Die britische Regierung startete eine ambitionierte Initiative, um die Innovationskraft im Verteidigungssektor massiv zu steigern. Das Ziel: Die Streitkräfte sollen schneller mit modernster Technologie ausgestattet werden, um sich auf zukünftige Bedrohungen besser vorbereiten zu können. Das dazu neu geschaffene Gremium aus Regierungs- und Industrievertretern wurde im Rahmen der Verteidigungsreform geschaffen und soll insbesondere die Innovationskraft im Vereinigten Königreich fördern.
„Die Welt ist unsicherer als noch vor einer Generation“, stellte die britische Schatzkanzlerin Rachel Reeves fest. „Die Geschichte lehrt uns, dass Regierung und Industrie sich diesen Momenten gemeinsam stellen müssen. Wir müssen in anspruchsvolle, innovative Ausrüstung investieren und sie unseren kämpfenden Männern und Frauen in die Hände geben.“
Ähnlich der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustriestrategie liegt ein zentrales Element der neuen Strategie in der Reform der Beschaffungsprozesse, die oft als zu langsam und bürokratisch kritisiert wurden. Durch effizientere Entscheidungswege und eine engere Kooperation mit der Industrie – wie in besagtem Gremium – sollen neue Entwicklungen schneller in die Praxis umgesetzt werden. Gleichzeitig setzt die britische Regierung auf eine deutliche Erhöhung der Investitionen in neue Technologien, darunter Künstliche Intelligenz, Drohnentechnologie und Cyberabwehr.
Stärkere Zusammenarbeit mit Industrie und Wissenschaft
Erreicht werden soll dies durch die enge Verzahnung zwischen Regierung, Militär, Industrie und Wissenschaft. Großbritannien will verstärkt auf das Know-how von Technologieunternehmen und Start-ups setzen, um innovative Lösungen zu entwickeln. Dafür solle auch Geld in die Hand genommen werden.
„Wir werden Großbritannien zu einem Vorreiter bei Innovationen im Verteidigungsbereich machen, indem wir Unternehmen jeder Größe finanziell unterstützen und entlasten, damit diese Spitzentechnologien vom Reißbrett an die Produktionslinie gelangen und unseren Streitkräften zur Verfügung stehen“, sagte Verteidigungsminister John Healey, der auch Teil im Rüstungsinnovations-Gremium sein wird.
Konkret möchte Großbritannien seine Verteidigungsausgaben von derzeit 2,3 Prozent des BIP ab April 2027 auf 2,5 Prozent erhöht werden. In der kommenden Legislatur ab 2029 sollen gar drei Prozent erreicht werden.
Das britische Verteidigungsministerium plant neben de Gremium aus Industrie und Politik, auch Partnerschaften mit Universitäten und Forschungseinrichtungen auszubauen, um neue technologische Durchbrüche schneller nutzbar zu machen. Diese Kooperationen sollen sicherstellen, dass die britischen Streitkräfte Zugang zu den neuesten Entwicklungen in Bereichen wie Robotik, Sensorik und unbemannten Systemen haben.
Neues Gremium: Cyberabwehr, KI und Automatisierung als Priorität
Ein besonderer Fokus im neuenn Gremium liegt auf Künstlicher Intelligenz (KI) und Automatisierung. Die britische Regierung sieht ein enormes Potenzial dieser Technologien für die militärische Nutzung. KI könne beispielsweise zur schnellen Auswertung von Geheimdienstinformationen oder zur Steuerung autonomer Systeme eingesetzt werden.
Automatisierte Drohnen könnten in Zukunft eine entscheidende Rolle in Überwachungs- und Kampfeinsätzen spielen. Gleichzeitig müssten nach Angaben der britischen Regierung die ethischen und sicherheitspolitischen Herausforderungen solcher Systeme berücksichtigt werden. Großbritannien investiert daher nicht nur in die Entwicklung neuer Technologien, sondern auch in die Schaffung klarer Richtlinien für deren Einsatz.
Angesichts wachsender Bedrohungen durch Cyberangriffe und hybride Kriegsführung will Großbritannien seine Verteidigungsfähigkeiten in diesen Bereichen deutlich ausbauen. Moderne Kriege werden nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch im digitalen Raum geführt.
Cyberangriffe können kritische Infrastrukturen lahmlegen oder militärische Kommunikationsnetzwerke stören. Deshalb will das Königreich erhebliche Mittel in die Entwicklung fortschrittlicher Cyberabwehrmaßnahmen investiert. Auch die elektronische Kriegsführung wird weiter ausgebaut, um feindliche Kommunikation zu stören und britische Systeme gegen elektronische Angriffe zu schützen.
Verteidigungsindustrie als Wirtschaftsmotor und Arbeitsplatzgarant
Die von der Labourpartei getragene Regierung unter Premierminister Keir Starmer verfolgt mit ihrer Verteidigungsreform nicht nur Sicherheitsinteressen. Die Unterstützung der heimischen Rüstungsindustrie wird auch als ökonomisches Projekt verstanden. Britische Unternehmen sollen nach den Einbußen in Folge des Brexits wieder florieren können. Neben der Sicherheit des Landes soll somit eine weitere wichtige Aufgabe der Regierung unterstützt werden: die Schaffung wirtschaftlichen Wachstums und neuer Arbeitsplätze.
„Fast eine halbe Million britische Absolventen erhalten dank unserer Luft- und Raumfahrt-, Verteidigungs-, Sicherheits- und Raumfahrtbranche gute, gut bezahlte Jobs“, erhoffte sich Jonathan Reynolds, Minister für Wirtschaft und Handel. „Dies sind Bereiche, in denen Großbritannien auf der globalen Bühne brilliert und in denen unsere Innovationen der Wirtschaft Milliarden einbringen können.“
Mit dem neuen Gremium, das die wesentlichen Kompetenzen der Politik (Verteidigung, Finanzen, Wirtschaft) mit den größten Playern der Industrie verbindet, könnte Großbritannien einen wichtigen Schritt in Richtung einer zukunftsorientierten, technologisch fortschrittlichen und anpassungsfähigen Verteidigung gesetzt haben. Wann und wie oft das Gremium zusammenkommt, wurde nicht bekannt.
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