Von den Materialumschlagpunkten nahezu aller NATO-Staaten ist der Teleskoplader nicht mehr wegzudenken. Wurden für die Ladetätigkeiten zunächst Radlader und geländegängige Gabelstapler verwendet hat sich nach und nach der Teleskoplader durchgesetzt.
Allen Anschein nach, und auch das ist nicht mehr zu verifizieren, war es die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR, welche zuerst militärisch einen Geländestapler mit teleskopierbarem Hubarm eingesetzt hat. Das 1986/87 mit 77 Einheiten zugelaufene Geländegängige Mehrzweckgerät (GMG) 2,5t nutzte wesentliche Komponenten des IFA W50 LKW, war entsprechend geländegängig und erreichte eine Marschgeschwindigkeit von 60km/h. Es konnte auch als leichter Schlepper oder Bergefahrzeug eingesetzt werden. Hersteller waren die Eilenburger Baumaschinenwerke (EBAWE).
Nahezu zeitglich beschaffte die Bundeswehr das Feldumschlaggerät (FUG) 2,5t von STEINBOCK. Ebenfalls eine Sonderkonstruktion, mit geteilter Kabine für die 2-köpfige Besatzung, klappbarem Hubmast, 50km/h schnell auf der Straße und geländegängig. Zweifelsohne war das FUG im Vergleich zu seinen Vorgängern ein Gewinn für die Logistiktruppe, musste das Umschlaggerät nun nicht mehr verladen werden. Und in den oft räumlich eingeengten Umschlagplätzen kam dem FUG 2,5t sein deutlich geringerer Wendekreis zupass. Das FUG 2,5t ist nach mehr als 30 Jahren noch immer in der Nutzung bei der Bundeswehr und wird durch Teleskoplader verschiedener Hersteller ersetzt.
Auch im britischen Royal Corps of Transport (RCT) haben die JCB Teleskoplader ihre Vorgänger. Neben Radladern welche zum Materialumschlag eingesetzt worden sind, der im RCT nahezu legendäre BEAVER.
Aus heutiger Sicht ein Abgrund an Unfallverhütungsvorschriften (UVV) und Arbeitssicherheit, doch seine Nutzer schwören darauf, dass er zuverlässig funktionierte. Die überragende Geländegängigkeit und Watfähigkeit hat er während des Falklandkrieges unter Beweis gestellt. Über die Jahre hinweg hat der BEAVER verschiedene Upgrades vom Überrollbügel über eine (Kabel-)Fernbedienung bis hin zur gepanzerter Kabine für den EOD-Einsatz in Nordirland erfahren.
Mit der Verbreitung von Lösungen wie MULTI, Enhanced Pallet Load System (EPLS)/Demountable Rack Offload and Pickup System (DROPS) und LHS und dem damit verbundenen Containertransporten standen die bisherigen Umschlagsysteme zur Disposition und die ersten Teleskoplader wurden eingeführt. Die Zeiten von kolonnenmarschfähigen Umschlagsystemen geht mit dem FUG 2,5t zu Ende.
Vorteile der verschiedenen Teleskoplader
Alle Modelle bieten die Vorteile wie den ausfahrbaren Hubarm, Geländegängigkeit, niedrigem Schwerpunkt und relativ kompakten Abmessungen. Der Wendekreis liegt i.d.R. im Bereich von 10m. Des Weiteren können 20ft Container be- und entladen werden.
Dementsprechend weisen die Teleskoplader allesamt nahezu die identischen Schwächen auf. Die Bediener haben nur eingeschränkte Übersicht und können die Systeme mit einer Maximalgeschwindigkeit von 40 km/h bewegen, müssen zum weitreichenden Transport also auf LKW verladen werden.
Die konstruktionsbedingte eingeschränkte Übersicht lässt sich durch den Einsatz von Rückfahrkameras und Sensoren nur marginal verbessern. Der Bediener hat einen niedrig positionierten Arbeitsplatz, der Motor reduziert den Blick nach hinten, der Hubmast das Sichtfeld nach rechts.
