Der Weg ist nun frei für das neue Kampfpanzer-Konzept „Main Ground Combat System“ (MGCS), das die Hauptwaffensysteme der Panzertruppen Deutschlands und Frankreichs bilden soll. Das Bundeskartellamt gab heute die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens der KNDS Deutschland GmbH & Co KG, der KNDS France, der Rheinmetall Landsysteme GmbH und THALES SIX GTS France SAS frei. Das Gemeinschaftsunternehmen namens MGCS-Projekt Company GmbH soll seinen Sitz in Deutschland haben.
Dieser Schritt ist wichtig, um die industrielle Basis zu schaffen, damit MGCS überhaupt umgesetzt werden kann. Ohne ein solches gemeinsames Unternehmen könnten schließlich Dokumente und Wissen, welche als national geheim eingestuft sind, nicht mit den Ingenieuren und Entwicklern anderer Nationen geteilt werden.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, bemerkte zur heutigen Freigabe: „Die geopolitische Lage wirkt sich unmittelbar auf die Rüstungsindustrie aus. Wir sehen zunehmend Kooperationsvorhaben zwischen verschiedenen europäischen Unternehmen, die auch wettbewerbliche Auswirkungen haben können. Ein wichtiger Aspekt für unsere Bewertung solcher Vorhaben ist die Frage, ob die Unternehmen das fragliche Projekt auch jeweils alleine hätten realisieren können. Das ist hier nach unseren Ermittlungen nicht der Fall – vielmehr ergänzen sich die bisherigen Tätigkeitsbereiche von Rheinmetall und KNDS weitgehend. Darüber hinaus stehen die Unternehmen bei der Entwicklung und Produktion von gepanzerten Militärfahrzeugen im Wettbewerb zu anderen starken Unternehmen.“
Sachstand von MGCS
Das Projekt Main Ground Combat System geht auf eine Initiative aus dem Jahr 2012 zurück, wo Deutschland und Frankreich eine Rüstungskooperation beschlossen, um gemeinsam ein Nachfolgesystem für die Kampfpanzer Leopard 2 und Leclerc zu entwickeln. Mit MGCS sollte allerdings kein klassischer Kampfpanzer, sondern ein Kampfpanzer-System geschaffen werden, welches auch unbemannte Systeme enthält, die dann im Verbund miteinander agieren. Hinzu kommen verschiedene Missionsmodule, die auf die einheitliche Panzerwanne integriert werden, so die bisherigen Planungen.
„Das MGCS soll zukünftig im Rahmen der Operationen Verbundener Kräfte als Schlüsselelement überlegene Duellfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit für hochbewegliche und raumgreifende Landoperationen sicherstellen. Dazu muss MGCS im Gefecht mit jedem potentiellen Gegner in jeder möglichen Operationsumgebung erfolgreich bestehen können. Die Hauptaufgabe liegt demzufolge darin, gegnerische gepanzerte und mechanisierte Kräfte im Kampf zu schlagen“, berichtete Oberst Armin Dirks, Head of Operations CPT MGCS, in seinem Fachbeitrag für CPM. „Zur Erfüllung dieser Aufgabe wird das MGCS über innovative Technologien verfügen, die die erforderlichen Fähigkeiten zur Verfügung stellen. Dadurch kann das System-of-Systems-MGCS bemannte und unbemannte Plattformen verbinden. Dabei ermöglicht ein hoher Automatisierungsgrad die Reduzierung der Besatzungsmitglieder auf bemannten Plattformen, die Integration von unbemannten Plattformen und die Beschleunigung von Prozessabläufen auf und zwischen den Plattformen. Das führt zu einer signifikant gesteigerten Wirksamkeit, zu einer Reduzierung des logistischen und personellen Bedarfs sowie zu einer erhöhten Verfügbarkeit unter allen Gefechtsfeldbedingungen.“
Hierfür wurde MGCS in acht Technologiesäulen unterteilt, bei denen jeweils ein Unternehmen aus der jeweiligen Leadnation die Führung innehat – analog zum Aufbau der Technologiesäulen beim Future Combat Air System (FCAS):
- Säule 1 – MGCS-Plattform mit Fahrgestell und automatisierter Navigation unter deutscher Führung
- Säule 2 – Kanone, Turm und Munition unter deutsch-französischer Führung. In einem ersten Schritt sollen jeweils national unterschiedliche Kanonensysteme entwickelt und nach einer Vergleichserprobung ein System ausgewählt werden.
- Säule 3 – Sekundärbewaffnung mit zum Beispiel Lenkflugkörpern unter französischer Führung
- Säule 4 – Kommunikations-, Führungs- und Einsatzsystem als „digitales Nervensystem“ unter deutsch-französischer Führung
- Säule 5 – Simulationsumgebung unter deutsch-französischer Führung
- Säule 6 – Sensorik unter französischer Führung
- Säule 7 – Schutz und Drohnenabwehr unter deutscher Führung
- Säule 8 – Unterstützung, Logistik und Infrastruktur unter deutsch-französischer Führung
Für jede dieser Säulen ist eine Nation und aus dieser Nation ein Unternehmen im Lead, während die anderen Industrien diesem Lead unterstellt sind.
Innerhalb dieser Säulen sowie zur Planung, Entwicklung und Herstellung des neuen Kampfpanzers nimmt die MGCS-Projekt Company GmbH, deren Gründung nun durch das Bundeskartellamt bewilligt wurde, eine besondere Stellung ein. Sie soll unter deutsch-französischer Führung die vier Plattformanteile des Gesamtsystems MGCS – also die Kanonenplattform, die Flugkörperplattform, die Kampfunterstützungsplattform und das Einsatzsystem – abdecken.
Die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens stellt die zweite Phase in der Entwicklung des neuen Main Ground Combat System dar. Die ersten tatsächlichen MGCS sollen perspektivisch „in den frühen 2040er Jahren den deutschen Kampfpanzer Leopard 2 und den französischen Leclerc ersetzen“, berichtet das Bundeskartellamt. Bis dahin gilt es also eine Überbrückungslösung zu finden, sowohl für die Bundeswehr als auch die französischen Streitkräfte.
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