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WTD 61 erprobt neuen Automatikfallschirm

Wie die Wehrtechnischen Dienststelle für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr 61 (WTD 61) diese Woche offiziell mitteilte, wurden bereits im Juni die praktischen Nachweisflüge für die Erprobung des neuen Automatikfallschirm Ensemble de Parachutage du Combattant (EPC-B) abgeschlossen.
Der neue Automatikfallschirm EPC-B entfaltet sich sofort nach Verlassen des Luftfahrzeugs.
Foto: Bundeswehr/Pia Galler

Die WTD 61 gehört zum Geschäftsbereich des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und wurde 1957 gegründet. Sie trägt innerhalb der Bundeswehr die Verantwortung dafür, dass – zur Sicherheit der Bevölkerung und der fliegenden Besatzung – nur sicheres und leistungsfähiges Fluggerät zum Einsatz kommt. Die Tests fanden auf dem Erprobungsgelände Feilenmoos in Manching bei der WTD 61 statt. Nach eigenen Angaben war dies eine eindrucksvolle Bühne für die Übung. Aus einem Airbus A400M der Luftwaffe wurde der neue EPC-B Personen-Automatikfallschirm abgeworfen. Im Gurtzeug baumelten jedoch keine Fallschirmjäger, sondern Dummies.

Der französische Name des neuen Fallschirms „Ensemble de Parachutage du Combattant BELGIEN“ (EPC-B), bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie „Kampf-Fallschirmset“. Der Hersteller ist Safran. Es handelt sich dabei ein geschlossenes System aus Haupt- und Reserveschirm, welches das bislang genutzte Modell T-10 ablösen soll. Die Bundeswehr beabsichtigt seit geraumer Zeit das seit 1957 in Nutzung befindliche Fallschirmsystem T-10/T-10R mit dem EPC-B zu ersetzen. Das System wird zusammen mit Belgien und den Niederlanden beschafft, über die NATO Support and Procurement Agency (NSPA) mit separaten Verträgen, um die Operabilität zu erhöhen. Ein nachvollziehbarer Schritt, da das niederländische Heer komplett in das deutsche Heer integriert werden soll. Die belgischen Streitkräfte nutzen bereits seit 2012 den EPC-B. Das neue System wurde bereits 2019/20 in Zusammenarbeit mit Frankreich für ein simultanes Absetzen aus beiden Seitentüren oder der Rampe aus dem A400M zertifiziert. Safran gibt die Nutzerstaaten aktuell mit neun an. Frankreich nutzt allerdings den EPC (ALPHA), also nicht die identische Version, da diese auch in Großbritannien von Airborne Systems gefertigt wurde.

Mit dem EPC-B könnten Fallschirmjäger und Spezialkräfte zukünftig mit einer Geschwindigkeit von bis zu 150 Knoten – rund 280 Kilometer pro Stunde – und einem Absprunggewicht von bis zu 180 Kilogramm aus einem Flugzeug abgesetzt werden. Gleichzeitig soll auch eine verringerte Sprunghöhe von 200 Metern möglich werden. Mit dem EPC-B würde die Bundeswehr dadurch die Einsatzgrenzen für Fallschirmsprünge deutlich erweitern, so die WTD 61. Im Betriebsmanual der Belgier, es gibt noch keine deutsche Vorschrift, wird das Absprunggewicht sogar von 183 kg angegeben. Und eine minimale Absprunghöhe von 105 Metern bei 130 Knoten. Derzeit hat die Bundeswehr einen Gesamtbedarf von 4.336 Haupt- und 3.090 Reservefallschirmen, die bis 2027 zulaufen sollen.

Dummies ersetzen Menschen im Test

„Auch wenn vor allen Tests mögliche Gefahren definiert und so weit wie möglich ausgeschlossen werden – ein Restrisiko bleibt immer“, so die WTD 61 in ihrer Verlautbarung. Daher wurden wie in allen gefährlichen oder noch nicht zugelassenen Bereichen auch bei der Erprobung in Manching zunächst Dummies anstelle der Fallschirmspringer eingesetzt.

Der Test lief nach einheitlichen Vorgaben ab: Pro Flug wurden drei Dummies mit unterschiedlichen Gewichten – teilweise ausgestattet mit Messinstrumenten – an der eingebauten Vorrichtung befestigt und dann von der Mitte des Flugzeuges aus über die Rampe abgesetzt.

Im weiteren Verlauf wurden so unter anderem das Verhalten der Fallschirme im Überlastbereich oder auch simulierte Fehlöffnungen des Hauptschirms und die darauffolgende Reaktion des Reserveschirms getestet, so die WTD 61. Dabei wurden alle „Sprünge“ aus unterschiedlichen Höhen genau dokumentiert, um eine valide Datenbasis zu erhalten. Außerdem wurden die Flüge mit der Kinotheodolitenanlage der WTD 61 61 vermessen. Als Kinotheodolit wird ein Winkelmessinstrument bezeichnet, das sich speziell für die nachgeführte Messung von sich schnell bewegenden Hochzielen eignet. Zusätzlich zeichneten Kameras die Sprünge auf, um die notwendigen Betriebsparameter zu bestimmen.

Erfolgreiche Tests für Musterzulassung notwendig

Die umfangreichen Tests waren für die nötige Musterzulassung des Fallschirms durch das Luftfahrtamt der Bundeswehr zwingend erforderlich. Die praktischen Nachweisflüge durch die WTD 61 wurden für die Herstellerfirma durchgeführt. Ergebnis der umfangreichen Testung: Das sichere Verhalten der Fallschirme konnte nachgewiesen werden. Damit ist die Grundlage für die kommenden Schritte gegeben und die Grundlage für die Zulassung der neuen Ausrüstung.

Quelle: Presseinformation von WTD 61

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