Der Spähwagen Fennek, den die Bundeswehr seit 2003 insgesamt 222 Exemplare erhalten hat, soll 2028 durch einen Nachfolger abgelöst werden. Noch läuft das Auswahlverfahren beim BAAINBw, doch eine Entscheidung steht kurz bevor. Wie cpm Defence Network aus Insider-Kreisen erfahren konnte, hat sich eine hohe einstellige Zahl von Unternehmen an der Ausschreibung beteiligt. Drei mögliche Nachfolger des Fenneks schauen wir uns hier genauer an.
Der Spähwagen Fennek hat sich als zuverlässiges Aufklärungsfahrzeug in der Bundeswehr bewährt. Das von KMW und dessen niederländische Tochter Dutch Defence Vehicle Systems (DDVS) entwickelte Fahrzeug wird bei der Bundeswehr auch als Führungs- und Erkundungsfahrzeug der Pioniertruppe und in der Ausführung JFST (Joint Fire Support Team) bei der Artillerie eingesetzt.
Mit seiner leichten Panzerung, hohen Mobilität und modernen Sensorik war der Spähwagen Fennek über zwei Jahrzehnte lang ein fester Bestandteil der Aufklärungseinheiten. Erst in dieser Woche konnte sich Bundesminister der Verteidigung, Boris Pistorius, bei seinem Besuch in der Artillerieschule von den Fähigkeiten überzeugen.
Angesichts veränderter Bedrohungslagen und technologischer Fortschritte traten jedoch immer mehr Stimmen für eine Erneuerung im Raum auf den Plan. Die Bundeswehr plant demnach, die Fennek-Spähwagen bis Ende 2028 außer Dienst zu stellen. Geplant ist der Kauf von bis zu 252 neuen, leistungsfähigen Spähfahrzeugen. Der Vertragsabschluss soll noch in diesem Jahr erfolgen, was durch eine zeitnahe Entscheidung im BAAINBw möglich sein dürfte. Im Anschluss sollen zwei Vorserienmodelle bereits 2026 als Nachweismuster geliefert werden, bevor dann die Serienfahrzeuge in den Jahren 2027 und 2028 folgen.
Wer aber könnte der mögliche Nachfolger des Spähwagens Fennek werden? Laut cpm vorliegenden Informationen sind unter anderem eine modifizierte Version des CAVS von KNDS & HENSOLDT, eine neue Version des Piranha 6×6 von General Dynamics European Land Systems (GDELS), der Fuchs Evolution und der Bronco von ST Kinetics im Rennen um die Fennek-Nachfolge.
Fest steht nach Medienangaben, dass der zukünftige Aufklärer bei der Bundeswehr erneut nach einem Fuchs benannt werden soll – auf den Wüstenfuchs folgt der Steppenfuchs. Die Rede ist dann vom Spähfahrzeug Next Generation „Korsak“.
Modifizierter CAVS – Vernetzte Aufklärung auf höchstem Niveau
Das Common Armoured Vehicle System (CAVS) ist eine von Patria aus Finnland entwickelte Plattform, die als Nachfolger des Transportpanzers Fuchs bei der Bundeswehr eingeführt wird. Diesen Umstand wollen sich wohl KNDS (Zusammenschluss von KMW und Nexter) und Hensoldt zunutze machen. Die beiden Unternehmen planen ein modifiziertes CAVS als Nachfolger des Fenneks. Sollten sie die Ausschreibung gewinnen, würde KNDS als Systemintegrator auftreten und Hensoldt die Sensoren liefern.
Was spricht für das CAVS als Fennek-Nachfolger?
Ein klarer Vorteil liegt im modularen Design des CAVS und seiner Anpassungsfähigkeit. Bei der Spähwagen Fennek-Nachfolge wird aufgrund des engen Zeitplans ein marktverfügbares System gefordert. Durch das vorhandene CAVS muss lediglich das Missionsmodul für die Aufklärung auf das Basisfahrzeug aufgesetzt werden. Dazu kommt, dass die Bundeswehr diese Plattform auch als Transportpanzer einführt und so Synergien im Bereich der Wartung entstehen würden.
