Papperger zieht Bilanz für Rheinmetall in der Zeitenwende

Welche Zahlen die Zeitenwende mit sich brachte, zeigte der CEO von Rheinmetall, Armin Papperger, heute bei der jährlichen Bilanzpressekonferenz auf. „Wir haben vor dem Ukraine-Krieg pro Jahr 70.000 Schuss Artilleriemunition produziert. Wir sind jetzt für dieses Jahr bei 700.000 Schuss. Und wir zielen auf 1,1 Millionen pro Jahr“, sagte Papperger. Dieses Ziel solle um 2026 erreicht werden, so denn einige politische Entscheidungen bis dahin gefallen seien.
Der Jahresumsatz der Rheinmetall AG soll im Geschäftsjahr 2024 auf ein Niveau von rund zehn Milliarden Euro steigen, berichtete Rheinmetall-CEO Armin Papperger bei der heutigen Bilanzpressekonferenz.
Der Jahresumsatz der Rheinmetall AG soll im Geschäftsjahr 2024 auf ein Niveau von rund zehn Milliarden Euro steigen, berichtete Rheinmetall-CEO Armin Papperger bei der heutigen Bilanzpressekonferenz.
Bild: cpm Defence Network

Nach Deutschland wollen nun auch die Ukraine und Litauen eigene Munitionsfabriken aufbauen. Die finalen politischen Entscheidungen stünden zwar noch aus, aber Papperger rechnet mit Zusagen. Durch diese beiden zusätzlichen Werke ließe sich dann eine Produktion von 1,1 Millionen Schuss Artilleriemunition pro Jahr erreichen.

Beim Ausbau der Kapazitäten habe auch der jüngste spanische Auftrag von 350.000 Schuss zusätzlicher Artilleriemunition sehr geholfen, da sich in Spanien auch eine große Fabrik zur Pulverherstellung von Rheinmetall befinde, die nun ebenfalls ihre Produktion erhöhe, für Rheinmetall insgesamt von 1.000 Tonnen auf 3.000 Tonnen Pulvermunition pro Jahr.

Man müsse bedenken, dass vor dem russischen Angriff auf die Ukraine eine Produktion von 70.000 Schuss Artilleriemunition pro Jahr vollkommen ausreichend gewesen sei, betonte Papperger. „Weil niemand mehr auf Artilleriemunition gezielt hat, weil man glaubte, dass es im Zeitalter der Nuklearwaffen keine Artillerie mehr braucht.“

Umsatzerhöhung beim militärischen Kunden

Der Konzernumsatz der Rheinmetall AG erhöhte sich im vergangenen Jahr vor allem im Geschäft mit den militärischen Kunden, vor bei Kampffahrzeugen, militärischen Lkw und Munition, aber auch bei Drohnen und im Bereich der Digitalisierung. Im zivilen Geschäft hingegen verzeichnet der Konzern nur leichtes Umsatzwachstum.

Insgesamt lag der Konzernumsatz in 2023 bei 7.176  Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahresumsatz in Höhe von 6.410 Millionen Euro erhöhten sich die Erlöse also um 766 Millionen Euro oder 12 Prozent. Da es bei Auslieferungen in einzelnen Projekten Terminanpassungen gab – auch aufgrund der Verbuchung im Sondervermögen Bundeswehr – verschoben sich Umsätze sogar teils in das Jahr 2024. Der Konzernumsatz 2023 blieb somit zwar unter der Prognose, in der für das Jahr mit einem Umsatz in einer Bandbreite von 7,4 bis 7,6 Milliarden Euro gerechnet worden war.

