„Wir verfügen über nachrichtendienstliche Ressourcen, die wir nutzen, um den Ukrainern zu helfen“, sagte Lecornu dem Radiosender France Inter. Zwar verfügen die Franzosen – wie auch andere Europäer – durchaus über eigene nachrichtendienstliche Fähigkeiten, wie beispielsweise Überwachungssatelliten, doch ist mehr als fraglich, ob Frankreich die Lücke der USA auch in der Breite füllen kann.
USA stoppen Lieferungen von Material und Geheimdienstinformationen
Gestern bestätigten sowohl CIA-Direktor John Ratcliffe als auch der nationale Sicherheitsberater Michael Waltz, dass nach dem vorläufigen Stopp von Waffenlieferungen an die Ukraine auch Geheimdienstinformationen bis auf weiteres nicht mehr mit der Ukraine geteilt werden. Gleichzeitig gibt es Meldungen darüber, dass der russlandfreundliche Kurswechsel in den USA dazu geführt habe, offensive Cyberoperationen gegen Russland einzustellen. Über eine entsprechende Anordnung durch US-Verteidigungsminister Hegseth berichtete die New York Times.
Das Zurückhalten wichtiger geheimdienstlicher Erkenntnisse könnte die Verteidigungsfähigkeit Kiews gegen russische Angriffe erheblich beeinträchtigen, da beispielsweise Artillerie weniger effektiv eingesetzt werden kann oder sich Vorwarnzeiten von Angriffswellen verkürzen könnten. Ähnliches gilt für Angriffe der Ukraine auf russischem Territorium.
So sind beispielsweise die britischen Storm-Shadow-Marschflugkörper, die von der Ukraine in der russischen Region Kursk eingesetzt wurden, sind auf US-Daten angewiesen, um ihre Ziele zu treffen. Ob Frankreich (alleine) diese Lücke effektiv schließen kann, ist allerdings fraglich.
Großbritannien will auch helfen – kann aber nicht
Das Vereinigte Königreich fährt weiterhin einen starken Pro-Ukraine-Kurs. Doch die engen Verpflichtungen zwischen britischen und US-amerikanischen Geheimdiensten machen es den Briten schwer, dem Weg Frankreichs zu folgen. Die britische Daily Mail berichtete gestern, dass britische Geheimdienste und militärische Einrichtungen hätten eine Anordnung aus den USA erhalten, die ihnen ausdrücklich die Weitergabe US-amerikanischer Geheimdienstinformationen verbiete.
Aus Großbritannien hieß es, man wolle mit eigenen Einrichtungen Daten sammeln und weitergeben. Das Vereinigte Königreich unterhält beispielsweise einen Abhörposten auf dem souveränen RAF-Stützpunkt Akrotiri auf der griechischen Ägäisküste Santorini. Auch führe man Aufklärungsflüge durch.
Es besteht jedoch die Chance, dass die USA an die nachrichtendienstliche Front zurückkehren. Sowohl Ratcliffe als auch Waltz machten Andeutungen, die Unterbrechung der Geheimdienstinformationen könnte von kurzer Dauer sein. Zumindest, wenn es bei Verhandlungen über einen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine Fortschritte gäbe. Dafür müsste sich allerdings auch Russland verhandlungsbereit zeigen.
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