Unzureichende Munition nicht nur in der Bundeswehr

Es ist nur die Spitze des Eisbergs, was bisher an Mängelverwaltung in der Bundeswehr öffentlich wurde, berichtete heute MdB Florian Hahn (CSU). So ergebe sich für ihn etwa beim Thema Munition auch in Bezug auf den Einsatz der Fregatte Hessen im Roten Meer ein Bild, „wo ich wirklich sagen muss, dass ich entsetzt bin“.
Noch ein Abschiedsvideo, Winken und Musik – so wurden die 240 Soldatinnen und Soldaten der Fregatte Hessen in Wilhelmshaven verabschiedet.
Noch ein Abschiedsvideo, Winken und Musik – so wurden die 240 Soldatinnen und Soldaten der Fregatte "Hessen" in Wilhelmshaven verabschiedet.
Foto: Bundeswehr / OMt Kelm

Am 8. Februar ist die Fregatte Hessen zunächst Richtung Mittelmeer aufgebrochen, um sich von dort aus – nach der Genehmigung durch den Deutschen Bundestag – an der EU-Operation „Aspides“ zum Schutz der Handelsschifffahrt im Roten Meer zu beteiligen. „Sie ist unser Goldstandard“, sagte der Inspekteur Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, über diese Fregattenklasse. Sie besitzt Radaranlagen mit etwa 400 km Reichweite und kann einen Verband mit dem Flugkörper Rolling Airframe Missile (RAM) auf bis zu zehn km, mit der Evolved Sea Sparrow Missile (ESSM) auf bis zu 50 km und mit der Standard Missile 2 (SM-2) sogar auf bis zu 160 km verteidigen.

Aber ist dieser Goldstandard durchhaltefähig im Einsatz? „Die Fregatte hat zwei Arten Flugabwehrraketen“, zählt auch MdB Hahn die weitreichenden Luftverteidigungsmöglichkeiten der Fregatte Hessen auf. Doch die SM-2 sei nicht mehr nachproduzierbar, sei dem Parlament mitgeteilt worden. „Das heißt, einmal verschossen kann nicht nachproduziert werden, weil es schlichtweg die industriellen Werkbänke nicht mehr gibt. Eine Folgelösung für dieses System ist aktuell technisch nicht nutzbar. Das Problem ist tatsächlich schon lange bekannt, aber es ist keinerlei Umrüstung geplant“, zählt Hahn die absehbaren Defizite mit der Munitionsversorgung auf.

Ein weiteres Risiko sieht der CSU-Abgeordnete in der Menge der mitgeführten Munition, die nach seinem Verständnis unzureichend ist. „Wir haben keine Begleitung durch einen Einsatzgruppenversorger, der den Nachschub sicherstellt“, sagt Hahn. „Das heißt, wenn das Material verschossen wurde, ist Ende der Mission für die jeweilige Fregatte.“

Dies sei zwar nur ein Fallbeispiel, es verdeutliche aber die Gesamtsituation in der Bundeswehr. Munition müsse nicht nur verbal ein Thema sein, sondern die Bestände der Bundeswehr müssten konkret wieder aufgefüllt werden. „Wir sind deutlich in den Sperrbeständen angelangt, also in der Höhe bei den Beständen, die ein Niveau darstellen, das nicht unterschritten werden darf.“

Deutschland und Europa schafften es seit mittlerweile zwei Jahren nicht, ihre Produktion in dem notwendigen Maß hochzufahren. „Wir sind nicht in der Lage, national oder europäisch ausreichend Munition an die Ukraine zu liefern“, sagt Hahn und führt weiter aus: „Die Verteidigungsminister haben zusammen mit der Kommission im März letzten Jahres ein Versprechen abgegeben: Die Lieferung von einer Million Artilleriegeschossen an die Ukraine bis zum März 2024. Es werden tatsächlich nur etwa 300.000 sein.“

 

Dorothee Frank

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