Anlässlich der Paris Air Show gab Mark Ballew, Senior Director Business Development, Vertical Lift, bei Boeing einen Einblick in die europäischen Hubschrauberprogramme mit Boeing Beteiligung. Zu Beginn zeigte er die Flotten an Boeing Hubschraubern die in Europa und weltweit seit Jahrzehnten im Einsatz sind. Mit dem eindringlichen Hinweis, dass obwohl diese Luftfahrzeuge teilweise alt sind und seit Jahrzehnten in Nutzung, sie durch Boeing immer und ständig weiterentwickelt wurden. Genau deswegen fliegen sie heute noch und passen sich immer wieder den erwachsenden Forderungen des modernen Gefechtsfeldes an.
Ein wichtiges Projekt, aus deutscher Sicht aber wohl eher uninteressant, war ist der Mehrzweckhubschrauber MH-139A Grey Wolf. Dieser baut auf dem bewährten zivilen Hubschrauber Leonardo AW139 auf und wird zum Schutz von Interkontinentalraketen sowie zum Transport von US-Regierungsbeamten und Sicherheitskräften entwickelt genutzt. Der MH-139A wird in Kooperation mit Leonardo und in den USA hergestellt, und bietet eine sofort einsatzbereite Lösung, die Leistung, operative Flexibilität und Sicherheit vereint.
Ein wichtiger Aspekt bei diesem Modell sei seine unübertroffene Wirtschaftlichkeit, Wartungsfreundlichkeit und Zuverlässigkeit, die für erhebliche Einsparungen über den gesamten Lebenszyklus führt, so Boeing. Mit einer unübertroffenen Systemintegration, einem hochmodernen Avioniksystem und fortschrittlichen Cockpitfunktionen bietet die moderne MH-139A eine unvergleichliche operative Flexibilität und Leistung, die der U.S. Air Force (USAF) noch Jahrzehnte lang dienen wird.
Zu den wichtigsten Vorteilen des Luftfahrzeuges gehören: Es fliegt 50 Prozent schneller, 50 Prozent weiter, hat eine 3 Prozent größere Kabine und kann 5.000 Pfund mehr heben als die alte Plattform, während es gleichzeitig über eine vollständige Autopilotfunktion verfügt, um die Arbeitsbelastung des Piloten zu reduzieren. Modernstes Avioniksystem mit fortschrittlicher Cockpit-Funktionalität und verbessertem Situationsbewusstsein, was zu einer geringeren Arbeitsbelastung der Besatzung führt.
Das Modell ist aber vor allem eine nachhaltige, erschwingliche Lösung für maximale Betriebseffizienz und niedrigere Betriebs- und Supportkosten.
Die niedrigeren Betriebskosten, die höhere Zuverlässigkeit und die verbesserte Wartungsfreundlichkeit der MH-139A bedeuten für die USAF Einsparungen von mehr als 1 Milliarde US-Dollar über den gesamten Lebenszyklus des Flugzeugs. Die MH-139A wurde unter Ausnutzung der Vorteile der zustandsorientierten Wartung auf Wartungsfreundlichkeit ausgelegt und bietet eine höhere Verfügbarkeit, bessere Wartungsfreundlichkeit und garantierte Missionssicherheit.
Der Nutzer bisher ist die USAF, laut Boeing gibt es aber ein breites Interesse weiterer US-Teilstreitkräfte sowie potentieller internationaler Kunden. Fünf Nutzer/Nationen haben schon Preise angefragt. Boeing geht jetzt mit großen Schritten auf IOC zu. Danach erfolgen bei der Truppe die Feldtests unter realen Missionsbedingungen. Der Hubschrauber soll vor allem im Bereich Spezialoperationen eingesetzt werden.
Seit 1984 ist die V-22 OSPREY in den U.S. Streitkräften in Nutzung. 2027 wird die letzte Maschine vom Band rollen. Die US-Streitkräfte planen ihre Nutzung aber bis 2955. Das heißt, auch wenn keine Produktion mehr stattfinde, dann benötigt das System dennoch Ersatzteile, Weiterentwicklungen und Modernisierungen. Hier wird vor allem der Bereich Cockpit mit neuen Funkgeräten, besserer Arbeitsumgebung der Crew und vieles mehr betrachtet. Ein weiteres Thema ist die Kosteneffizienz durch einen neuen Ansatz der Wartung zu steigern.
AH-64E APACHE erfolgreich in der Welt
Aktuell laufen die Flugtests für die V6.5 Software. Ein weiteres wichtiges Thema sind sogenannte „launched effects“. Darunter verstehen die US-Streitkräfte das Absetzen, Aufnehmen oder Steuern von anderen Luftfahrzeugen/Drohnen durch die Hubschrauberbesatzungen sowie das dafür benötigte Netzwerk. Bei AH-64E ist das Manned-Unmanned Teaming (MUN-T) oder auch crewed & uncrewed teaming bereits vorhanden. Eine sehr wichtige Rolle spielt dabei die Kommunikation/Anbindung über LINK 16. Mit der Software-Variante 6.5 werden gerade in diesem Bereich noch einmal Verbesserungen bereitgestellt, aber auch bei für die Kontrolle des Hubschraubers und vieles mehr, so Boeing.
