„Kistenweise Kampfdrohnen vom Typ Maus, Airburst-Minen Sonyashnyk und Granaten Trench Cleaner für die Jungs vom Spezialregiment KRAKEN des ukrainischen Militärgeheimdienstes“, berichtete gestern der Geschäftsführer des deutschen Unternehmens Donaustahl, Stefan Thumann, von seiner jüngsten Lieferung an die Ukraine. „Alles von Donaustahl. Alles ready to use.“ Es ist dies ein weiterer Beweis für die Innovationskraft der deutschen wehrtechnischen Gründerszene.
Mit der Maus begann Donaustahl ein besonderes Kapitel im Bereich der Wehrtechnik: Die erste deutsche Loitering Munition, die erste serienproduzierte Loitering Munition innerhalb der NATO, konnten auch die Besucher der diesjährigen RüNet in Koblenz bestaunen. Was auf den ersten Blick wie eine bewaffnete Drohne wirkt, ist keine. „Es ist Loitering Munition“, betonte der Repräsentant des Unternehmens Donaustahl gegenüber cpm Defence Network. „Sie kann nicht zurückkommen. Also theoretisch könnte sie wahrscheinlich schon zurückkommen, aber sie darf es nicht. Weil es Loitering Munition ist und keine Drohne.“
Diese Spitzfindigkeit ist ein rein deutsches Phänomen. Überall auf der Welt kommt Loitering Munition natürlich zurück zum Nutzer, damit sie wiederverwendet werden kann. Wozu ein wirksames Kriegsmittel verschwenden?
Doch nicht in Deutschland. Hier wird Munition dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht zurückkommt. Loitering Munition hat gleichfalls wegzubleiben, sonst wäre es schließlich eine bewaffnete Drohne. Und die will man hier nicht. Bzw. die Soldaten würden sie schon wollen, aber nicht die Politik. Weshalb es das Vehikel Loitering Munition braucht, das wiederum relativ problemlos beschaffbar ist. Nur dafür dürfen die Drohnen dann nicht zurückkommen, auch die von Donaustahl nicht. Was nach einem Fall für den Bundesrechnungshof klingt ist gelebte Realität in einem Land, dessen Vorbehalte gegen wirksame Waffensysteme so weit reichen, dass auch Banken keine Rüstungskonzerne mehr unterstützen. Weshalb Donaustahl demnächst seinen Firmensitz ins Ausland verlegen will (wir berichteten).
Flexibilität der Donaustahl-Maus
Doch zurück zur Loitering Munition „Maus“, der Eigenentwicklung von Donaustahl. Es handelt sich um eine Quadcopter-Drohne als Trägersystem für verschiedene Munition, wobei vom Chip bis zur Elektronik alles „Made in Germany“ ist. Allein schon dadurch hebt sich die Maus von vielen anderen – auch in der Bundeswehr genutzten – unbemannten Kleinlösungen ab.
Mittels einem ebenfalls durch Donaustahl entwickelten Trägersystem können verschiedenste Geschosse innerhalb von Sekunden an dem Quadcopter befestigt werden. Der Name dieser Entwicklung – Ein-Click-System – zeigt prägnant die Bedienung. Jeder Nutzer kann dies leisten, ganz ohne technisches Fachwissen oder Spezialwerkzeuge.
Für die gegnerischen Truppen bedeuten genau diese Neuerungen auch die große Gefahr, schließlich lässt sich mit einer Maus für ein paar hundert Euro ein Kampfpanzer für mehrere hunderttausend Euro zerstören. Und wenn eine Maus nicht reicht, dann wahrscheinlich zehn oder fünfzig Mäuse, die immer noch einen Bruchteil des Kampfpanzers kosten und in wenigen Wochen herstellbar sind.
Bewaffnung der Maus
Die Maus besitzt eine Reichweite von fünf bis sieben Kilometern, eine Steigleistung von 18 bis 22 Metern pro Sekunde und eine maximale Payload von 2,7 kg. Auf der RüNet waren verschiedene mögliche Payloads zu sehen, darunter auch ein Bombenschacht, mit dem drei „Bomben“ (30mm bzw. 40mm Munition) ins Ziel gebracht werden kann.
Die deutsche Loitering Munition beweist auch mit der bereits integrierten Payload, dass sie ganz eng mit den kämpfenden Soldaten in der Ukraine entwickelt wurde. So ist eine mögliche Version die „Trench-Cleaning“-Maus, die für die Bekämpfung von Gegnern in Schützengräben geeignet ist. Eine notwendige militärische Fähigkeit, auf die vor dem Ukraine-Krieg wohl kaum noch ein Militärstratege Wert gelegt hätte.
Die Maus wird von einem Bediener gesteuert, der die Umgebung mittels der auf dem Quadcopter vorhandenen Kamera sieht, doch aktuell laufen auch „erste vielversprechende Experimente zur Integration von KI-gestützter Erkennungssoftware“, berichtet Donaustahl.
Nutzer: Ukrainische Spezialeinheit KRAKEN
Erst im Juli hatte das Bundeswirtschaftsministerium der Donaustahl GmbH die „Genehmigung zur Herstellung und Ausfuhr der Adaptive Loitering Munition Platform (ALMP) MAUS sowie der Schnellspann- und Zündsysteme für PG7(S)-Gefechtsköpfe gemäß §2-3 KrWaffKontrG“ erteilt.
Die ukrainische Spezialeinheit KRAKEN hat nun ihre erste Lieferung nach dieser Genehmigung erhalten. Viele weitere Streitkräfte zeigten zudem ihr Interesse an den Entwicklungen von Donaustahl, besonders an der flexibel adaptierbaren Maus, wie cpm Defence Network erfahren konnte. Die Auftragsbücher sind mehr als voll. Womit Donaustahl eine deutsche Erfolgsgeschichte ist die beweist: Der Gründergeist ist weiterhin vorhanden und kreativ. Nur die durch den Staat gesetzten Rahmenbedingungen müssten besser werden, damit dieser Gründergeist auch in Deutschland gelebt werden kann und gleichsam der Bundeswehr zu Gute kommt. Denn wer weiß, ob und wann diese überhaupt eine Maus erhalten wird.
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