Die Panzertruppen werden in modernen Landoperationen anders eingesetzt und anders bedroht. Doch wo diese Evolution hinführen könnte, darüber diskutierten Generalmajor Curtis Taylor, Kommandierender General der 1st Armored Division (AD) der U.S. Army, Command Sgt. Maj. James Light vom Führungsteam 1. AD sowie Oberst Bryan Bonnema, Kommandeur des 1st Armored Brigade Combat Team der 3rd Infantry Division der U.S. Army, in dieser Woche bei der LANDEURO.
Die 1st Armored Division (AD) und das 1st Armored Brigade Combat Team (ABCT) sind im europäischen Einsatzgebiet vorverlegt und arbeiten mit NATO-Verbündeten und regionalen Partnern zusammen, um dem V. Corps, dem vorverlegten Korps der USA in Europa, kampfbereite Streitkräfte zur Verfügung zu stellen.
Der Wandel: Angriff mit Robotern
Generalmajor Taylor eröffnete die Podiumsdiskussion mit einem Zitat, das einen Wendepunkt markiert: Den ersten vollständig mit Robotern geführten Angriff einer ukrainischen Brigade im Dezember 2024 nördlich von Charkiw.
„Diese Schlacht zeigt, dass es an der Zeit ist, gepanzerte Fahrzeuge neu zu konzipieren, und wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie gepanzerte Fahrzeuge in Zukunft aussehen werden”, sagte er.
Laut Generalmajor Taylor zeigt der Krieg in der Ukraine, dass präzisere Schlagkraft, die geringeren Kosten für Lethalität im Vergleich zu Schutzmaßnahmen – insbesondere durch First-Person-View (FPV) Drohnen – und die allgegenwärtige Überwachung den Kampf verändern. Über 70 Prozent der Fahrzeugverluste in der Ukraine sind auf FPV-Drohnenangriffe zurückzuführen.
Diese Trends bedeuteten, dass zukünftige Kämpfe nicht mehr allein durch direkten Beschuss entschieden würden, sondern durch Plattformen, die in einem umkämpften elektromagnetischen Spektrum weiterhin wahrnehmen, überleben und zuerst zuschlagen können.
Vier zentrale Anforderungen für die Panzerbrigaden der Zukunft
Aus diesen Erfahrungen auf den aktuellen Gefechtsfeldern leitete Generalmajor Taylor vier wichtige Erkenntnisse ab, die für die Weiterentwicklung des Konzepts des Armored Brigade Combat Team (ABCT) des amerikanischen Heeres erforderlich sind:
- Integration von Wahrnehmung und Angriff auf allen Ebenen: Von der Zug- bis zur Brigadeebene müssen Formationen über permanente Sensorik- und Angriffsfähigkeiten verfügen, von FPV mit kurzer Reichweite bis hin zu ISR mit großer Reichweite.
- Mehrschichtige Drohnenabwehrmaßnahmen: Einheiten müssen organisch in die UAS-Abwehr integriert werden und sich zu in die Richtung verändern, dass sie mit ihren eigenen Schutzsystemen einer Trägerkampfgruppe ähneln.
- Integrierte Electronic Warfare-Fähigkeiten: Formationen benötigen robuste EW-Teams, die unabhängig operieren, gegnerische Systeme anvisieren und sich effektiv im elektromagnetischen Spektrum bewegen können.
- Robotergestützte Durchbrüche: Zukünftige Angriffe auf fest verteilte Verteidigungsanlagen werden von unbemannten Durchbruchsystemen abhängen, die von den Erfahrungen bei den Angriffen der Ukraine auf die russischen Verteidigungslinien abgeleitet sind.
Der Mensch bleibt in der Mitte
Trotz der Fortschritte in der Robotik und Automatisierung betonte Generalmajor Taylor eine zentrale Wahrheit: Selbst in Hightech-Kämpfen sind Menschen nach wie vor erforderlich, um Stellungen zu halten. Soldaten sind keine entbehrlichen Ressourcen und die Armee muss in den Schutz und die Versorgung der Truppen in diesen neuen Einsatzumgebungen investieren.
