Paris Air Show: Anduril setzt in Europa auf Rheinmetall

Während der diesjährigen Paris Air Show verkündeten die Düsseldorfer Rheinmetall AG und der für autonome Systeme bekannte US-Technologiekonzern Anduril eine neue Partnerschaft. Konkret soll es um die (Weiter-)Entwicklung autonomer Luftfahrzeuge und Feststoffraketenmotoren für Europa gehen. In Paris zeigte Anduril unter anderem seine Luftfahrzeuge Barracuda und Fury, die jetzt für den europäischen Markt in Stellung gehen.

Anduril und Rheinmetall gehen eine neue Partnerschaft ein; auch, um die Barracuda-Familie auf dem europäischen Markt zu etablieren.
Anduril und Rheinmetall gehen eine neue Partnerschaft ein; auch, um die Barracuda-Familie auf dem europäischen Markt zu etablieren.
Foto: CPM / Navid Linnemann

Rheinmetall und Anduril Industries bündeln ihre Kräfte. Die neue strategische Partnerschaft soll autonome, softwaredefinierte Luftfahrzeuge und Raketenantriebstechnologie für europäische Einsatzszenarien zur Verfügung stellen.

„Dies ist ein neues Modell der Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich, das auf gemeinsamer Produktion, operativer Relevanz und gegenseitigem Respekt für die jeweilige Souveränität basiert“, sagte Brian Schimpf, CEO von Anduril Industries. „Gemeinsam mit Rheinmetall entwickeln wir Systeme, die schnell produziert, breit eingesetzt und an die sich wandelnden NATO-Missionen angepasst werden können.“

Anduril bringt seine Technologie aus den USA in die vorhandene Produktionsinfrastruktur von Rheinmetall ein. Doch auch die Düsseldorfer können eigene Produkte einbringen. Gemeint ist die Battlesuite, die erst vor wenigen Wochen auf der AFCEA vorgestellt wurde.

Autonome Luftfahrzeuge für das digitale Gefechtsfeld

Im Zentrum der Partnerschaft stehen europäische Varianten zweier Schlüsselplattformen aus dem Hause Anduril: Barracuda und Fury. Beide Luftfahrzeuge werden durch die Implementierung der Battlesuite modular für verschiedene Missionen anpassbar sein und besser mit anderen Systemen kommunizieren können.

Anduril Barracuda

Bei Barracuda handelt es sich nach Angaben von Anduril um eine Familie autonomer Luftfahrzeuge (AAV, Autonomous Air Vehicle) die wie Marschflugkörper jedoch mit unterschiedlichen Nutzlasten eingesetzt werden können. Bisher stehen drei Größen mit Reichweiten bis 926 Kilometer (500 Nautische Meilen) und einer Nutzlast von bis zu 45 Kilogramm zur Auswahl. Die Modelle heißen namentlich Barracuda-100, Barracuda-250 und Barracuda-500.

Zwei von Drei – Barracuda-500 (l.) und Barracuda-250 auf der Paris Air Show.
Zwei von Drei – Barracuda-500 (l.) und Barracuda-250 auf der Paris Air Show.
Foto: CPM / Navid Linnemann

Barracuda wurde mit Blick auf Massenproduktion, schnelle Einsatzfähigkeit und hohe Effizienz konzipiert, um Angriffsaufträge am Rande des Gefechtsraums zu erfüllen. Ein wesentlicher Fokus von Anduril liegt auf einem günstigen Preis.

Man habe, so heißt es vom Unternehmen, aus dem Krieg in der Ukraine gelernt, wo es auf schnell verfügbare Masse ankäme. Hier setzt auch die Kooperation mit Rheinmetall an, die das Produkt möglichst schnell für europäische Kunden verfügbar machen möchte.

Technisch zeichnet sich Barracuda durch seine Kombination aus großer Reichweite, Einsatzflexibilität und KI-gesteuerter Integration aus. Die Mitglieder der Barracuda-Familie sind von unterschiedlichen Plattformen einsetzbar.