Papperger erläuterte: „Im zurückliegenden Geschäftsjahr konnten wir Rekordwerte bei Umsatz und Ergebnis erzielen. Beim EBIT vor Kaufpreisallokationen sind wir nah an der Schwelle zu einer Milliarde Euro. Auf diese Leistung, die auf Innovation, technologischer Kompetenz und vor allem auf dem Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beruht, sind wir stolz. Die Weichen sind auf weiteres Wachstum und steigende Profitabilität gestellt.“

2023 Rheinmetall in Zahlen unter Papperger

Am 31. Dezember 2023 lag laut Papperger der Rheinmetall-Auftragsbestand bei 38,3 Milliarden Euro und erreichte damit nach 26,6 Milliarden Euro im Vorjahr einen neuen Höchstwert. In diesen Wert sind sowohl der verbindliche Auftragsbestand (Order Backlog) und der Bestand an Rahmenverträgen (Frame Backlog) als auch der Nominated Backlog des zivilen Konzerngeschäfts einbezogen.

Das operative Konzernergebnis (EBIT vor Sondereffekten) kletterte um 19 Prozent auf einen Rekordwert von 918 Millionen und erhöhte sich somit überproportional gegenüber dem erzielten Umsatz­wachstum. Damit wurde der Vorjahreswert des operativen Konzernergebnisses (EBIT vor Sondereffekten) in Höhe von 769 Millionen Euro, der als bislang höchster Ergebniswert in der jüngeren Unternehmensgeschichte ausgewiesen worden war, deutlich übertroffen. Die operative Marge im Konzern erreicht 12,8 Prozent und übertrifft damit den Vorjahreswert von 12 Prozent.

Das berichtete EBIT liegt unter Berücksichtigung von Sondereffekten bei 897 Millionen Euro und damit um rund 160 Millionen Euro über dem entsprechenden Vorjahreswert von 738 Millionen Euro. Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2023 waren positive Sondereffekte in Höhe von insgesamt 49 Millionen Euro sowie Sondereffekte aus Kaufpreisallokationen in Höhe von ‑70 Millionen Euro zu berücksichtigen.

Das Ergebnis nach Steuern stieg auf 586 Millionen Euro und übertraf damit den Vorjahreswert von 540 Millionen Euro um neun Prozent. Nach Abzug des auf andere Gesellschafter entfallenden Ergebnisses von 51 Millionen Euro (Vorjahr: 66 Millionen Euro) ergab sich ein auf die Aktionäre der Rheinmetall AG entfallendes Ergebnis von 535 Millionen Euro nach 474 Millionen Euro im Vorjahr. Das Ergebnis je Aktie aus fortgeführten Aktivitäten vor Kaufpreisallokation erhöhte sich dabei von 10,96 Euro auf 14,65 Euro.

Auf dieser Grundlage wird der am 14. Mai 2024 stattfindenden Hauptversammlung vorgeschlagen, für das Geschäftsjahr 2023 eine Dividende von 5,70 Euro je Aktie auszuzahlen, berichtete Papperger. Im Jahr zuvor habe die Dividende bei 4,30 Euro gelegen. Dies entspricht einer Ausschüttungsquote in Bezug auf das Ergebnis je Aktie (fortgeführte Aktivitäten) vor Kaufpreisallokation von 38,9 Prozent (Vorjahr: 39,2 Prozent).

Highlights in 2023

Vehicl Systems erzielte mit seinen Aktivitäten im Bereich der militärischen Rad- und Ketten­fahrzeuge im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz in Höhe von 2.609 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahreswert von 2.270 Millionen Euro erhöhte sich der Umsatz somit deutlich um rund 15 Prozent. Wesentliche Umsatzbeiträge wurden dabei unter anderem durch die Übergabe von Schützenpanzern des Typs Lynx an die Streitkräfte Ungarns sowie durch Ringtauschprogramme im Rahmen des Ukraine-Kriegs realisiert.

Außerdem erfolgte die Lieferung von Wechsellader-Lkw und anderen Logistikfahrzeugen der Baureihen HX, TGS und TGM an die Kundenländer Großbritannien, Australien, Norwegen und Schweden. Wie im Vorjahr wurden wesentliche Umsatzanteile im Rahmen von Auslieferungen im Zuge eines australischen Großauftrags über taktische Fahrzeuge erzielt, der die Produktion von 211 Radpanzern des Typs Boxer umfasst.