FENDT will mit der FENDT CARGO T-Familie einen neuen, evolutionären Weg beschreiten, um die Übersichtlichkeit, Umschlaggeschwindigkeit und Sicherheit deutlich zu erhöhen. Aktuell bietet FENDT zwei Modelle an. Beide, sowohl der T955 mit 5,5t Hubkraft, als auch der T740 mit 4t Hubkraft können die Kabine auf eine Arbeitshöhe von über 4m nach oben fahren. Damit gewinnt der Bediener die für einen schnellen und präzisen Materialumschlag notwendige Übersicht und reduziert deutlich die Unfallwahrscheinlichkeit.
Wichtiger denn je, dürfte auch die Reduzierung des Personalbedarfs sein. Einweiser bei den Ladetätigkeiten fallen in den meisten Fällen weg. Der “Vorläufer“ beim Transport sperriger Güter ist nicht mehr notwendig. Der Bediener kann über das Transportgut hinweg schauen. Er hat in der Regel eine völlig uneingeschränkte Sicht nach allen Seiten. Sieht alles aus der Vogelperspektive.
Der Zusatznutzen der elevierbaren Kabine: Hebt der Bediener die Kabine nur wenige Zentimeter an, so erlebt er einen Fahrkomfort, welche er sonst nur aus einem Sport Utility Vehicles (SUV) kennt.
Aber auch andere Truppengattungen und Teilstreitkräfte haben die Vorteile der Teleskoplader erkannt. Die Heeresflieger nutzen diesen Staplertyp zum Ziehen von Hubschraubern und für Wartungsarbeiten. Internationale Bodenstaffeln der Transportgeschwader entladen Luftfahrzeuge vom Airbus C-295 bis zur Boeing C-17 Globemaster III mit Teleskopladern. Ob auf dem Flaggschiff der britischen Royal Navy – dem Flugzeugträger HMS Queen Elizabeth – oder den Pionieren der US Navy, überall trifft man inzwischen auf Teleskoplader.
Teleskoplader in der Bundeswehr
Ab 2013 erfolgte der Zulauf des MANITOU MHT 950L als Feldumschlaggerät 4 Tonnen (FUG 4t) Teleskopstapler. Das FUG 4t ist geländegängig und universell einsetzbar. Das FUG 4t ermöglicht den schnellen Umschlag von Gütern im Feld. Mit dem FUG 4t ist es nun möglich, auf einfache und schnelle Art Container zu be- oder entladen. Die bisher eingeführten Geräte konnten nicht in die Container hineinfahren und so mussten diese immer mit der Hand entladen werden. Mit dem FUG 4t, seinem Teleskopausleger und dem Initialhubgerüst können nun die Paletten in einem 20ft Container bewegen werden.
Die Bundeswehr schreibt dazu: „Das Feldumschlaggerät 4 Tonnen vom Typ Manitou MHT 950 LSU Army wird von Versorgungs- und Logistiktruppenteilen zum Umschlag von Versorgungsgütern aller Art eingesetzt. Mit dem geländegängigen Teleskoplader können Lastkraftwagen (Lkw), Transportflugzeuge und Eisenbahnwagen sowie Container und Wechselladepritschen be- und entladen werden. Mit dem Teleskopausleger des Manitou können Paletten ohne fremde Hilfe tief aus dem Innern des Laderaums von Fahrzeugen und aus Containern herausgeholt werden. So erübrigt sich ein Hineinfahren. Bestückt mit einem Kranhaken, kann das Feldumschlaggerät als leichter Kran Instandsetzungsarbeiten unterstützen. Zum Fahrzeugzubehör gehört auch ein Räumschild. Mit diesem kann das Feldumschlaggerät behelfsmäßig Lager- und Stapelplätzen planieren sowie Schnee räumen.“
Das FUG 4t hat eine Lände von 7,56 m bei einer Breite von 2,39 m. Das zulässige Gesamtgewicht wird mit 15 Tonnen angegeben bei einem Eigengewicht von 11,83 Tonnen, und einer maximalen Hubhöhe von 8,9 Metern. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 40 km/h.
