Deutschland hat heute der Ukraine die erste von insgesamt 54 Radhaubitzen des Typs RCH 155 übergeben. Verteidigungsminister Boris Pistorius betonte bei der symbolischen Übergabe an den ukrainischen Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, im Kasseler Werk des Herstellers KNDS die Bedeutung dieser Lieferung für die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine.
„Für mich ist heute ein ganz besonderer Tag“, stellte der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, fest. „Unser Bedarf ist akuter denn je zuvor. Wenn wir eines Tages am Verhandlungstisch sitzen werden, wird es gut sein, von den starken deutschen Waffen gedeckt zu werden und Deutschland an unserer Seite zu haben.“
Makeiev wies auch auf den besonderen Umstand hin, dass die ukrainischen Streitkräfte die RCH 155 sogar noch vor der Bundeswehr erhielten. Mit der heutigen Übergabe der Radhaubitze wird die Ukraine zudem auch zu einem weiteren Nutzerstaat des Boxers. „So gehen Verbündete miteinander um“, stellte der ukrainische Botschafter fest, „sie schließen Sicherheitslücken, vor allem, wenn diese Lücken blutende Wunden sind.“
Bis 2028 soll die Ukraine insgesamt 54 dieser modernen Artilleriesysteme erhalten. Die ersten sechs Einheiten sind für dieses Jahr vorgesehen. Die heute übergebene RCH 155 soll jedoch nicht direkt in die Ukraine gehen, sondern zu Ausbildungszwecken ukrainischer Artilleristen in Deutschland verbleiben.
Der tatsächliche Einsatz des Systems in der Ukraine könnte daher erst in einigen Monaten beginnen. Dennoch markiert die Übergabe einen bedeutenden Schritt für die militärische Unterstützung der Ukraine – und für das System RCH 155 selbst.
Die RCH 155 kombiniert das Artillerie-Geschütz-Modul (AGM) mit dem Boxer-Fahrgestell. Das AGM verfügt wie die Panzerhaubitze 2000 über eine 155-mm/L52-Rohrwaffe. Das System RCH 155 zeichnet sich durch eine Reichweite von über 50 Kilometern aus und kann mit Präzisionsmunition wie der Vulcano sogar Ziele in bis zu 70 Kilometern Entfernung treffen. Ein herausragendes Merkmal ist die Fähigkeit, während der Fahrt präzise zu feuern, was die Flexibilität und Reaktionsfähigkeit auf dem Gefechtsfeld erheblich steigert.
RCH 155 von KNDS für die Ukraine, Deutschland und Großbritannien
Die RCH 155 ist das Ergebnis jahrzehntelanger Entwicklung, basierend auf der Panzerhaubitze 2000 und dem Artilleriegeschütz Donar. Das System wurde erstmals 2016 vorgestellt und kontinuierlich weiterentwickelt, um höchste Mobilität, Präzision und Automatisierung zu erreichen. Die Radhaubitze kommt mit nur zwei Besatzungsmitgliedern aus. Ihre Feuerkraft, Reichweite von bis zu 54 km und die Fähigkeit, während der Fahrt zu feuern, machen sie zu einem zukunftsweisenden Artilleriesystem.
Die RCH 155 kombiniert hohe Mobilität mit Schutz und Vielseitigkeit. Das Fahrzeug ist gegen Minen und ballistische Bedrohungen geschützt und kann verschiedene Missionen dank seiner modularen Bauweise bewältigen.
Das vollautomatische Ladesystem reduziert die Abhängigkeit von Besatzungspersonal, während fortschrittliche Netzwerksysteme eine nahtlose Integration in moderne Gefechtsfeldmanagementsysteme ermöglichen. Dennoch wird die geringe Munitionskapazität von 30 Geschossen kritisiert, da sie häufiges Nachladen erfordert, was im Einsatz ein Risiko darstellen kann.
Die RCH 155 wird künftig nicht nur in der Ukraine eingesetzt. Auch Deutschland selbst will sie beschaffen. Bis zu 168 Systeme für die mittleren Kräfte möchte die Bundeswehr gerne haben, 80 sollen in diesem Jahr durch den Bundestag genehmigt werden. Auch Großbritannien wird die Radhaubitze kaufen. Trotz vergleichbar hoher Kosten wird das System für seine Automatisierung und strategische Mobilität geschätzt. Die Radhaubitze RCH 155 könnte zudem die Basis für unbemannte Artilleriesysteme der Zukunft bilden.
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