Pünktlich zum Beginn des Festakts brach heute Mittag in Hamburg die Sonne durch. In unmittelbarer Nähe des alten Elbtunnels wurde das dritte von fünf neuen Schiffen der Klasse 130 aus dem zweiten Baulos feierlich getauft. Die Korvette KARLSRUHE erhielt ihren Namen in der Werft von Blohm+Voss – für ihren Bau verantwortlich ist jedoch das Konsortium ARGE K130, welches die Bootsbauer NVL Group, thyssenkrupp Marine Systems und GERMAN NAVAL YARDS KIEL umfasst.
Bei der Taufe anwesend waren neben dem CEO der NVL B V & Co. KG, Tim Wagner, die erste Bürgermeisterin der Stadt Karlsruhe, Gabriele Luczak-Schwarz, der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack sowie Flottillenadmiral Andreas Czerwinski, Abteilungsleiter See im BAAINBw.
Während die Korvette Karlsruhe auf ihre Taufe wartet, fällt der Blick der Besucher am heutigen Tage auch auf die Emden, das Schwesterschiff, welches vor ziemlich genau einem Jahr an dieser Stelle getauft wurde. Die Korvette Emden (F 266) liegt friedlich neben der Korvette Karlsruhe (F 267) vertäut. „Das ist erst mal nichts Ungewöhnliches“, erklärt Tim Wagner, der Geschäftsführer der NVL Group. „Die Schiffstaufe findet nicht kurz vor der Ablieferung statt, sondern ungefähr in der Mitte des Bauprogramms, wenn man das Schiff auch als Schiff erkennen kann.“
Der Bau einer Korvette dauert fünf bis sechs Jahre und demnach ist die Korvette Karlsruhe trotz der bekannten Probleme durch umfassende Software-Neuerungen noch grundsätzlich im zeitlichen Rahmen. Dennoch brauche es viel Mut seitens der deutschen Industrie, bekräftigte Wagner weiter, bei derartigen Großprojekten voranzugehen. Die ARGE K130 habe diesen Mut im zweiten Baulos des Projekts bisher bewiesen.
„Auch wenn wir im Projektverlauf schon einige schmerzhafte Terminverzögerung verkraften mussten, so wurde doch der Faktor Zeit immer kritisch bei allen Entscheidungen mitgedacht und stets von dem gemeinsamen Bemühen getragen, die Verzögerung möglichst gering zu halten und Wege der Beschleunigung dennoch zu finden“, betonte Flottillenadmiral Andreas Czerwinski und nannte Standortänderungen während des Baus und kurzfristige Änderungen als gutes Beispiel, dass sich die ARGE K130 als zielstrebig gezeigt habe.
„Dieses schöne graue Schiff“
„Ich danke Ihnen ganz herzlich, insbesondre aber denen, die mit Liebe, Engagement und Stolz dieses schöne graue Schiff erschaffen haben“, sagte der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack bei der Taufe der Korvette Karlsruhe und betonte die enorme Bedeutung weiterer Schiffe für die Marine. Erst am Wochenende hatte der Marineinspekteur die Beschaffung weiterer Fregatten gefordert.
Vizeadmiral Kaack wies aber auch auf die Bedeutung der Namenspatenschaft deutscher Kriegsschiffe hin. Neben der Verbundenheit zwischen der Stadt mit „ihrem“ Schiff und andersherum tragen Namenspatenschaften wie die der Korvette Karlsruhe enorm dazu bei, die sonst ferne „und im Stillen“ handelnde Marine in der deutschen Gesellschaft sichtbarer zu machen.
Die Schiffstaufe der Korvette Karlsruhe
Die Schiffstaufe ist neben dem ersten Stahlschnitt und der Kiellegung auch im modernen Schiffbau einer der wesentlichen Meilensteine im Fertigungsprozess neuer Schiffe und Boote. Bei der heute getauften Korvette Karlsruhe erfolgte dieser am 28. Juli 2020 bei der German Naval Yards in Kiel. Hier entstand das Vorschiff, welches in Hamburg mit dem in Wolgast gebauten Hinterschiff beim sogenannten „Hochzeitsstoß“ vereint wurde.
Die traditionelle Taufzeremonie erreichte heute mit dem Durchtrennen der Halteleine und dem anschließenden Zerbrechen der Flasche am Bug des 89 Meter langen Bootes ihren Höhepunkt. Ein wichtiger Meilenstein im Bau der Korvette Karlsruhe, doch längst nicht das Ende des Baus.
Getauft, aber noch nicht in Dienst gestellt
In den kommenden Wochen und Monaten durchläuft die Korvette Karlsruhe – genau wie ihre vier Schwestern – die Vorbereitungen zur Indienststellung mit Funktionsprüfungen und Abnahmen.
Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) sowie die Deutsche Marine als spätere Nutzerin sind eng in diesen Prozess eingebunden.
Geplant ist derzeit, dass die erste der fünf neuen Fregatten K130 im Oktober 2025 in Dienst gestellt werden kann. Die vier anderen Korvetten sollen dann 2026 folgen. Als Heimathafen ist wie bei den Korvetten des ersten Bauloses Warnemünde an der Ostsee vorgesehen.
Das zweite Los der Korvetten K130
Die Korvette Karlsruhe ist die insgesamt Achte Korvette der Klasse K130. Die ersten fünf Kriegsschiffe dieses Typs wurden im Zeitraum von 2004 bis 2013 gebaut und in Dienst gestellt. Durch die fünf neuen Korvetten des zweiten Loses können Stehzeiten von Booten in Wartung und Reparatur kompensiert werden.
Die Korvetten sind besonders für den Einsatzraum der Ostsee und den küstennahen Raum von Bedeutung, was im Zuge der gestiegenen Bedrohung durch Russland ins Gewicht fällt und eine.
Im Vergleich zu den Booten des ersten Loses wurden sowohl Waffensysteme also auch Sensorik und IT-Technik durch modernere Versionen ersetzt. Auch wenn sich die Korvette Karlsruhe äußerlich noch ihrer Namensgeberin, der Korvette Braunschweig, ähnelt, hat sich im Innenleben der heutigen Korvetten einiges getan.