Autonome Seekriegsführung – Fortschritt durch Standardlösungen

Derzeit entwickelt sich die autonome Seekriegsführung in einem rasanten Tempo, was insbesondere im Schwarzen Meer zu beobachten ist. Unternehmen wie Northrop Grumman setzen hierbei zunehmend auf „Off-the-Shelf“-Lösungen, um die Fähigkeiten der Marine zu stärken. Diese auf bereits verfügbaren Komponenten aufbauenden Technologien versprechen nicht nur eine kostengünstigere und schnellere Integration, sondern auch eine erhöhte Effizienz und Flexibilität auf den modernen Schlachtfeldern.

Autonome Seekriegsführung: Ein Martac T38-Boot, ausgestattet mit Technologie aus dem Projekt Scion von Noorthrop Grumman, ist hier während eines Tests im Jahr 2023 zu sehen.
Ein Martac T38-Boot, ausgestattet mit Technologie aus dem Projekt Scion von Noorthrop Grumman, ist hier während eines Tests im Jahr 2023 zu sehen.
Foto: Northrop Grumman

Im maritimen Bereich spielen unbemannte Systeme eine immer wichtigere Rolle. Northrop Grumman will nach eigenen Angaben diese Technologien nicht nur für Spezialoperationen bereitstellen, sondern auch für breitere Anwendungsfelder, indem man die Integration bereits vorhandener kommerzieller Komponenten fördert. Dadurch wird die Herstellung und Wartung dieser Systeme vereinfacht, was einen wesentlichen Vorteil in Bezug auf Zeit und Kosten darstellt.

Dass unbemannte Systeme dabei auch an Schlagkraft zulegen, zeigt sich im Schwarzen Meer: Schon kurz nach Beginn der russischen Vollinvasion gelang es den Ukrainern, Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte auszuschalten – durch die Medien ging insbesondere der Untergang der Moskwa. Der 186 m lange Lenkwaffenkreuzer war das Flaggschiff der Schwarzmeerflotte, wurde damals allerdings noch nicht durch autonome Seekriegsführung, sondern durch ukrainische Seezielflugkörper vom Typ Neptun versenkt.

In jüngster Zeit schafft es die Ukraine immer häufiger, auch mit dem Einsatz von Marinedrohnen Schiffe zu versenken; darunter am 1. Februar 2024 die 56 m lange Korvette Iwanowez und zwei Wochen später das 112 m lange Landungsschiff Zesar Kunikow. Zum Einsatz kommen bei der Ukraine die Eigenentwicklungen Sea Baby und Magura V.

Die Bedeutung von „Off-the-Shelf“-Lösungen

Einer der Schlüssel zu dieser neuen Ära der autonomen Seekriegsführung ist der Einsatz von Standardkomponenten, die für den zivilen Markt entwickelt wurden. Diese sogenannten „Off-the-Shelf“-Lösungen erlauben es, unbemannte Systeme wie Überwasserdrohnen und autonome Unterwasserfahrzeuge (AUVs) schneller in Betrieb zu nehmen. Sie reduzieren den Entwicklungsaufwand erheblich und ermöglichen eine flexible Anpassung an verschiedene Einsatzszenarien.

Im Beispiel Northrop Grumman wird für die moderne autonome Seekriegsführung auf eine modulare Architektur gesetzt, die verschiedene Sensortypen und Kommunikationssysteme je nach Einsatzanforderung integrierbar macht. Diese Flexibilität ermöglicht es der Marine, ihre unbemannten Systeme für Aufklärung, Überwachung, Zielerfassung und sogar offensive Operationen zu nutzen.

