80 RCH 155 gehen für die Bundeswehr unter Vertrag

Mit der heutigen Entscheidung des Haushaltsausschusses können nun die ersten 80 RCH 155 bei KNDS Deutschland unter Vertrag genommen werden. Die Finanzierung erfolgt aus dem Sondervermögen Bundeswehr. Insgesamt hatte das Heer allerdings bereits in seinem Zielbild im Jahr 2023 einen Bedarf von 168 RCH 155 benannt, dieser Bedarf ist mittlerweile auf über zweihundert gestiegen, wie Defence Network aus gut unterrichteten militärischen Kreisen erfahren konnte, weshalb im kommenden Jahr mit weiteren Abrufen aus dem nun genehmigten Rahmenvertrag zu rechnen ist.

Der erste Nutzerstaat der RCH 155 von KNDS Deutschland ist die Ukraine mit 54 bestellten und zum Teil bereits gelieferten Systemen.
Der erste Nutzerstaat der RCH 155 von KNDS Deutschland ist die Ukraine mit 54 bestellten und zum Teil bereits gelieferten Systemen.
Foto: KNDS Deutschland

Die ersten Nachweismuster sollen bereits in 2027 an die Bundeswehr gehen, die Seriensysteme dann zwischen 2028 und 2032 folgen.

Fähigkeiten der RCH 155

Bei der RCH 155 handelt es sich um das weiterentwickelte Geschütz der Panzerhaubitze 2000 (PzH 2000), das als Missionsmodul auf dem Fahrmodul Boxer integriert wurde. Hierdurch besitzt die RCH 155 sogar deutlich mehr Fähigkeiten als die PzH 2000. Während etwa die Reichweite der PzH 2000 mit rund 40 km angegeben wird, kann die RCH 155 über 50 km weit wirken, mit der Präzisionsmunition Vulcano sogar bis zu 70 km. Hinzu kommen besondere Befähigungen, die sich aus der Performance des Boxers ergeben. Nennenswert ist besonders die Fähigkeit, während der Fahrt zu schießen und dabei das Ziel präzise zu treffen.

„Die Synthese aus der bewährten NATO-JBMoU 155 mm/L52-Rohrwaffe und dem unbemannten AGM auf Boxer-Fahrgestell ergibt eine einzigartige artilleristische Wirkfähigkeit bis zu derzeit 54 km Reichweite über 360°Azimut und alle Ladungs- und Elevationsbereiche ohne die Notwendigkeit einer Abstützung“, berichtet der Hersteller KNDS zu den Fähigkeiten der RCH 155. „Weiterentwickelt aus dem ‚Kampf der verbundenen Waffen‘, eröffnet die vollständige Autonomie des Gesamtsystems in Führung, Navigation und Feuerleitung sowie ihre systembedingte Stabilität vollkommen neue Einsatzoptionen (z. B. Schießen auf bewegliche Ziele, Lagerschutz etc.). Aufgrund der netzwerkbasierten Systemarchitektur der RCH 155 kann zukünftig auch ein autonomes Fahren und Wirken (ferngesteuert) implementiert werden. Die eingeführten und zukünftigen NATO-Munitionssorten (JBMoU-kompatibel) können im Feuerleitsystem und der Munitionsmatrix berücksichtigt werden. Diese besonderen Eigenschaften machen die RCH 155 zum zukunftsweisenden Rohrartilleriesystem weltweit.“

Die Bundeswehr erhält also ein wirksames, abstandsfähiges und vor allem sehr mobiles Artilleriesystem, in das zudem Erfahrungen aus dem Kriegsgeschehen der Ukraine einfließen. Gleichzeitig erhalten die Mittleren Kräfte des Deutschen Heeres damit eine Artilleriefähigkeit auf Boxer-Basis, die hierdurch strategisch und logistisch perfekt eingebunden werden kann.

Auch wenn es sich bei der RCH 155 um ein neues Waffensystem handelt, sind die einzelnen Komponenten bereits erprobt und das Gesamtsystem qualifiziert genug, dass bereits die ersten Fahrzeuge im Januar 2025 an die Ukraine übergeben werden konnten, wo sie seitdem im Einsatz sind.

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