Bevor er das Wort an Light weitergab, teilte er einen Kommentar eines estnischen Bataillonskommandeurs: „Er sagte, dass in dem nächsten Krieg diejenige Armee gewinnen wird, die als erste den Einsatz von Drohnen in der Kriegsführung perfektioniert.“
Perspektive der Unteroffiziere: Innovation beginnt an der Basis
Light schloss sich dieser Meinung an und betonte, dass die aktuelle Generation Soldaten der Panzertruppen zwar sehr fähig sei, sich aber weiterentwickeln müsse. „Unsere Infanterieeinheiten und schweren Verbände sind sehr gut ausgebildet und sehr gut in dem, was sie tun“, sagte Light. „Das Problem ist, dass wir das seit etwa einem Jahrzehnt immer ziemlich gleich machen.“
Der Schlüssel zur Transformation liege darin, Soldaten und Unteroffizieren die Möglichkeit zu geben, im Rahmen ihrer derzeitigen Mittel innovativ zu sein. Er bezeichnete dies als Innovation aus der Notwendigkeit heraus in einem ressourcenbewussten Umfeld.
„Sie sind definitiv diejenigen, die den größten Beitrag leisten und die Ergebnisse beeinflussen können, die darüber entscheiden, wohin wir als Armee in Zukunft gehen“, sagte er.
Light betonte zudem die Bedeutung der Disziplin in der Ausbildung und verwies auf die US-Panzerbesatzung, die die Strong Europe Tank Challenge gewonnen hat, indem sie sich auf die Grundlagen und Standardschießfertigkeiten konzentrierte – ein Beweis dafür, dass solide Grundlagen auf dem Schlachtfeld nach wie vor eine entscheidende Rolle spielen.
TiC 2.0: Experimente im großen Maßstab
Bonnema, dessen Brigade kürzlich die erste „Transforming in Contact 2.0“ (TiC 2.0) Rotation im Joint Multinational Readiness Center in Hohenfels, Deutschland, abgeschlossen hat, gab einen detaillierten Einblick, wie seine Brigade neue Technologien, den Einfallsreichtum der Soldaten und neue Taktiken integriert, um modernen Bedrohungen zu begegnen.
„Als TiC 2.0 ABCT gab es drei Dinge, die wir unserer Meinung nach besser können mussten als ein Nicht-TiC ABCT“, betonte er. „Das erste war, unsere Mission, Aufgabe und unser Ziel effektiver und effizienter zu erfüllen. Das zweite war, durch vielfältige Kontaktformen und in allen Bereichen einen stärkeren und konstanten Druck auf den Gegner auszuüben. Und das letzte war, lethaler zu werden. Also die Kill Ratio im Vergleich zu Nicht-TIC-ABCTs zu erhöhen.“
Einige wichtige Initiativen aus der Rotation der ABCT im Joint Multinational Readiness Center seien gewesen:
- Redesign des Command and Control: Die Brigade nutzte grundlegende Tarn- und Sicherungsmaßnahmen, virtuelle Zusammenarbeit und neue Kommunikationstechnologien, um die Entscheidungsfindung zu verbessern und gleichzeitig nicht entdeckt zu werden.
- Bewegung im EW-Spektrum: Kleine EW-Teams wurden nach vorne entsandt, um gegnerische Formationen zu lokalisieren, zu erkennen und anzugreifen, um sie zu stören und die Bedingungen für den nächsten direkten Kampf zu schaffen.
- Neue Aufgabenorganisation: Die Formation wurde zweckorientiert organisiert und FAAT-Teams gebildet, die FPV-Drohnenpiloten, Artillerie-Beobachter und Panzerabwehr kombinierten und in schwierigem Gelände mit lethaler Wirkung einsetzten.