In puncto Schutz setzt das CAVS neue Maßstäbe. Dank verbesserter Panzerung und aktiven Schutzsystemen kann die Besatzung vor vielen Bedrohungen geschützt werden. Zudem ist der CAVS trotz seiner Größe und seines Gewichtes hoch mobil und eignet sich für den Einsatz in schwierigem Gelände sowie urbanen Gefechtsfeldern.
Doch die Größe könnte bei einem Aufklärungsfahrzeug auch zum Nachteil gereichen. Während der Spähwagen Fennek (ohne Waffenstation) noch auf Maße von 5,58 x 2,55 x 1,79 m (LBH) kam, wären es beim CAVS schon deutlich größere 7,5 x, 2,9, x 2,5 m. Auch das Gewicht würde sich beim 6×6 CAVS auf rund 24 t gegenüber schlanken 10,3 t beim Fennek erhöhen.
Piranha 6×6 von GDELS – Bewährte Mobilität und Flexibilität
Gute Chancen hat auch der in der Schweiz produzierte Piranha 6×6, der bereits im Regal seines Herstellers General Dynamics European Land Systems (GDELS) steht. Möglich wöre bei GDELS allerdings auch der in Österreich produzierte Pandur. Entwickelt wurde die Plattform ursprünglich vom schweizerischen Hersteller Mowag. Das Radfahrzeug ist Teil der erfolgreichen Piranha-Familie, die sich weltweit als vielseitige Plattform für unterschiedliche militärische Anforderungen etabliert hat. Möglich sind beispielsweise eine Flugabwehr-Version mit Skyranger von Rheinmetall und eine Version als Radhaubitze.
Was spricht für den Piranha als Nachfolger für den Spähwagen Fennek?
Wie der CAVS verfügt auch der Piranha 6×6 gegenüber dem bisherigen Spähwagen Fennek über ein zusätzliches Achsenpaar, was für eine hohe Geländegängigkeit spricht und ihn ideal für die Erkundung von schwer zugänglichem Terrain macht. Mit den Maßen 6,25 x 2,66 x 1,98 (LBH) kommt er dem Spähwagen Fennek deutlich näher und bleibt mit 9300 kg auch in seiner Gewichtsklasse.
Auch der Piranha 6×6 ist ein markverfügbares System, welches modular ausgerüstet werden kann, um neben den bereits genannten Missionsanforderungen auch als Aufklärungsfahrzeug und NAchfolger Spähwagen Fennek eingesetzt zu werden. Mit aufrüstbaren Schutzsystemen bietet das Fahrzeug eine solide Verteidigung gegen Minen, IEDs und Panzerabwehrwaffen. In Kombination mit einer leichten Bewaffnung, wie z. B. Maschinengewehren oder automatischen Granatwerfern kann der Piranha nicht nur aufklären, sondern auch im Gefecht bestehen.
Um als Spähfahrzeug eingesetzt zu werden, müsste der Piranha mit moderner Aufklärungstechnologie – darunter elektrooptische Systeme und Kommunikationsplattformen – ausgestattet werden, die eine präzise Informationsübermittlung ermöglichen. Es ist nicht bekannt, welchen Hersteller GDELS für die Ausstattung mit Sensorik im Auge hat. Möglich sind sowohl Ausstattungspakete von Hensoldt als auch von Thales sowie Rheinmetall Electronics.
Der Außenseiter – Bronco von ST Kinetics
Der Bronco von ST Kinetics aus Singapur ist ein Amphibien- und All-Terrain-Fahrzeug (ATV) . Als möglicher Nachfolger Spähwagen Fennek bietet eine völlig andere Herangehensweise als herkömmliche Rad- oder Kettenfahrzeuge. Mit seiner außergewöhnlichen Geländegängigkeit, die es ihm ermöglicht, durch tiefen Schlamm, Schnee oder sogar Flüsse zu fahren, ist der Bronco besonders für schwierige und extreme Einsatzbedingungen prädestiniert.
