in Stahlbau offiziell begonnen werden. Damit ist dieses Vorhaben auch nach Ende der „Design Reviews“ weiterhin optimal innerhalb der vertraglich festgelegten Zeitlinien. Nicht zuletzt haben hierzu die zwischen dem öAG BAAINBw und der DAMEN festgelegten Vereinbarungen zur Einrichtung einer gemeinsamen „Bauaufsicht“ am Ort der bauausführenden Werft beigetragen.
Das Vorhaben F126 realisiert eine Mehrzweckfregatte, die – und das wurde in den Ausführungen sowohl der Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, als auch der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium der Verteidigung deutlich – auf die aktuelle sicherheitspolitische Situation zugeschnitten ist. Beide Rednerinnen hoben in ihren Beiträgen darauf ab, dass Deutschland als Exportnation nicht nur auf die Verteidigung der eigenen Küstenlinien abheben kann und darf, sondern dass die Sicherheit der See- und Handelswege maßgeblich Anteil am Wohlstand und Wohlergehen der Bundesrepublik hat. Fregatten als Kriegsmittel leisten einen bedeutenden Beitrag zu dieser Aufgabe der Deutschen Marine. Gerade die Anschläge auf die Pipelines Nord Stream 1 und 2 zeigen auf, wie wichtig sowohl die Leistungsfähigkeit, als auch der Umfang der Seekriegsmittel für die Sicherstellung nationaler wirtschaftlicher Unabhängigkeit sind.
F126 wird ein leistungsfähiges Seekriegsmittel sein. In seiner Konzeption ist F126 eine Mehrzweckfregatte, die sowohl Aufgaben in der Unterwasserseekriegführung (dies zunächst prioritär) als auch in anderen Aufgaben (Minenkriegführung, Küstenschutz, Terrorismusabwehr, etc.) wahrnehmen wird. Aktuell sind vier Fregatten unter Vertrag, allerdings kann man der Zielvorstellung Marine 2035+ entnehmen, dass unter dem Gesichtspunkt, dass ein Drittel der Klassen gefechtsbereit im Einsatz, ein Drittel in der Einsatzvorbereitung und ein Drittel in der Nachbereitung und Instandhaltung sein soll, weitere zwei Fregatten der Klasse erforderlich sein werden.
In Wolgast werden die Hinterschiffe der vier Fregatten (insgesamt 4 x 90 m von 166 m Länge) gefertigt, die dann nach Kiel verbracht werden, um dort mit den Vorderschiffen (gebaut von German Naval Yards) integriert zu werden. Die Schiffskörper werden anschließend nach Hamburg zu Blohm + Voss geschleppt wo die Gesamtintegration der Waffen und Waffeneinsatzsysteme und die Ablieferung an den Auftraggeber erfolgen wird.
Das Vorhaben F126 ist aber nicht nur für den Werftenstandort Mecklenburg-Vorpommern von besonderer Bedeutung. Es ist auch ein hervorragendes Beispiel für gelebte europäische Industriekooperation. Die industriellen Partner DAMEN Naval, Blohm+Voss und Thales (Integrator und Lieferant des Führungs- und Waffeneinsatzsystems) arbeiten seit Beginn der Ausschreibung eng zusammen. Und auch die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem Auftraggeber und dem Werftenverbund kann man als sehr eng und vertrauensvoll beschreiben. Insbesondere die bereits erwähnten Integrierten Projektteams aus Vertretern der Bauwerften, der Zulieferindustrie und dem BAAINBw, agieren als „Bauaufsichten“ und haben die Aufgabe, gemeinsam frühzeitig Schwierigkeiten in der Realisierung zu erkennen, Lösungswege zu suchen und im Sinne des Nutzers das Vorhaben zu begleiten.
Wie oben erwähnt sind die Fregatten aber auch ein wichtiger Beitrag zur aktuellen sicherheitspolitischen Zeitenwende. Die Fregatten erweitern Einsatzbereitschaft, Fähigkeiten und Schlagkraft der Deutschen Marine. Sie verbessern aber auch die Arbeitsbedingungen für die Soldaten und Soldatinnen an Bord, sie realisieren eine wirksame und fähigkeitsorientierte Ausrüstung und sie sorgen auch für einen angemessenen Schutz der an Bord eingesetzten Soldatinnen und Soldaten.
Und um es mit der Parlamentarischen Staatsekretärin Siemtje Möller zu sagen: „Mit der F126 wird der Marine ein modernes Asset zulaufen, mit dem sie den zukünftigen deutschen Beitrag zur Abschreckung und Verteidigung wirksam in unseren Bündnissen und für unsere eigene Sicherheit stellen kann – und das in allen maritimen Operations- und Einsatzräumen rund um den Globus. Wir beweisen damit unsere Verlässlichkeit und Professionalität, aber vor allem unsere Entschlossenheit und unseren Willen, für unsere Sicherheit und die unserer Partner einzustehen. Jetzt heißt es Kurs halten, damit die Schiffe pünktlich ausgeliefert werden können.“
Und dieses ist herausfordernd. In den nun folgenden fünf Jahren wird die „First of Class“ gebaut, ausgerüstet, getestet und abgenommen – so, dass im Jahr 2028 die Ablieferung des ersten Schiffes erfolgen kann. Ein Ereignis, dem wir alle mit Spannung entgegensehen.
Rainer Krug
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