Barracuda-100 von Hubschraubern, Booten oder Bodenfahrzeugen, Barracuda-250 von Raketenartillerie oder Kampfflugzeugen wie der F-35 und Barracuda-500 von Kampfflugzeugen wie F-15E und F-16), sowie palettiert von einer C-17 oder C-130.

Anduril Fury

Das wesentlich größere AAV Fury wurde ebenfalls auf der Paris Air Show gezeigt – zum ersten Mal in Europa. Das hochleistungsfähige unbemannte Kampfflugzeug der Klasse „Group 5“ ist eines der Gewinnerdesigns für Increment I des Collaborative Combat Aircraft (CCA)-Programms der US Air Force.

Fury von Anduril soll bemannte Kampfflugzeuge wie die F-22 Raptor, die F-35 Lightning und den geplanten Next Generation Air Dominance-Jäger für Luft-Luft-Einsätze durch bemannte-unbemannte Teamarbeit (MUM-T) ergänzen.

Nahm den Großteil des Messeauftritts von Anduril in Paris ein: die 6,1 Meter lange Fury.
Nahm den Großteil des Messeauftritts von Anduril in Paris ein: die 6,1 Meter lange Fury.
Foto: CPM / Navid Linnemann

Durch die Partnerschaft mit Rheinmetall wird Fury jetzt auch auf dem europäischen Markt angeboten. Optisch erinnert das Luftfahrzeug an einen verkleinerten Jet mit einer Länge von 6,1 und eine Spannweite von 5,2 Metern. Mit einem einzigen Williams FJ44-4M-Turbofan-Triebwerk (Schubkraft von 17,8 kN) und einem maximalen Startgewicht von 2.270 Kilogram kommt Fury auf eine Flugdauer von über 15 Stunden bei einer Höchstgeschwindigkeit von Mach 0,95.

Ähnlich wie Barracuda profitiert Fury durch modulare Architektur – so lassen sich internationale Versionen einfach an europäische spezifische Anforderungen anpassen, inklusive Integration bei europäischen Zulieferern.

Anduril Fury & Barracuda für Rheinmetalls Produktportfolio

Statt importierter Komplettlösungen sollen die Systeme gemeinsam mit europäischen Zulieferern entwickelt und vor Ort produziert werden. So entsteht laut Rheinmetall und Anduril ein Höchstmaß an Kontrolle, Anpassbarkeit und Transparenz.

„Rheinmetall steht seit jeher für Zuverlässigkeit, Substanz und strategische Tiefe in der Verteidigungsindustrie“, erklärte jüngst Armin Papperger, CEO von Rheinmetall.

„Durch die Integration der Lösungen von Anduril in die europäische Produktionsstruktur und durch das digitale Souveränitätskonzept von Rheinmetall bauen wir auf einer soliden Grundlage auf. So gelingt es, neue Arten von autonomen Fähigkeiten in Dienst zu stellen, die schnell produzierbar, modular aufgebaut und auf die sich wandelnden Anforderungen der NATO abgestimmt sind“, so Papperger weiter.

Ein weiteres Produkt von Anduril ist der Roadrunner-M, der zur Zerstörung von Drohnen konzipiert wurde.
Ein weiteres Produkt von Anduril ist der Roadrunner-M, der zur Zerstörung von Drohnen konzipiert wurde.
Foto: CPM / Navid Linnemann

Die Kooperation basiert auf bereits erfolgreich erprobter Zusammenarbeit beider Unternehmen, unter anderem im US-Programm XM30 für Schützenpanzer oder bei der Drohnenabwehr. Anders als klassische Rüstungsprojekte, die oft Jahre in der Entwicklung benötigen, will man mit dieser Partnerschaft auf Geschwindigkeit, Modularität und interoperable Lösungen setzen. Ob nach Fury und Barracuda weitere Produkte von Anduril in die Partnerschaft integriert werden, wurde bisher nicht bekannt.

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