- Umfassende Abwehr von UAS: Während der gesamten Übung betonten die Führungskräfte die Notwendigkeit einer kontinuierlichen UAS-Abwehr vom Durchbruchspunkt bis zum Unterstützungsgebiet, um ein sicheres Manövrieren sowohl für Sensoren als auch für Truppen zu ermöglichen.
„Das JMRC ist für uns ein idealer Ort, um zu üben, zu trainieren und zu experimentieren“, sagte Bonnema. „Es hat uns wirklich geholfen unsere Einsatzbereitschaft zu verbessern. Von dem komplexen Gelände bis hin zu den professionellen OPFOR haben wir einige wertvolle Lektionen gelernt.“
Zukünftige Herausforderungen: Batterielebensdauer, Ausbildung und Startkonzepte
Trotz der Fortschritte räumten Bonnema und Generalmajor Taylor Hindernisse ein. Batterieeinschränkungen, nicht-einheitliche Leistung je nach Umweltbedingungen und die gefährliche Logistik von handgestarteten FPV-Drohnen blieben weiterhin Probleme.
Eine wichtige Anforderung für die Zukunft ist laut Generalmajor Taylor der Einsatz von Drohnen aus gepanzerten Fahrzeugen. „Wir müssen darüber hinauskommen, Drohnen aus robusten Boxen in gefährlichen Vorwärtsbereichen zu starten“, erklärte er und forderte die Industrie auf, Lösungen wie fahrzeugintegrierte Startsysteme zu entwickeln.
Die Ausbildung der FPV-Piloten
Da es keine formelle militärische Fachausbildung für FPV-Piloten gibt, werden in den Einheiten der U.S. Army UAS-Piloten (Serie 15) und Cavalry Scouts für diese Aufgaben umgeschult. Für die erste Ausbildung werden Simulatoren eingesetzt und die Soldaten absolvieren Hunderte von Flugstunden, um die erforderlichen Kenntnisse zu erwerben.
Light bezeichnete das Steuern von FPV-Drohnen als äußerst schwierig und wies darauf hin, dass es Zeit und besonderes Talent erfordert, um diese Fertigkeit zu erlernen.
„Man wacht nicht einfach auf, schnappt sich den Controller, fliegt los und schaltet einen Panzer aus“, sagte er.
Bonnema betonte auch die für FPV-Operatoren erforderlichen Ausbildungsfähigkeiten: „Wir nutzen Simulationen, um nach der Ausbildung Hunderte von simulierten Missionen durchzuführen, bevor wir in den Live-Einsatz gehen. Und wenn wir dann in die Live-Ausbildung in unseren Tabellen kommen, sind es Hunderte. Sechshundertsechzig [Stunden] haben wir bisher in Vorbereitung auf unseren Live-Einsatz geflogen.“
Europa: Ein Katalysator für Innovation
Generalmajor Taylor schloss mit der Feststellung, dass der Einsatz in Europa, so nah am Konfliktgeschehen, die Innovation in der Division enorm vorangetrieben habe.
„Hier gibt es die Möglichkeit in einem Tempo innovativ zu sein, das ich nie für möglich gehalten hätte“, sagte Generalmajor Taylor, „weil man so nah am Geschehen ist, weil hier eine andere Energie in der NATO herrscht.“ Die Division werde besser ausgebildet und besser auf die sich wandelnden Kriegsbedingungen vorbereitet nach Hause zurückkehren.
Angesichts der Tatsache, dass die U.S. Army in Zukunft auf Gefechtsfeldern mit Drohnen, Sensoren und elektronischer Kriegsführung konfrontiert sein wird, sind die 1st Armored Division und das 1st Armored Brigade Combat Team der 3rd Infantry Division der U.S. Army Vorreiter bei der Modernisierung der schweren Speerspitze Amerikas. Ihre Botschaft ist klar: Die Zeit zur Anpassung ist jetzt – und die Soldaten bleiben der Schlüssel zum Sieg.
Autorin: Lt. Col. Jessica Rovero, 1st Armored Division, U.S. Army
Der Artikel erschien zuerst auf Englisch in DVIDS.
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