Quadriga 2024: Bundeswehr demonstriert Einsatzbereitschaft

Aktuell findet in Europa die internationale Übung Quadriga 2024 statt, die als Teil der NATO-Großübung Steadfast Defender die Einsatzbereitschaft der alliierten Kräfte demonstrieren soll. Quadriga 2024 ist dabei die Hauptübungsserie für die Bundeswehr. Die NATO zeigt mit diesen Übungen bewusst ihr Können, um Russland die Konsequenzen eines Angriffs auf einen der Staaten des Bündnisses deutlich vor Augen zu führen. Denn jedes einzelne Mitglied ist bereits, die Souveränität der anderen mit allen Kräften zu verteidigen.

Leopard 2 A7V des Panzerbataillons 393 der Panzergrenadierbrigade 37, die an der Übung Wettiner Schwert 2024 innerhalb der bundeswehrgemeinsamen Übungsreihe Quadriga 2024 teilnimmt.
Leopard 2 A7V des Panzerbataillons 393 der Panzergrenadierbrigade 37, die an der Übung Wettiner Schwert 2024 innerhalb der bundeswehrgemeinsamen Übungsreihe Quadriga 2024 teilnimmt.
Foto: Bundeswehr / Marco Dorow

Aus diesem Grund üben im Rahmen von Steadfast Defender über den Zeitraum von sechs Monaten insgesamt rund 90.000 Soldatinnen und Soldaten aller NATO-Mitgliedsstaaten. Die Bundeswehr ist mit rund 12.000 Soldatinnen und Soldaten dabei, für sie bildet der deutsche Anteil namens Quadriga 2024 das Hauptaktionsfeld.

An dieser Übungsserie, die in der ersten Jahreshälfte stattfindet, sind das Territoriale Führungskommando, das Einsatzführungskommando sowie Verbände und Einheiten aller Teilstreitkräfte und militärischen Organisationsbereiche der Bundeswehr beteiligt. Hinzu kommen Bündnispartner aus Frankreich, Großbritannien, Litauen, Niederlande, Norwegen und den USA.

Gefechtsschießen bei der Übung Saber Strike

Quadriga 2024 teilt sich wiederum in einzelne Übungen auf, eine davon ist Saber Strike, für die auf dem Truppenübungsplatz Bemowo Piskie im Nordosten Polens seit dem 15. April ein einwöchiges Gefechtsschießen der US-Task Force Dragoon läuft. Es handelt sich dabei um den Höhepunkt der Übung Saber Strike.

Das deutsche Jägerbataillon 1 untersteht während dieser Übung dem 2nd Cavalry Regiment der U.S. Army. Rund 800 deutsche Soldatinnen und Soldaten mit über 200 Fahrzeugen üben gemeinsam mit ihren alliierten Partnern. Zur multinationalen Task Force gehören auch niederländische Aufklärer sowie spanische und italienische Einheiten.

Gemeinsam im Gefecht: Deutscher GTK Boxer und Fahrzeuge der italienischen und amerikanischen Streitkräfte.
Gemeinsam im Gefecht: Deutscher GTK Boxer und Fahrzeuge der italienischen und amerikanischen Streitkräfte.
Foto: PIZ Heer/Jana Neumann

„Die Internationalität dieser Übung ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was NATO eigentlich bedeutet. Als Kommandeur werde ich von einem amerikanischen Regimentskommandeur geführt, als ob ich einer seiner regulären amerikanischen Bataillonskommandeure wäre. Da gibt es keine Unterschiede“, beschreibt Oberstleutnant Sebastian Hagen, Kommandeur des Jägerbataillons 1 und Führer des Gefechtsverbandes.

Nach Abschluss des Gefechtsschießens wird der Gefechtsverband weiter nach Litauen marschieren. Von dort aus beginnt nach Abschluss der Übung der Rückmarsch in die Heimatstandorte per Flugzeug, Schiff und Eisenbahn. Bis Ende Mai werden alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Saber Strike wieder zu Hause erwartet.

Niederländische 13. Leichte Brigade in Sachsen Anhalt

In der kommenden Woche zeigt die 13. Leichte Brigade der Niederlande ebenfalls hre Leistungsfähigkeit. Sie nimmt an Quadriga 2024 als Teil der deutschen 10. Panzerdivision teil – schließlich haben die Niederlande alle ihre Heereselemente dem deutschen Heer zugeordnet (wir berichteten).