Besonders deutlich schlug sich laut Papperger die Zeitenwende in der Auftragssituation nieder. Der Anteil der Vehicle Systems an der Rheinmetall Nomination erreichte mit 7.144 Millionen Euro mehr als das Vierfache des Vorjahres 2022, als 1.564 Millionen Euro eingebucht wurden. Größte Einzelposten waren hierbei ein gemeinsamer Rahmenvertrag für Luftlandefahrzeuge der Bundeswehr und der niederländischen Streitkräfte im Wert von über eine Milliarde Euro sowie ein Auftrag aus den USA im Schützenpanzer-Programm XM30 im Wert von rund 700 Millionen Euro. Weitere wesentliche Auftragseingänge konnten durch die von der deutschen Bundesregierung beauftragten Schützenpanzer Puma (zweites Los) sowie ein Leopard-2-Upgrade für Norwegen erzielt werden.

Der Geschäftsbereich Weapon and Ammunition erzielte mit Aktivitäten bei Waffensystemen und Munition im Berichtsjahr einen Umsatz von 1.756 Millionen Euro. Gemessen am Vorjahreswert entspricht dies einem Umsatzwachstum von 397 Millionen Euro oder 29 Prozent. Deutliche Wachstumsimpulse kamen hierbei neben Deutschland aus weiteren NATO-Staaten im osteuropäischen Raum sowie aus der Ukraine. Hervorzuheben sind besonders die beiden mehrjährige Rahmenverträge für Panzermunition (3,2 Millionen Euro) und Artilleriemunition (1,4 Millionen Euro) für die Bundeswehr sowie auch Direktaufträge aus der Ukraine, die ein Volumen von rund 1,7 Milliarden Euro haben.

Der Geschäftsbereich Electronic Solutions erzielte mit Lösungen im Bereich der Verteidigungselektronik im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 1.318 Millionen Euro und übertraf damit den Vorjahreswert um 13 Prozent (Vorjahr: 1.164 Millionen Euro). Ein wesentlicher Beitrag zu dieser Umsatzsteigerung wurde durch Umsätze aus einem im Geschäftsjahr 2022 erteilten Großauftrag für die Lieferung von Skynex-Flugabwehrsystemen für einen europäischen Kunden erzielt.

Weitere relevante Umsätze resultierten laut Papperger aus dem Anteil an den Großprojekten Schützenpanzer Lynx für Ungarn, Schützenpanzer Puma für die Bundeswehr, Boxer-Radpanzer für Australien sowie aus der Lieferung von Gefechtshelmen für einen im Vorjahr erteilten Großauftrag des deutschen Heeres.

Papperger: Ausblick auf 2024

Für das Geschäftsjahr 2024 prognostiziert Rheinmetall angesichts des sicherheitspolitischen Umfelds anhaltend starkes Umsatz- und Ergebniswachstum. Erstmals in der Konzerngeschichte soll das prognostizierte Umsatzvolumen die Größenordnung von zehn Milliarden Euro erreichen.

„Eine neue sicherheitspolitische Dekade hat begonnen“, betonte Papperger. „In dieser Situation sind wir bei Rheinmetall dankbar, entscheidende Beiträge dazu leisten zu können, die Wehrfähigkeit unseres Landes wieder herzustellen. Um dieser Aufgabe von nationaler Tragweite gerecht zu werden, scheuen wir keine Mühen: Wir tätigen massive Investitionen, bauen neue Werke und stocken beim Personal deutlich auf.“

Papperger führte weiter aus: „Bei allem, was wir tun, ist es unser vorrangiges Ziel, der Bundeswehr und den Streitkräften unserer Verbündeten und Freunde ein leistungsfähiger Partner zu sein und so vor allem dem Frieden in Europa zu dienen. Dabei ist es uns ein Herzensanliegen, der Ukraine mit allen Kräften bei ihrem Überlebenskampf zu helfen. Dieser Verantwortung stellen wir uns aus voller Überzeugung.“

Dorothee Frank

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