Apps und Bots im Krieg – Schnelle Hilfe per Smartphone

Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine spielt moderne Technologie eine entscheidende Rolle – nicht nur auf dem Schlachtfeld. Es gibt neue Apps und Bots, um Alltag der Menschen sicherer zu machen. Ein viel genutztes Beispiel ist ein Telegram-Bot, den das ukrainische IT-Unternehmen stfalcon entwickelt hat. Dieser Bot bietet eine einfache und lebensrettende Lösung: Er hilft Menschen, den nächstgelegenen Schutzraum zu finden. Doch die ukrainische IT-Szene bietet noch mehr.

Apps und Bots: Укриття! (ukr. Schutzraum) ist ein Chatbot für Telegram, der von stfalcon für die Nutzung auf dem Smartphone entwickelt wurde.
Укриття! (ukr. Schutzraum) ist ein Chatbot für Telegram, der von stfalcon für die Nutzung auf dem Smartphone entwickelt wurde.
Illustration: stfalcon

Smartphones und ihre Apps und Bots sind aus dem Krieg in der Ukraine nicht mehr wegzudenken, und das trotz gestörten Zugängen und Funkdisziplin in Frontnähe. Mit der Army+-App (cpm Defence Network berichtete) können ukrainische Streitkräfte viel Zeit und Papier sparen, wenn sie beispielsweise Berichte zu gegnerischen Verlusten melden. Auch im Zivilschutz sind die ukrainischen Programmierer enorm engagiert – und das in erstaunlicher Geschwindigkeit.

Apps und Bots – Schutzraum auf dem Smartphone

Der Bot Укриття! (ukr. Schutzraum) für den in der Ukraine weitverbreiteten Messenger-Dienst Telegram funktioniert denkbar einfach. Nutzer schicken im Chat mit dem Bot ihren Standort und innerhalb von Sekundenbruchteilen zeigt der die nächstgelegenen Schutzräume an. Ein Klick auf den mitgelieferten Standort und die Navigation kann mit dem eigenen Smartphone gestartet werden.

Die Datenbank wird in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden regelmäßig aktualisiert, um möglichst viele Schutzräume in verschiedenen Regionen der Ukraine abzudecken. Nach Zahlen des Ministeriums für Fragen strategischer Infrastruktur stehen den Ukrainerinnen und Ukrainern gegenwärtig rund 62.000 Schutzräume und Bunker zur Verfügung.

Nutzer des Chatbots können aktiv daran mitarbeiten, indem sie fehlende oder nicht mehr verfügbare Schutzräume melden. Auch ein Bewertungssystem ist vorhanden, sodass Nutzer mit zwei Klicks eine von fünf Noten für den Schutzraum vergeben können.

Zwei Screenshots mit automatischer Übersetzung von Google. Sie zeigen einen Ausschnitt der gelieferten Ergebnisse. (Unschärfe bei der Übersetzung beachten)
Zwei Screenshots mit automatischer Übersetzung von Google. Sie zeigen einen Ausschnitt der gelieferten Ergebnisse. (Unschärfe bei der Übersetzung beachten)
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Gerade in Krisensituationen, in denen jede Sekunde zählt, bieten Apps und Bots schnelle Orientierung und Sicherheit – besonders für Menschen, die sich in unbekannten Gegenden oder auf der Flucht befinden.

Beeindruckend ist die Geschwindigkeit, mit der digitale Lösungen ind er Ukraine entwickelt und implementiert werden. „Am Samstag erhielten wir die Anfrage, einen Bot zu entwickeln, damit Menschen problemlos nach Unterkünften in ihrer Nähe suchen können“, resümierte damals Stepan Tanassiychuk, CEO von stfalcon. „Schon am Montagmittag hatten wir einen Bot parat.“

Digitalisierung in der Ukraine – läuft

Der Schutzraum-Bot auf Telegram ist jedoch nur eine von vielen technologischen Lösungen, die den Ukrainern seit Beginn des Krieges zur Verfügung stehen. Die App Повітряна тривога (ukr. Luftalarm) von stfalcon und Ajax Systems Inc. warnt beispielsweise die Bevölkerung in Echtzeit vor Luftangriffen. Allein im Google Playstore wurde sie über 10 Millionen Mal heruntergeladen. Auch für den Browser gibt es für einen ähnlichen Dienst.

Eine weitere wichtige Möglichkeit aus dem Bereich Apps und Bots ist der staatliche Dienst eVorog. Ebenfalls ein Chatbot, ermöglicht es eVorog ukrainischen Bürgern, feindliche militärische Aktivitäten anonym zu melden.

Die Entwicklung solcher Apps und Bots zeigt, wie moderne Technologie in schwierigen Zeiten zur Lebensrettung und Organisation beitragen kann. Der Schutzraum-Bot von stfalcon steht dabei symbolisch für den Einsatz moderner Innovation, um die Sicherheit der Bevölkerung zu erhöhen und im richtigen Moment Leben zu retten.

Was kann Deutschland daraus lernen?

Mit Blick auf Deutschland bleibt zu hoffen, dass auch hier die Geschwindigkeit noch zunimmt, mit der Apps und Bots als schnelle Hilfe auf dem Smartphone entwickelt werden. Auch ist das Angebot im Militär- oder Zivilschutzkontext bisher dürftig. Immerhin gibt es für Reservisten die App „Meine Reserve“, über die sie Alarmierungen und Heranziehungsbescheide erhalten sollen.

Wenn man allerdings an die Warn-App denkt, die bei der Corona-Pandemie im Vergleich zu anderen EU-Staaten wesentlich später eingesetzt werden konnten, dann sollte der Erfolg in der Ukraine als Mahnung verstanden werden, möglichst vor einer weiteren russischen Eskalation die Digitalisierung zu beschleunigen.

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