Litauen beabsichtigt nach dem Kauf von Boxer und Leopard aus Deutschland, seine mechanisierten Truppen auch mit CV90-Schützenpanzern aus Schweden zu auszustatten. 100 Fahrzeuge seien im Gespräch – es gibt jedoch zwei wesentliche Bedingungen, sagte Verteidigungsminister Laurynas Kasčiūnas gegenüber einem litauischen Radiosender.
Litauen arbeitet intensiv daran, seine Verteidigungsfähigkeiten durch die Aufstellung einer Division deutlich auszubauen. Diese sollte eigentlich bis 2030 einsatzbereit sein – das Datum wurde zuletzt auf 2036/40 deutlich nach hinten korrigiert. Ein Grund mehr für Litauen, dass Partnerstaaten wie Deutschland zügig beim Schutz des Landes helfen.
Für die Aufstellung der neuen mechanisierten Kräfte wurde bereits der Radpanzer Boxer beschafft, der in Litauen Wolf genannt wird. In seiner litauischen Version wird er in zwei Bataillonen eingesetzt. Seit Anfang des Jahres ist auch die Beschaffung von Leopard-Kampfpanzern bekannt, deren Vertragsabschluss kurz bevorstehen soll.
Jetzt berichtete das litauische Verteidigungsministerium, man beabsichtige den Kauf von rund 100 schwedischen CV90-Schützenpanzern. „Der CV90 hat sich in der Ukraine bewährt, er verfügt über Kampferfahrung, er wurde im Kampf getestet, die Bewertungen sind gut“, stellte Minister Laurynas Kasčiūnas gestern gegenüber dem litauischen Radiosender Žinių fest.
Beschaffung von CV90-Schützenpanzern bisher nur beabsichtigt
Diese Fahrzeuge des schwedischen Herstellers BAE Systems Hägglunds AB bieten moderne Technologie und sollen zwei mechanisierte Bataillone der litauischen Streitkräfte ausrüsten. Die Panzer würden dann gemeinsam mit den Leopard 2-Kampfpanzern die Schlagkraft der mechanisierten Truppen erheblich steigern – eine Kombination, die auch in acht weiteren NATO-Staaten zum Einsatz kommt.
Derzeit bereitet Litauen den Beschaffungsprozess von möglichen 100 CV90-Schützenpanzern vor. Gespräche mit dem Hersteller werden aufgenommen und bedeuten noch keine endgültige Entscheidung für das System, so der Minister. Entscheidend sei neben dem finanziellen Rahmen auch, ob BAE Systems Hägglunds Teile des Auftrags an litauische Unternehmen vergeben würde.
Panzer nicht ohne Schutz beschaffen
Litauen steht im Rahmen seiner Beschaffung von CV90-Schützenpanzern jedoch vor einem Problem bei der Aufstellung seiner mechanisierten Kräfte: Die Luftverteidigung ist nicht gesichert. „Verzeihen Sie mir, aber ich kann unsere Verteidigungspolitik nicht an ein Panzerbataillon hängen“, erklärte Kasčiūnas weiter, „wenn ich sehe, wie sich der Krieg verändert; wie die Kriegsführung aussieht; wie schweres Gerät in der Ukraine kaputtgeht; wie wichtig es ist, Bedrohungen aus der Luft zu bekämpfen und wenn ich weiß, dass es ein riesiges Vakuum und Defizit in Bezug auf die Luftverteidigung in der gesamten NATO gibt.“
Derzeit laufen Gespräche mit mehreren NATO-Staaten, um Kräfte für die Luftverteidigung in Litauen auch weiterhin im Rotationsprinzip einzusetzen. Zuletzt hatten die Niederlande Patriot-Flugabwehrsysteme in Litauen betrieben. Gleichzeitig arbeitet Litauen daran, eine dritte Batterie des norwegischen Kurz- und Mittelstrecken Luftverteidigungssystems NASAMS (National Advanced Surface-to-Air Missile System) zu beschaffen. Dadurch verzögere sich allerdings die Beschaffung der deutschen Kampfpanzer, räumte der Minister ein.
Mangel an Übungsinfrastruktur ist zweite Herausforderung
Ein weiteres Problem Litauens besteht im Mangel an geeigneten Übungsplätzen, aufgrund einer wachsenden Anzahl eigener Soldaten und Reservisten, sowie zukünftig im Land stationierten Partnern, wie der deutschen Litauen-Brigade. Kasčiūnas erklärte, dass Litauen mindestens einen großen Übungsplatz brauche, auf dem eine Einheit in Brigadegröße trainieren könne. Zudem bot das Land an, sich bei der Einrichtung eines gemeinsam zu nutzenden Übungsplatzes in Estland zu beteiligen.
In Litauen ist derzeit viel Bewegung, nicht nur in der Beschaffung von Großgerät wie den CV90-Schützenpanzern, sondern auch im Bau von neuer Infrastruktur. Beides sind wesentliche Bedingungen für die wirksame Verteidigungsfähigkeit des Landes gegenüber einer wachsenden Bedrohung aus Russland, die sich zudem gegenseitig bedingen.
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