„Die eigentliche Frage ist nicht, ob wir dazu in der Lage sind, sondern was wir bereit sind dafür zu opfern“, betonte der Befehlshaber der niederländischen Streitkräfte, General Onno Eichelsheim, auf die Frage, ob Europa sich gegen Russland verteidigen könne. Eine Frage, welche gestern bei der Lennart-Meri-Konferenz in Tallinn durchgehend im Mittelpunkt stand.
„Auf dem Papier ist die Antwort klar: Ja, sie kann es“, erläuterte General Eichelsheim. Die EU alleine verfüge bereits über eine fünfmal größere Wirtschaftskraft, die Bevölkerung Europas – inklusive Großbritannien, Norwegen und der Ukraine – sei viermal so groß wie die von Russland. Doch allein mit diesen Zahlen lasse sich die Verteidigungsfähigkeit Europas nicht messen.
Die Bürger und Politiker müssten sich vielmehr die Frage stellen, ob sie wirklich dazu bereit seien, deutlich mehr in ihre Sicherheit zu investieren und dafür manche Finanzierungen, Regeln und Gewohnheiten auch zu opfern. Ein Opfer, das Freiheit und Sicherheit vor Russland bedeutet. Doch es bedeute nicht nur ein Opfer in finanziellen Dingen, sondern auch Entbürokratisierung und gelebte Zusammenarbeit in Europa. Konkret fragte General Eichelsheim: „Sind wir bereit, Hindernisse für die militärische Mobilität zu beseitigen? Sind wir in der Lage, unsere Verteidigungsindustrie auszubauen, Innovationen schneller umzusetzen und gemeinsam in interoperable Systeme zu investieren?“
Europa als Bollwerk gegen Russland
„Europa verfügt über die Menschen, die Mittel und das Wissen, um sich selbst zu verteidigen“, betonte der Befehlshaber der niederländischen Streitkräfte. „Dieses Potenzial muss jedoch in konkrete Kapazitäten, Schlagkraft und Glaubwürdigkeit umgesetzt werden.“
Viele Länder in Europa hätten bereits Verantwortung übernommen, auch die Niederlande. Er nannte die MQ-9 über Rumänien, die F-35 über Estland und die Soldaten in Litauen als Beispiele des niederländischen Beitrags, der zusätzlich zur Ukraine-Hilfe geleistet werde.
„Unser Engagement bleibt notwendig. Nicht nur als NATO-Mitgliedstaat, sondern auch als europäischer Partner“, sagte General Eichelsheim. Doch ein militärisches Engagement alleine reiche nicht aus. Es gelte auch die Beschaffung anzupassen, Regeln zu ändern, in Europa deutlich mehr zusammenzuwachsen. Der Befehlshaber der niederländischen Streitkräfte betonte: „Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind keine Selbstverständlichkeiten. Sie erfordern politischen Mut, industrielle Beschleunigung und militärische Bereitschaft. Nur wenn wir gemeinsam voranschreiten, können wir verhindern, dass wir hinter die Entwicklungen zurückfallen.“
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