Die Flugtests begannen in der Woche vor Paris. Neben MUM-T ist aber auch Counter-UAV ein enorm wichtiges Thema, also wie kann ich zum einen den Hubschrauber vor Drohnen schützen, und zum anderen wie kann ich ihn als Schutz gegen Drohnen einsetzen. Dazu werden demnächst weitere Tests durchgeführt. Wie sieht Command & Control (C2) für Drohnen anderer Hersteller aus? Mit den neuen oder verbesserten Fähigkeiten müssen auch die SOPs (Standing Operation Procedures) angepasst und weiterentwickelt werden. Die launched effects betreffen nicht nur die klassischen Drohnen, sondern auch Loitering Munition und andere Effektoren. Die Nutzung des AH-64 APACHE ist mindestens bis 2060 vorgesehen.
Es sind mehr als 600 Stück bei der U.S. Army in Nutzung, Polen wird mit 96 Stück der Größte Nutzer nach den USA. Marokko hat gerade seine ersten sechs Maschinen von XX erhalten, uns Australien wird insgesamt 29 Stück betreiben. Nach Aussage israelischer Nutzer war der AH-64E APACHE gerade zu Beginn des Krieges in Gaza der wichtigste Sensor zur Aufklärung in den ersten Tagen.
Im Sommer 2024 hat Boeing Gespräche mit der deutschen Amtsseite geführt und den APACHE als TIGER-Nachfolger gepicht. Dabei hatten die US-Vertreter ebenfalls einen israelischen Piloten im Gepäck, der aus erster Hand über seine Erfahrungen und den Einsatzwert des Hubschraubers berichten konnte. Unklar ist aber noch, ob der TIGER-Ersatz bemannt oder unbemannt sein soll.
CH-47 CHINOOK
Mit Block II wird der Transporthubschrauber CH-47 CHINOOK noch leistungsfähiger. Laut Boeing hat das Upgrade vor allem Einluß auf eine höhere Reichweite, mehr Leistung sowie mehr Geschwindigkeit. Aber auch ein besseres und schnelleres Handling der Nutzlasten. In Zukunft werden weitere Anstrengungen in den Bereichen Autonomie und Open Systems (Modular Open Systems Approach (MOSA)) unternommen. Dabei bezieht sich die Autonomie nicht nur auf das Fliegen.
Die Nutzung des CHINOOK ist bis mindestens 2060 vorgesehen, die US-Streitkräfte planen bereits weitere Investitionen in den 2026er und 2070er Jahren, um die Flotte noch deutlich länger zu betreiben. Deutschland wird insgesamt 60 CH-47F erhalten. Die ersten laufen ab 2027 der Truppe zu. Laut Boeing haben Südkorea, Polen und weitere Länder Bedarf und Interesse an dem Transporthubschrauber. Saudi-Arabien hat seine ersten acht erhalten. Die Japan Self-Defense Forces (JSDF) haben 17 CH-47JA Block II Chinook Extended Range Hubschrauber bestellt.
Mit „Open Systems“ wird es möglich sein, neue Fähigkeiten – auch von Drittanbietern – schneller und einfacher zu integrieren. Die Autonomie soll vor allem die Arbeitsbelastung für die Crew reduzieren, eine einfachere und bessere Beladungsplanung ermöglichen, und vieles mehr. Bei Autonomie geht es nicht nur um unbemanntes fliegen.
Das digitale fortschrittliche Flugsteuerungssystem des Chinook verfügt über ein aktives paralleles Aktuator-Subsystem (APAS), das präzise und stabile Manöver auch bei schlechter Sicht und in risikoreichen Umgebungen ermöglicht. Diese für Hubmissionen entscheidende Technologie verbessert die Sicherheit und reduziert die Arbeitsbelastung der Besatzung erheblich. So korrigiert das System das Luftfahrzeug automatisch bei starken Seitenwinden und warnt den Piloten vor gefährlichen und unsicheren Situationen.
Alle CH-47F werden APAS erhalten. Boeing arbeitet aber auch daran, APAS in die AH-64E APACHE Kampfhubschrauber zu integrieren. Obwohl der APACHE im Gegensatz zum CHINOOK für die Aufnahme von Fracht nicht schweben muss, könnte die Integration von APAS-Steuerungen enorme Vorteile mit sich bringen.
Die erste CH-47F CHINOOK für Deutschland soll gerade gefertigt werden. Boeing wollte das öffentlich nicht bestätigen, da man dem Nutzer, also der Luftwaffe, bei so einem Meilenstein den Vortritt bei der Bekanntgabe lassen will. Auch konnte vor Ort in Paris keine Aussage zum Stand der Zertifizierung des Luftbetankungssystem gemacht werden.
Deutschland wird der erste Nutzer eines Air-to-Air Refueling (AAR) Systems, außerhalb der US-Spezialkräfte. Boeing sagte nur so viel: Die Zertifizierung nach EU-Normen wird kommen, irgendwann, wir können nur noch nicht genau sagen wann. Aber wir haben sehr lange AAR-Erfahrungen und Zertifizierungen.
MUM-T ist für den AH-64E APACHE schon integriert und in Nutzung. Boeing prüft gerade, welche Bedarfe und Optionen es für eine MUM-T Erweiterung es für den CH-47 gibt.
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