Schweden in der NATO – In Brüssel weht eine Flagge mehr

Nach rund zweijähriger Hängepartie konnte gestern in Brüssel die offizielle Beitrittszeremonie des 32. NATO-Mitglieds begangen werden. Jetzt ist Schweden in der NATO. Während das Land seine Neutralität gegen den Schutz der Allianz aufgibt, erhält die NATO einen „unsinkbaren Flugzeugträger“ in der Ostsee.
Offizielle Beitrittszeremonie von Schweden in der NATO in Brüssel: Die schwedische Kronprinzessin Victoria NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und Ministerpräsident Kristersson (v. l. n. r.).
Offizielle Beitrittszeremonie in Brüssel: Die schwedische Kronprinzessin Victoria NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und Ministerpräsident Kristersson (v. l. n. r.).
Foto: NATO

Finnland, das ebenfalls in Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine einen Antrag auf Mitgliedschaft gestellt hatte, konnte bereits im April 2023 der NATO beitreten. Für Schweden war erst mit der Zustimmung der letzten beiden Zweifler – Türkei Ende Januar und Ungarn vor zwei Wochen – der Weg frei für die Mitgliedschaft im nordatlantischen Bündnis.

Dann jedoch ging es mit dem offiziellen Beitritt von Schweden in der NATO sehr schnell: Die Beitrittsurkunde erhielt der schwedische Regierungschef Ulf Kristersson am 7. März in Washington von US-Außenminister Antony Blinken. Im US-Außenministerium liegt die Gründungsurkunde der NATO und hier ist man für die Registrierung neuer Mitglieder zuständig – nicht im Hauptquartier in Brüssel.

Dort erfolgte gestern allerdings die Beitrittszeremonie in Anwesenheit von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, Ministerpräsident Kristersson und der schwedischen Kronprinzessin Victoria. Das Hissen der blau-gelben Flagge Schwedens am 32. Fahnenmast vor dem Hauptquartier beendete symbolisch den Beitrittsprozess des letzten der fünf skandinavischen Länder. Jetzt ist Schweden in der NATO.

Für Schweden steht der Schutz durch Artikel 5 der NATO-Verträge im Vordergrund. Angesichts des Überfalls auf die Ukraine und zahlreicher Drohungen aus Russland hatte die schwedische Regierung unter großer Zustimmung der Bevölkerung ihre 200-jährige Bündnisfreiheit aufgeben wollen.

Doch Schweden tritt der NATO nicht mit leeren Händen bei. Als willkommene Fähigkeiten und Vorteile für das Militärbündnis werden weithin die Schließung der Nordflanke, eine starke Rüstungsindustrie und die zentral in der Ostsee gelegene Insel Gotland, die auch als „unsinkbarer Flugzeugträger“ bezeichnet wird.

Mit Schweden in der NATO kommen auch:

  • 15.000 Soldatinnen und Soldaten des 10 Mio-Einwohner-Landes
  • 120 Kampfpanzer vom Typ Stridsvagn 122 (Leopard 2A5)
  • 260 Artilleriesysteme
  • 500 Schützenpanzer CV-90
  • 100 Kampfjets vom schwedischen Typ Jas 39 Gripen
  • Über 1000 gepanzerte Transportfahrzeuge
  • Fünf U-Boote, 11 Korvetten, 11 Minenabwehrschiffe, 13 Patrouillenboote

Navid Linnemann

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