Bei Silent Swarm 2024 wurden Fahrzeuge in einem dezentralisierten Team von unbemannten autonomen Fahrzeugen eingesetzt, die Daten an die Kommando- und Kontrollsoftware und ein fortschrittliches Situationserkennungsinstrument lieferten.
Bei Silent Swarm 2024 wurden Fahrzeuge in einem dezentralisierten Team von unbemannten autonomen Fahrzeugen eingesetzt, die Daten an die Kommando- und Kontrollsoftware und ein fortschrittliches Situationserkennungsinstrument lieferten.
Foto: Northrop Grumman

Silent Swarm: Autonome Schwärme für die Seekriegsführung

Ein besonders innovatives System für die autonome Seekriegsführung von Northrop Grumman wurde in diesem Jahr bei der Übung Silent Swarm 2024 eingesetzt. „Wir haben einen ersten Proof of Concept für Scions Fähigkeiten für die Marine im Jahr 2023 entwickelt“, erklärte Matt O’Driscoll, Chefingenieur für das Programm Scion bei Northrop Grumman. „Aufbauend auf der erfolgreichen Demonstration im letzten Jahr haben wir für die diesjährige Silent-Swarm-Übung fünf unbemannte Systeme in der Luft und zwei auf der Oberfläche eingesetzt. Alle Systeme arbeiteten zusammen und autonom, um Zielschiffe zu finden.“

„Bei Silent Swarm haben wir die Kombination aus der Helix-Software und der Scion-Payload als elektronische Kriegsführung (EW)-System vorgestellt, das in der Lage ist, Hochfrequenzemissionen über dem Wasser zu finden und zu lokalisieren“, ergänzte Tyler Dillstrom, Chefingenieur für Helix bei Northrop Grumman. „Unsere Autonomiesoftware zur Steuerung der USVs nutzte diese Erkennungen, um Ziele aus der Luft und an der Oberfläche zu korrelieren, zu identifizieren und zu verfolgen.“

Die einzelnen Fahrzeuge können unabhängig voneinander agieren, miteinander kommunizieren und sich an veränderte Missionsanforderungen anpassen. Durch die Schwarmintelligenz können sie komplexe Aufgaben wie Überwachung, Aufklärung und sogar Angriffe auf feindliche Ziele effizient koordinieren.

Die bei der Übung Silent Swarm eingesetzten Fahrzeuge für autonome Seekriegsführung basieren ebenfalls auf dem Konzept „Off-the-Shelf“, wie beispielsweise den autonomen Überwasserfahrzeugen HydroCat 550 von Seafloor und dem T38 von Martac. Das bietet die Möglichkeit, die Fahrzeuge kostengünstig und schnell in den Einsatz zu bringen. Die Vielseitigkeit des Silent Swarm-Ansatzes ermöglicht es, ihn sowohl in Küstengewässern als auch in offenen Ozeanen einzusetzen, wodurch die Reichweite und die Einsatzmöglichkeiten der Marine erheblich erweitert werden.

HydroCat 550 (bzw. 180 in der Maßeinheit Fuß) ist ein unbemannter Catamaran.
HydroCat 550 (bzw. 180 in der Maßeinheit Fuß) ist ein unbemannter Catamaran des Herstellers Seafloor.
Foto: Seafloor

Für die autonome Seekriegsführung setzt Northrop Grumman neben der technischen Entwicklung auch auf die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Behörden, um die Standardisierung dieser Systeme voranzutreiben. Dies erleichtert die Interoperabilität zwischen den verschiedenen Plattformen und ermöglicht es den Streitkräften, unbemannte Systeme effizient in ihre bestehenden Flottenstrukturen zu integrieren.

Autonome Kriegsführung – Die Zukunft der Marine

Während die Technologie für unbemannte Systeme weiter wächst, wird – nicht zuletzt durch das Beispiel Ukraine – klar, dass diese eine Schlüsselrolle in zukünftigen maritimen Konflikten spielen werden. Die Fähigkeit, Überwachungsmissionen durchzuführen, ohne dabei menschliche Besatzungen in Gefahr zu bringen, und die Möglichkeit, Angriffe aus der Ferne zu koordinieren, machen diese Systeme zu unverzichtbaren Werkzeugen.

Die Integration von „Off-the-Shelf“-Technologien in die autonome Seekriegsführung wird auch über die Ukraine hinaus den Weg für eine stärkere Automatisierung und breitere Einsatzmöglichkeiten ebnen. Unternehmen wie Northrop Grumman spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie die Entwicklung solcher Technologien vorantreiben und ihre Implementierung in die Flotten der Welt erleichtern.

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EntwicklungNorthrop GrummanSchwarzes MeerÜberwasserdrohneUkraineUnbemannte Systeme
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