Die ersten Schuhhersteller nutzen das Material bereits und stellten zur Enforce Tac 2025 die ersten Kampfstiefel vor. Wir sprachen zur Einführung mit Lukas Meindl, Inhaber und Geschäftsführer Produktion und Entwicklung bei der Lukas Meindl GmbH & Co. KG, einem der traditionsreichsten Spezialisten für Alpin, Sport- und Outdoor-Schuhe.
Herr Meindl, was macht den EXTRAGUARD Stiefel zu einem Meindl-Stiefel?
Unser Kampfstiefel mit EXTRAGUARD Technologie ist für schwierigste Einsätze gerüstet – robust, leistungsstark und äußerst langlebig. Neben unserer bewährten Konstruktion spielt das neue Obermaterial von Gore die entscheidende Rolle: Es wurde speziell für harsche, schwierige Einsatzbereiche entwickelt, bei denen die Stiefel lang anhaltender Nässe ausgesetzt sind und zeitgleich wasserdicht und leicht bleiben müssen – wie beim Militär.
Welche Eigenschaften zeichnet das erste Meindl Kampfstiefelmodell mit dem EXTRAGUARD Obermaterial besonders aus?
Das Material punktet besonders bei der Feuchtigkeitsaufnahme und schnellen Rücktrocknung. Jeder Soldat kennt Situationen, in denen er stunden- oder tagelang im Nassen ist. Dauerhafte Nässe und Kälte können naturgemäß einen negativen Einfluss auf den Tragekomfort, das Wohlbefinden und die Gesundheit haben. Hier ist EXTRAGUARD ein Innovationssprung für dauerhaft trockene und warme Füße. Zusätzlich bleiben die Schuhe der Soldaten während eines Einsatzes leicht, da das Material kaum Feuchtigkeit aufnimmt. Das stärkt Ausdauer und Kampfkraft.
Welche Rolle spielt reduziertes Gewicht bei gleichzeitiger Stabilität bei einem Kampfstiefel – insbesondere bei einer Ausrüstung bis zu teilweise 40kg?
Gerade bei langen Einsätzen zählt jedes Gramm Gewicht, schließlich entspricht 1 Gramm am Fuß in der physischen Belastung ca. 5 Gramm am Rücken. Konventionelle militärische Einsatzstiefel sind zwangsläufig eher schwer, um eine entsprechende Schutzfunktion und Stabilität zu erreichen. Bei stabilen Kampfstiefeln ist eine entsprechend gezwickte Konstruktion mit einer Brandsohle und einer robusten und damit auch schwereren Sohle zwingend notwendig.
Damit kommt in Sachen Gewichtsreduzierung dem Schaft und seinem Material eine wichtige Rolle zu. Unser Meindl Kampfstiefel ist dank seines EXTRAGUARD Obermaterials rund 50 bis 70 Gramm leichter als jeder andere vergleichbare Lederschuh – das macht sich im Einsatz stark bemerkbar.
Ein anderes Material bedeutet manchmal auch andere Fertigungsmethoden. Sind aus der Sicht eines erfahrenen Schuhmachers die gleichen Herstellungsverfahren mit EXTRAGUARD noch umsetzbar oder wird es hier Anpassungen geben?
Das haben wir uns als klassische Lederverarbeiter zu Beginn natürlich auch gefragt – und deswegen insbesondere die besonderen Eigenschaften und Verarbeitungsmöglichkeiten intensiver unter die Lupe genommen. Schnell war klar: Damit EXTRAGUARD seine Vorteile voll ausspielen kann, braucht es eine andere Herangehensweise in der Schuhherstellung.
Ein Beispiel: EXTRAGUARD ist ein sehr homogenes und kompaktes Material, das weitaus weniger Wasser durchlässt als beispielsweise Leder. Entscheidend dafür ist aber auch seine Verarbeitung: Es gilt, so wenig Nähte wie möglich intelligent zu platzieren und diese rückseitig zu verkleben – das beste Material nutzt nichts, wenn die Nähte an der falschen Stelle gesetzt werden. Mit EXTRAGUARD ist das möglich.
Welche Vorteile – gerade in puncto Langlebigkeit – sehen Sie in Gebrauch und Pflege der neuen Materialtechnologie im Vergleich zu Leder oder einer Leder-/Textilkombi?
Die EXTRAGUARD Materialtechnologie ist robust und langlebig bei gleichzeitig geringstem Pflegeaufwand. Für ihre Pflege und Reinigung genügt, wenn überhaupt, das Abspritzen mit Wasser, spezielle Pflegemittel sind nicht erforderlich – das zeigen Langzeittests mit Spezialkräften. Bei Leder bedingen sich Pflege und Langlebigkeit: Es muss gewaschen und gereinigt werden, sonst wird es bei zu geringer Pflege brüchig. Nässe im Allgemeinen und Schweiß wirken zudem entgerbend und erfordern weiteren Reinigungsaufwand.
Was wasserabweisende Eigenschaften betrifft, so hat auch hier die EXTRAGUARD Technologie die Nase vorn: Textilstiefel müssen oft mit Spray neu imprägniert werden, um Wasser abzuweisen. Lederstiefel benötigen zur Instandhaltung der Gebrauchseigenschaften neben Schuhcreme ebenfalls Imprägniermittel. Beides ist im Militärbereich schwierig bis unmöglich mitzuführen.
Auch hier setzt EXTRAGUARD an, weil die Gebrauchseigenschaften aufgrund des Materials auch ohne Imprägnierung erhalten bleiben. Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Aspekt: Aufgrund der heutigen Umweltauflagen sind hochwirksame chemische Imprägniermittel für Leder nicht mehr zugelassen. Die nachhaltigeren Varianten bieten nicht den gleichen Schutz. Dadurch werden Lederstiefel schneller wasserdurchlässig, schwerer und verlieren an Robustheit.
Wo sehen Sie als Schuhmacher die Einsatzmöglichkeiten des neuen Gore Obermaterials? Wie verhält sich der Schuh bei extremen Wetterbedingungen wie Kälte und langer Nässeexposition?
Der Kampfstiefel mit EXTRAGUARD ist bestens geeignet für Einsätze im Winter und bei extremen Witterungsbedingungen – gerade hier liegt das Hauptaugenmerk auf minimaler Feuchtigkeitsaufnahme und schneller Rücktrocknung. Denn ein durchnässter, schwer gewordener Stiefel ist bei anhaltender Kälte besonders belastend für den Träger, da kaum eine Rücktrocknung stattfinden kann.
Um Erkenntnisse über das Verhalten des neuartigen Materials unter extremsten Bedingungen und bei eisiger Kälte zu gewinnen, haben wir EXTRAGUARD im Himalaya-Gebirge getestet: Das Obermaterial blieb selbst bei der extremen Kälte stabil und leicht – es brach nicht, als es gefroren war. Auch ließ sich beobachten, dass seine Oberfläche chemikalienresistent ist und damit auch Schutz vor Alltagschemikalien wie Kerosin bietet, mit dem bei diesen extremen Bedingungen gekocht und geheizt wird.
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