Diese Art von Lösung gab es zu dem Zeitpunkt aber schon länger am Markt. 1981 stieg Manitou mit der Maniscopic-Reihe in den Markt der Teleskoplader ein. Diese Maschinen sind ein echter Wachstumsmotor und wurden zu den Vorzeigeprodukten des Unternehmens. Ebenfalls 1981 produzierte die italienische Merlo SpA ihre erste Teleskop-Maschine, den SM 30. Ursprünglich war das Gerät für die Baustelle konzipiert. In drei Jahrzehnten entwickelte der Pionier der Teleskoptechnik aus ihm die Agrar- und Allround-Spezialisten. Auch die Bundeswehr nutzt neben dem Manitou heute den FUG 4,5t Merlo TF 45.11 T-170 in ihren Reihen.
Das Feldumschlaggerät 4,5t Merlo ist seit 2022 bei der Bundeswehr bei den Logistikeinheiten im Einsatz. Der Allradantrieb und seine Allradlenkung machen ihn zum wendigen und auch im Gelände einsetzbaren Helfer des Transportumschlags. Die maximale Tragfähigkeit beträgt 4,5 t., die bis zu einer Höhe von 10,6 m Höhe geladen werden können. Die maximale Ausladung beträgt 7 m, bei denen noch 650kg Last befördert werden können. Das Fahrzeug ist Länge: 4,97 m lang, 2,50 m breit und 2,51 m hoch. Das Gesamtgewicht beträgt 9,85t und die Höchstgeschwindigkeit 40 km/.
Bereits ein Jahr vor MERLO und MANITOU (1980) konstruierte und baute die italienische FARGH SpA (gehört zu MAGNI) den ersten Gabel-Teleskopstapler in Kontinentaleuropa: den FARGH 4000 FS mit patentiertem Ausleger.
Problem der Übersicht
Alle diese Geräte haben eines gemein, sie bieten keine gute Übersicht während der Arbeitsvorgänge. Der Fahrer sieht oft gar nicht wo er eine Ladung aufnehmen oder absetzen soll, ist auf Einweiser angewiesen. Heute werden natürlich entsprechende Fahrersichtsysteme angeboten. Dieses bedeutet aber oft erhebliche Mehrkosten und/oder einen hohen technischen Mehraufwand um diese Systeme in die Fahrzeuge einzurüsten.
Ein Beispiel ist der LIEBHERR T-55 Teleskoplader. Zur Ausstattung gehören eine Rückfahr- und eine Seitenkamera und eine LED-Rundumbeleuchtung. Die Kabine bietet beste Rundumsicht – ein wichtiger Faktor in puncto Sicherheit und Effizienz. Aber dennoch besitzt der Fahrer keine direkte Sicht, nur über Kameras und Monitore. Des Weiteren bietet Liebherr als einziger Hersteller vier verschiedene Schnellwechselsysteme an. Ein Vorteil im puncto Leistungsfähigkeit und Flexibilität. Diese sind zudem wechselbar mit anderen Liebherr Fahrzeugen, wie zum Beispiel dem Radlader L 524 mit hydraulischem Schnellwechsler. Dank Schnellwechseleinrichtung können Schaufel, Forke oder Personenbühne schnellt gewechselt werden.
Und genau hier will FENDT mit der FENDT CARGO T-Familie ansetzen. Bewegt sich der Teleskoparm in die Höhe, geht die Fahrerkabine für eine freie und direkte Sicht mit hinauf. Für eine einfachere, schnellere und sicherere Tätigkeit. Dabei wird auf eine mechanische Lösung und nicht auf eine Kamera-Lösung gesetzt. Von der Nutzbarkeit dieses Ansatzes können sich die Fachbesucher auf dem NATO Military Engineering Centre of Excellence (NATO MilEng CoE) Industry Day am 4. Dezember 2024 in Ingolstadt überzeugen. Dort soll eines der beiden FENDT-Fahrzeuge ausgestellt werden.
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