Was spricht für den Bronco als Nachfolger für den Fennek?
Alle hier vorgestellten Systeme verfügen über Schwimmfähigkeit, doch im Gegensatz zum ST Kinetics gehen alle anderen Hersteller mit 6×6-Fahrzeugen ins Rennen. Der Bronco erinnert mit seiner Kette allerdings stark an das Überschneefahrzeug CATV. Zudem ist er als Zugfahrzeug plus Anhänger aufgebaut. Die All-Terrain-Mobilität ist jedenfalls durch die Kette gegeben. Ob Wüste, Dschungel oder arktische Regionen – der Bronco bleibt mobil und einsatzfähig, wo herkömmliche Fahrzeuge nicht mehr weiterkommen. Dies macht ihn zu einem hervorragenden Kandidaten für spezielle Aufklärungsmissionen in extremen Umgebungen.
Der Bronco bietet grundlegenden Schutz gegen Kleinwaffen und Splitter. Zwar ist er nicht so stark gepanzert wie der CAVS oder der Piranha, doch seine Fähigkeit, unwegsames Gelände zu überwinden, bietet einen gewissen taktischen Vorteil. Er kann zudem eine größere Anzahl an Aufklärungsausrüstung oder Besatzung transportieren, was ihn flexibel einsetzbar macht.
Ein deutlicher Nachteil liegt allerdings in der geringen Geschwindigkeit. Der Bronco von ST Kinetics kommt auf lediglich 60 km/h, was nur der Hälfte der Maximalgeschwindigkeit seines potenziellen Vorgängers entspricht. Mit dem Spähwagen Fennek lassen sich 120 km/h erreichen.
Klassiker im neuen Gewand – FUCHS Evolution von Rheinmetall
Auch Rheinmetall soll ins Rennen um die Fennek-Nachfolge gegangen sein – allerdings mit zwei verschiedenen Versionen. Nach cpm vorliegenden Informationen basieren beide auf dem Fuchs Evolution, die jeweils mit unterschiedlicher Sensorik ausgestattet wurden.
Was spricht für den Fuchs Evolution als Nachfolger für den Spähwagen Fennek?
Mit Maßen von 7,5 x 3,0 x 3,1 m (LBH) entspricht der Fuchs Evolution 6×6 tatsächlich eher seinem Ursprung – einem Transportpanzer – als dem in der Ausschreibung für den Korsak gewünschtem Spähwagen. Die Geländegängigkeit und auch Schwimmfähigkeit ist beim Fuchs Evolution jedoch gegeben. Vielleicht kann Rheinmetall durch das doppelte Angebot an Sensorik überzeugen.
Zeitnahe Entscheidung für die Zukunft der Aufklärung
Die Aufklärung bleibt ein wesentlicher Bestandteil moderner Kriegsführung. Durch Drohnen allein ist sie jedoch nicht zu bewältigen. Auch als JFST ist der Spähwagen Fennek beliebt und verdient einen geeigneten Nachfolger.
Welches Fahrzeug schlussendlich das Rennen macht, soll sich in diesen Tagen entscheiden. Der modifizierte CAVS von KNDS & HENSOLDT bietet ein hohes Maß an Vernetzung und Schutz, der Piranha 6×6 von GDELS überzeugt durch seine Anpassungsfähigkeit, während der Bronco von ST Kinetics besonders in extremen Umgebungen glänzt. Jede Plattform bietet eigene Vorteile. Bemerkenswert ist jedoch, dass sich bei den teilnehmenden Unternehmen ein gewisser Trend zu größeren 6×6-Fahrzeugen zeigt.
Sofern das BAAINBw noch in diesem Monat eine Entscheidung trifft, sollte der Nachfolger Spähwagen Fennek noch in diesem Jahr als 25-Millionen-Euro-Vorlage dem Bundestag vorgelegt werden können.
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