Heute Vormittag gaben Vertreter des Marinekommandos beim Webtalk des Bundesverbands der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) Einblick in die aktuellen Planungen und Herausforderungen der Deutschen Marine. Die Zeitenwende hat besonders für die Marine zu einem enormen Aufwuchs an Aufgaben geführt, da neben den weiterhin bestehenden internationalen Verpflichtungen und der instabilen Lage im Indopazifik nun auch noch die Verteidigung der Ostsee in den Fokus rückt.
Doch auch bei der Deutschen Marine existieren große Lücken, welche die Friedensdividende seit dem Ende des Kalten Krieges im Bereich des Personals und Materials riss. Beides lässt sich nicht so schnell wieder aufbauen, wie es nun eigentlich benötigt würde.
„Wir müssen unsere Mittel vernetzen“, betonte Flottillenadmiral Christian Meyer. „Wir müssen bemannte und unbemannte Systeme auftragsgerecht, durchaus wechselnd und als Schwarm verstehen und einsetzen können.“ Wesentliche Fähigkeiten würden in Zukunft unbemannt zur Verfügung gestellt, um die eigenen Soldatinnen und Soldaten zu schützen, Resilienz und Durchhaltefähigkeit zu ermöglichen sowie einzelne Fähigkeiten überhaupt abbilden zu können.
„Wir betrachten die einzelnen Boote und Schiffe nicht mehr isoliert, sondern immer auch mit dem Thema bemannte und bemannte Systeme“, sagte auch Konteradmiral Christoph Müller-Meinhard und führte weiter aus: „Also wenn wir z.B. an eine P8 – die wir unter Vertrag haben – denken, dann wird eine P8 zukünftig mit einem unbemannten System zusammen operieren. Das gleiche sehen wir bei der K130.“
Future Combat Surface Systems
Die unbemannten Systeme sollen dabei auch den aktuellen Mangel an bemannten Schiffen und Booten kompensieren. So sind aktuell zwar nur fünf Korvetten K130 vorhanden, doch mit zusätzlichen unbemannten Komponenten inklusive Schwarmbildung ließen sich die Fähigkeiten der vorhandenen Systeme deutlich erhöhen. Im Fokus stünde hier das Projekt Future Combat Surface System (FCSS).
Bis zu 18 FCSS sieht das Zielbild für die Marine ab 2035 vor, bei diesen soll es sich allerdings nicht um neu aufgelegte Schnellboote handeln. Zwar gebe es Gemeinsamkeiten, wie etwa hohe Geschwindigkeit, geringe Größe, zudem noch Stealth-Aufbau, aber im Kern seien die angedachten FCSS vor allem einfache und preiswerte Mittel, um schnell Präsenz zu erzeugen. Gleichzeitig sollen sie den Wechsel hin zu unbemannten Strike-Fähigkeiten übernehmen. Aber der Einsatz der FCSS entspräche nicht dem Auftrag, den die Schnellboote in der Vergangenheit erfüllten.
Umsetzung der Planungen
„Zu der eigentlichen Umsetzung nochmal runtergebrochen, wir haben unsere Bestandsflotte“, sagte Konteradmiral Müller-Meinhard zu den Planungen der Deutschen Marine, „und was wir brauchen sind momentan vor allem Flaggenstöcke – und die brauchen wir schnell. Das heißt, wir leiden momentan auch darunter, dass wir eine sehr alte Flotte haben.“
Damit sich in dieser alten Flotte die Zahl der verfügbaren Flaggenstöcke – der maritime Ausdruck für Schiffe bzw. Boote – erhöht, steht neben der Beschaffung unbemannter Systeme die Modernisierung des Ist-Bestandes im Fokus. „Deswegen werden wir an den Modernisierungsprojekten F123 und F124 festhalten“, so Konteradmiral Müller-Meinhard. „Wir wollen natürlich auch die Stückzahlen erhöhen, beispielsweise im Bereich F126.“ Bei der F126 sei das Auslösen der fünften und sechsten Option das klare Ziel der Deutschen Marine.
Aber besonders bei der Einführung – und Zulassung – von unbemannten Systemen gelte es Fahrt aufzunehmen. „Beim Future Combat Surface System müssen wir jetzt schnell einen Einstieg finden. Das können wir nicht über Jahre vor uns herschieben, sondern da müssen wir jetzt ein System finden“, betonte Konteradmiral Müller-Meinhard. Wichtig sei, dass nun schnell die ersten Planungen bis zur Bewilligung der Haushaltsmittel erfolgten, da bei der Integration solch neuer Systeme auch eine Phase des Experimentierens notwendig sei. „Wir befinden uns momentan in Dialog mit den Planern im BMVg, damit wir diese Idee möglichst schnell realisieren können.“
Eindeutiger Bedarf
Das Zielbild für die Marine ab 2035 liefere einen eindeutigen Leitfaden zu den zukünftigen Einheiten und Fähigkeiten der Flotte. „Wenn wir also gefragt werden, wo liegt der Bedarf, dann können wir ableiten: Das brauchen wir, das brauchen wir nicht und das brauchen wir mit dieser Dringlichkeit“, beschrieb Konteradmiral Müller-Meinhard. „Ich glaube das ist sehr wichtig, auch gerade mit Blick auf das politische Berlin, dass wir als Marine ganz klar eine Vorstellung haben, wo wollen wir hin. Und wo wollen wir nicht hin.“
Dorothee Frank
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