Zwei Wochen lang werden nun insgesamt 4.500 Soldatinnen und Soldaten Landeinsätze im großen Stil üben. Gemäß dem Kommandeur der 13. Leichten Brigade, Brigadegeneral Gert-Jan Kooij, liegt der Unterschied zu den üblichen Übungen hauptsächlich auf dem höheren Niveau der NATO-Übung: „Alle Einheiten sind sehr gut auf ihre Aufgaben vor-bereitet, aber jetzt kommt es darauf an, dass alle diese Teilprozesse richtig miteinander verbunden sind.“

Die 13. Leichte Brigade der Niederlande nahm als Element der 10. Panzerdivision des Deutschen Heeres an der NATO-Übung Quadriga 2024 teil.
Die 13. Leichte Brigade der Niederlande nahm als Element der 10. Panzerdivision des Deutschen Heeres an der NATO-Übung Quadriga 2024 teil.
Foto: PIZ Heer/NLD Media Team

Die Brigade kam mit ihren etwa 700 Fahrzeugen im Straßenmarsch aus den Niederlanden. In einer ersten Übung überquerten die Einheiten dabei ein Gewässer bei Olst – Wijheohne (Niederlande). Danach trafen die Hauptkräfte der Brigade im Gefechtsübungszentrum des Heeres in Gardelegen in Sachsen-Anhalt ein. Dort trainieren die Truppen neben dem Kampf am Boden auch die bodengestützte Luftverteidigung.

Nach dem Anteil im Übungszentrum wird ein Teil der Brigade an der deutschen Übung Grand Quadriga 2024 in Litauen teilnehmen. Hierfür werden die Kräfte per Straßenmarsch über Polen durch die Suwalki-Lücke bis nach Litauen verlegen.

Allied Spirit in der Oberpfalz

Bereits im März fand im Rahmen der Großübung Quadriga 2024 die Übung Allied Spirit statt. Nach drei Tagen intensiven Gefechts in der Oberpfalz haben die Panzergrenadier- und Jägerbataillone der deutschen Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern“ damals den Angreifer zum Stehen gebracht. Damit erreichten sie einen ersten Erfolg und die Übung Allied Spirit zwischen dem 9. und 17. März ihren ersten Höhepunkt.

Mit Panzerschutz, Feuerkraft, Beweglichkeit setzen sich Kampfpanzer Leopard 2 im Gefecht durch. Hier im JMRC der U.S. Army.
Mit Panzerschutz, Feuerkraft, Beweglichkeit setzen sich Kampfpanzer Leopard 2 im Gefecht durch. Hier im JMRC der U.S. Army.
Foto: Bundeswehr/Susanne Haehnel

Ziel dieser Phase auf dem Übungsplatz Hohenfels war es, einen Angriff zunächst zu verzögern, also im Wechsel von Kämpfen und Aufgeben von Gelände einen Gegner zu schwächen. Nach einer vorübergehenden Verteidigung wurde der Angriff schließlich im Gegenangriff endgültig geschlagen, um die Hoheit über das Territorium wiederherzustellen.

Erreicht haben dieses Ziel die rund 3.500 deutschen Soldaten und Soldatinnen aus Mecklenburg-Vorpommern und mit ihren etwa 2.000 Kameradinnen und Kameraden aus elf anderen NATO-Staaten unter Führung der amerikanischen 82nd Airborne Division (82. Luftlandedivision). Auf dem Übungsplatz betreibt das 7. U.S. Army Training Command das Gefechtsübungszentrum Joint Multinational Readiness Center (JMRC). Das JMRC bietet gute Übungsbedingungen für militärische Großverbände bis zur Stärke einer Brigade, denn neben der Größe des Übungsplatzes ist ein Simulationssystem dessen weiterer Vorteil. Dieses erfasst alle Bewegungen und Aktionen der Truppe, wodurch die Ausbilder exakt auswerten können, welches Verhalten im Gefecht zu Erfolg oder Misserfolg führte.

Diese Übung diente dazu, das Zusammenwirken der Truppen mehrerer NATO-Länder zu üben. Zugleich mussten die multinationalen Partner unterschiedliche technische Systeme miteinander verbinden, ganz wesentlich solche zur Kommunikation und zum Datenaustausch.

Quadriga 2024: Abschreckung statt Krieg

Mit der großen Beteiligung der Bündnispartner und der Demonstration der deutschen Fähigkeiten bei Quadriga 2024 zeigt auch die Bundeswehr, dass sie trotz der vielen Jahre der Mangelwirtschaft durchaus schlagkräftig und kampfbereit ist. Die große internationale Beteiligung beweist zudem den engen Zusammenhalt zwischen den Nationen.

Abschreckung statt Krieg, mit diesem Erfolgskonzept überlebte die freie Welt mit ihren Menschenrechten und demokratischen Regierungen den Kommunismus. Mit diesem Konzept will sie nun auch dem neuen Imperialismus heutiger Diktaturen begegnen. Besonders positiv ist hervorzuheben, dass die USA weiterhin die Rolle als Schutzschild und Anlehnungsnation Europas übernehmen. Denn wo wäre die Welt heute, wenn die USA sich aufgrund ihrer geographischen Lage ebenfalls eine Friedensdividende gegönnt hätten, oder gönnen würde? Bei einem erneuten Einschlafen könnte Europa irgendwann wirklich einmal zu spät aufwachen. Übungen wie Quadriga 2024 sind hierfür wichtig, um die Fähigkeiten im internationalen Verbund zu erproben. Denn nur gemeinsam kann die NATO bestehen.

Autoren: Christian Lauterer & Marc Eschbach, Quelle: PIZ Heer

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