Neue Bodluv-Systeme mittlerer Reichweite für die Schweiz gesucht

Das schweizerische Bundesamt für Rüstung, armasuisse sucht neue Bodluv-Systeme für die bodengestützte Luftverteidigung mittlerer Reichweite (Bodluv MR). Dazu wurden jüngst drei ausgewählte Herstellerfirmen um die Abgabe von Angeboten bis Mitte Juli 2024 gebeten. Auch ein deutscher Hersteller könnte den Zuschlag bekommen.

Auch für Schweiz als Bodluv-Systeme denkbar: In der Ukraine ist das Luftverteidigungssystem IRIS-T SLM seit bereits fast zwei Jahren im Einsatz.
In der Ukraine ist das Luftverteidigungssystem IRIS-T SLM seit bereits fast zwei Jahren im Einsatz.
Foto: Ministry of Defence of Ukraine

Das Beschaffungsprojekt „Bodluv MR“ zielt darauf ab, die Fliegerabwehrsysteme der Schweizer Armee zu modernisieren und bestehende Sicherheits- und Fähigkeitslücken zu schließen. Die aktuellen Systeme, darunter die Stinger-Raketen und die Mittlere Fliegerabwehr (M Flab), sind veraltet und haben nur begrenzte Reichweiten, während moderne Kampfflugzeuge ihre Waffen aus größeren Höhen und Entfernungen einsetzen.

Im Rahmen des Programms Air2030 will die Schweizer Armee neben bodengestützten Flugabwehrraketen auch neue Kampfflugzeuge und ein neues Luftraumüberwachungssystem beschaffen. Die jetzt gestellte Offertenanfrage ist jedoch nicht der erste Versuch, die schweizerische Luftverteidigung zu modernisieren.

Bereits 2015 sollte Thales Suisse SA als Generalunternehmerin das Projekt BODLUV 2020 MR begleiten, was nach Bekanntwerden von Mängeln im März 2016 jedoch eingestellt wurde. Zwischenzeitlich beschaffte die Schweiz für größere Reichweiten das Patriot-System, welches ab 2025 in Dienst gestellt werden soll. Nun ein neuerlicher Anlauf für die Bodluv-Systeme mittlerer Reichweite

Diese 3 Hersteller wurden für neue Bodluv-Systeme MR angefragt

Die neuen Systeme zur bodengestützten Luftverteidigung müssen umfangreiche militärische, technische und logistische Anforderungen erfüllen. Die Hersteller sind aufgefordert, auf Basis der Ausschreibungsunterlagen Systeme anzubieten, die sich bereits im Einsatz bewährt haben. Hier dürfte der Blick der Schweizer auch auf Einsatzerfahrungen aus der Ukraine gehen, wodurch Iris-T SLM von Diehl einen Vorteil haben dürfte.

Als Kriterium für die Auswahl nannte die armasuisse allerdings ebenso das Kooperationspotenzial in Bereichen wie Ausbildung, Training und Instandhaltung. Die Einbindung der Schweizer Industrie spielt eine wichtige Rolle bei der Entscheidung.

Nach einer internen Einschätzung kommen für armasuisse drei potenzielle Hersteller für neue Bodluv MR-Systeme infrage: Diehl Defence aus Deutschland, Kongsberg aus Norwegen in Kooperation mit Raytheon aus den USA und MBDA (Frankreich).

Anforderungen und Zeitplan der Angebote

Die von der armasuisse gewünschten Offerten der drei Hersteller müssen neben verbindlichen Preisangaben (auch in Bezug auf zukünftige Wartung) unter anderem Details zur Lieferung der der Bodluv-Systeme beinhalten. Dazu gehören Logistik, mögliche Bewaffnung und die erwähnte Einsatzerfahrung.

Armasuisse erwartet die Angebote der Hersteller bis Mitte Juli 2024. Die Ergebnisse der Auswertung fließen dann in den Evaluationsbericht ein, der den Typenentscheid im dritten Quartal 2024 ermöglicht.

Danach ist das Ziel, die Beschaffung in die Armeebotschaft 2025 aufzunehmen. Dies entspricht auch der Empfehlung aus dem Deloitte-Bericht vom 20. Mai 2020, das Projekt zügig abzuwickeln. Aktuell prüft das Parlament einen Vorschlag der sicherheitspolitischen Kommission des Ständerates, die Beschaffung bereits in die Armeebotschaft 2024 aufzunehmen.

Teilnahme an der European Sky Shield Initiative hat keinen Einfluss

Die Teilnahme der Schweiz an der European Sky Shield Initiative (ESSI) erweitert die Möglichkeiten für internationale Kooperationen. ESSI verbessert die Koordination bei Beschaffungsvorhaben, Ausbildung und logistischen Aspekten der bodengestützten Luftverteidigung. Wie oben erwähnt spielt die Kooperationsfähigkeit bei der Entscheidung für neue Bodluv-Systeme durchaus eine Rolle, die Teilnahme an ESSI soll aber gerade nicht für ein spezifisches System ausschlaggebend sein, da die nationalen Zuständigkeiten bei der Beschaffung unberührt bleiben. Der Typenentscheid basiert auf einer nationalen Evaluation verschiedener Bodluv-Systeme mittlerer Reichweite.

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Verwendete Schlagwörter

Air Defencearmasuissebodengebundene LuftverteidigungIRIS-T SLMLuftverteidigungSchweiz
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