Türkische Drohnen finden international zunehmend Beachtung, erst recht nach ihrer sehr schnellen Lieferung an die Ukraine, wo sie halfen den ersten Angriff der Russen erfolgreich abzuwehren. Neben dem bekannten türkischen Hersteller Baykar baut auch der Staatskonzern Turkish Aerospace Industries (TAI) unbemannte Luftfahrzeuge. Mit der TAI ANKA 3 steht auch das zweite Stealth-Kampfdrohnen-Projekt in der Türkei vor der Serienreife.

Mit der ANKA 3 arbeitet das türkische Luft- und Raumfahrtunternehmen TAI (türkisch auch TUSAŞ von Türk Havacılık ve Uzay Sanayii A.Ş.) mit bisher rund 250 Ingenieuren und Technikern an einer neuen Version aus ihrer Drohnenfamilie ANKA (zu Deutsch: Phönix). Wesentliche Neuerung der türkischen Kampfdrohne sind gewisse Stealth-Eigenschaften, die beispielsweise durch die Form als Nurflügler erreicht werden.

Die ANKA III ist ein unbemanntes Kampfflugzeug mit Turbofan-Triebwerk und das erste unbemannte Flugzeug der MALE-Klasse des türkischen Verteidigungssektors in Deltaform. Das UAS soll sowohl Aufgaben der Aufklärung und Überwachung als auch des Angriffs mit verschiedener Luft-Boden- und Luft-Luft-Munition übernehmen.

Nach Angaben des Herstellers soll die TAI ANKA 3 neben einem eigenständigen Einsatz insbesondere auch als unbemannter Begleiter (Loyal Wingman) des ebenfalls zurzeit von Turkish Aerospace Industries entwickelten Kampfjets KAAN dienen. Damit wäre die ANKA-III das Pendant der Dassault Neuron beim deutsch-französisch-spanischen FCAS-Projekt.

Angedachte Aufgaben, die von der Stealth-Drohne ANKA 3 durchgeführt werden sollen, sind z. B. die Neutralisierung von RF-emittierenden Radar- und Luftverteidigungssystemen sowie die Informationsgewinnung.

Technische Daten der ANKA III

• Flügelspannweite: 24,2 m
• Länge: 12,5 m
• Gewicht: 6.500 kg
• Nutzlast Kapazität: 1.200 kg
• Betriebsdauer: ca. 10 Stunden
• Dienstgipfelhöhe: 40.000 ft (12.000 m)
• Datenreichweite: 250+ km
• Triebwerk: (2x) 170 PS Turbo Diesel
• Reisegeschwindigkeit: 250 Knoten (460 km/h)
• Maximalgeschwindigkeit: Mach 0,7 (860 km/h)

Wie die türkische Drohne ANKA 3 zur Stealthdrohne wird

Im Gegensatz zu den Vorgängern aus der ANKA-Familie setzt Turkish Aerospace Industries bei der TAI ANKA 3 auf Tarnkappentechnologie. Dazu gehört das Deltaflügel-Design, durch welches die Kampfdrohne für Radare weniger auffällig ist. Auch interne Waffenschächte und radarabsorbierende Materialien tragen zu einer Verbesserung der Signatur bei. Allerdings gibt es auch hier keine hundertprozentige Unsichtbarkeit auf feindlichen Radarschirmen.

Türkische Triebwerke

Bei den beiden verbauten Triebwerken soll es sich zukünftig um TEI TF-6000 handeln: ein Turbofan-Triebwerk, welches das erste in der Türkei entwickelte Strahlentriebwerk überhaupt ist. Hersteller TUSAŞ Engine Industries (TEI) – ein Joint-Venture von Turkish Aerospace Industries und General Electric – veröffentlichte kürzlich Videomaterial vom ersten erfolgreichen Test. Bis zur Serienreife dürfte es auch hier noch etwas dauern, dann aber sollen TF-6000 auch die Stealth-Kampfdrohne Kızılelma aus dem Hause Baykar in den Himmel heben.

Türkische Kampfdrohne: Unterschiedliche Bewaffnung möglich

Für den Bereich Wirkung kann die TAI ANKA 3 bis zu 1.200 kg Nutzlast mitführen. Angedacht sind verschiedene Arten der Bewaffnung. Der Marschflugkörper SOM des türkischen Herstellers TÜBITAK bietet eine Reichweite von 250 km. Bei einem Eigengewicht von 600 kg könnte die ANKA 3 zwei dieser Lenkflugkörper mitführen.

Auch die bereits bei den Vorgängern der ANKA im Einsatz befindlichen präzisionsgelenkte Fliegerbombe mit Laserleitsystem MAM-L von Roketsan oder Mark 82 von General Dynamics. Für Kurzstrecken kommen die beiden TÜBITAK Raketen Bozdoğan (rund 25 km) und Gökdoğan (100+ km) infrage.

Wohin fliegt TAI ANKA 3?

Nach dem erfolgreichen Erstflug Ende 2023 befinden sich gerade zwei weitere Prototypen der TAI ANKA 3 im Bau. Einer davon soll mit zwei Triebwerken ausgestattet werden, um gemeinsam mit dem ebenfalls von Turkish Aerospace Industries entwickelten Kampfjet KAAN auch jenseits der Schallgeschwindigkeit mithalten zu können. Die beiden Prototypen sollen Ende 2024 bzw. Anfang 2025 fertiggestellt werden und dann mit den bis dahin fertigen Mantelstromtriebwerken von TEI ausgerüstet sein.

Nach der Auslieferung an die türkischen Streitkräfte soll die TAI ANKA 3 auch von Flugzeugträgern oder dem ersten türkischen Drohnenträger Anadolu (L-400) aus einsetzbar sein, was die Reichweite enorm erhöhen würde.

Die ANKA 3 repräsentiert eine bedeutende Weiterentwicklung in der ANKA-Drohnenreihe und bietet eine Reihe von Verbesserungen gegenüber ihren Vorgängern – insbesondere in Bezug auf die Fähigkeiten einer Stealth-Drohnen. Auch unter den verschiedenen türkischen Drohnen gibt es nicht das eine „perfekte“ System. Jede Plattform hat ihre eigenen Stärken und Schwächen.

Spannend wird, wie sich die TAI ANKA 3 im Vergleich mit der Kızılelma schlagen wird, wenn es um ihren Einsatz im Verbund mit dem türkischen Kampfjet Kaan geht. Einen Beitrag für die Luftüberwachung, Aufklärung und taktische Unterstützung der Türkei und möglicher anderer Nutzerstaaten wird sie sehr wahrscheinlich leisten können.