LogistikNutzung

Logistische Unterstützung von Operationen der Streitkräfte

Der konzeptionelle Dreiklang aus dem Weißbuch der Bundesregierung zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr, der Konzeption der Bundeswehr und dem Fähigkeitsprofil der Bundeswehr (FPBw) legt Auftrag und Aufgaben sowie Vorgaben für die Weiterentwicklung der Bundeswehr fest. Dabei vollzog sich bereits durch die völkerrechtswidrige Annexion der Krim 2014 ein sicherheitspolitischer Wandel, der sich bis heute direkt auf die Ausrichtung der Streitkräfte auswirkt. Waren bis zu diesem Zeitpunkt die Beiträge der Bundeswehr zum Internationalen Krisenmanagement (IKM) quasi entscheidend, so wurde aufgrund der geänderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen das schrittweise Wiedererlangen der vollumfänglichen Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) planungsleitend.
Ein Fahrzeug trägt die Beschriftung Military Convoy während der Übung Blue Bridge
Foto: Bundeswehr/Christopher Preloznik

Für das Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw) bedeutet dies seither, die notwendigen Anpassungen im Logis­tischen System der Bundeswehr (LogSysBw) vorzunehmen sowie die eigenen Kräfte und Mittel konsequent auf LV/BV auszurichten, um die logistische Unterstützung in allen operativen Dimensionen (Land, Luft/Weltraum, See, Cyber) trotz unverändert (zu) knapper Ressourcenausstattung bestmöglich zu gewährleisten.

Um die durch Deutschland eingegangenen militärischen Bündnisverpflichtungen erfüllen zu können, bedarf es eben nicht nur durchsetzungsfähiger Kampf- und Kampfunterstützungstruppen, sondern eben auch weiterer durchhaltefähiger Unterstützungselemente, welche eine Operationsführung jedweder Art überhaupt erst ermöglichen. Genau hierbei spielt die Logistik der Streitkräftebasis eine herausgehobene Rolle. Mit reaktionsschnellen, leistungsfähigen, robusten und flexiblen logistischen Verbänden, den so genannten mobilen Logistiktruppen der Streitkräftebasis (mobLogTr SKB), wird die nachhaltige logistische Unterstützung gewährleistet, welche die Durchhaltefähigkeit deutscher Streitkräfte in dimensionsübergreifenden Einsätzen, in Joint & Combined Operationen unter Führung der NATO oder EU, in allen Phasen der Operationsführung ermöglichen kann.

Das Logistische System der Bundeswehr

Das LogSysBw besteht aus einem mehrstufigen System, in welchem die Basislogistik mit der Einsatzlogistik der militärischen Organisationsbereiche synergetisch, über vordefinierte Schnittstellen, zusammenwirkt. Diese grundlegende Ausrichtung des LogSysBw ist auch für Einsätze im Rahmen LV/BV effektiv – und im Hinblick auf zu knappe Ressourcen unverändert effizient. Das LogSysBw ist überall dort dezentral ausgerichtet, wo dies möglich ist und eine unmittelbare effektive Unterstützung der operierenden (Kampf-)Truppe erfolgt. Zentral organisiert ist es dort, wo ein Funktionieren des Gesamtsystems gewährleistet und verfügbare Ressourcen flexibel zugeordnet und effektiv wie effizient eingesetzt werden müssen.

Zur Erfüllung der logistischen Anforderungen

  • in Deutschland,
  • aus Deutschland heraus,
  • ins Einsatzgebiet sowie
  • im Einsatzgebiet

und damit in allen Phasen der Operationsführung wurde und wird das LogSysBw –insbesondere durch das LogKdoBw – schrittweise weiterentwickelt. Zielsetzung ist dabei eine unter­brechungsfreie, durchhaltefähige und robuste logistische Versorgung.

Das LogKdoBw als Teil der Streitkräftebasis ist der zentrale Verantwortungs- und Expertiseträger der Logistik der Bundes­wehr und damit die „Spinne im Netz“ des LogSysBw. Mit dem Stab LogKdoBw, dem Logistikzentrum der Bundeswehr (LogZBw), den ortsfesten logistischen Einrichtungen (olE), den mobilen Logistiktruppen der Streitkräftebasis und der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) ist das LogKdoBw, als das bei weitem größte der dem Kommando Streitkräftebasis (KdoSKB) unterstellten Fähigkeitskommandos, der zentrale Akteur der Basislogistik. Es bündelt Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung mit Kräften und Mitteln. Zusätzlich ist ihm mit dem Zentrum Kraftfahrwesen der Bundeswehr (ZKfWBw) die Fachaufgabe Militärisches Kraftfahrwesen zugeordnet.

Für die logistische Unterstützung der Einsatzkräfte aller Dimensionen sind folgende Phasen näher zu beleuchten:

  • die Bereitstellung als Ausgangspunkt,
  • die Verlegung ins Einsatzgebiet und
  • die (Folge-)Versorgung der Streitkräfte im Einsatz.
Das Logistische System der Bundeswehr.
Grafik: Bundeswehr/LogKdoBw

Bereitstellung

In der Phase Bereitstellung geht es – neben ausgebildeten, ausgerüsteten und einsatzbereiten Kräften der mobLogTr SKB – um das rechtzeitige Verfügbarmachen logistischer Leistungen im Inland und das in den erforderlichen Mengen (aufgefüllte Bestände vorausgesetzt) und der notwendigen Qualität. Hierbei werden im sogenannten Netzwerk der Basis- logistik auch Leistungen zivil-gewerblicher und multinatio­naler Partner sowie aus zivilen Bereichen der Bundeswehr und anderen staatlichen Organisationen/Ressorts eingebunden. Dieses Netzwerk leistet dabei nicht nur einen Beitrag zur Einsatzbereitschaft der Streitkräfte und zur Vorbereitung auf Einsätze, einsatzgleiche Verpflichtungen und Übungen, sondern stellt einen Grundpfeiler für die schnelle Reaktionsfähigkeit bei Krisen dar. Als Beispiele seien die Bereitstellungen von Versorgungsgütern aller Art aus den ortsfesten Lagern oder der rasche Abschluss erforderlicher Instandhaltungsarbeiten aufgeführt. Es leistet damit einen wesentlichen Beitrag für die verlässliche Erfüllung der gegenüber der NATO und unseren Bündnispartnern eingegangenen Verpflichtungen.

Auch das Netzwerk der Basislogistik im Inland muss mit den sich ändernden sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen Schritt halten. Primäres Ziel ist die Gewährleistung einer effektiven, reaktionsschnellen und durchhaltefähigen logistischen Leistungserbringung. Hierzu sind u.a. die eigene Robustheit mittels der Erweiterung organischer Kapazitäten zu steigern und die relevanten logistischen Einrichtungen im Inland bedrohungsangepasst zu schützen.

Die hierzu vollzogene Umgliederung des Logistikzentrums der Bundeswehr, die stufenweise Wiederinbetriebnahme von Material- und Munitionslagern, die bedarfsgerechte Integration zivil-gewerblicher Leistungen sowie die eingeleitete Aufstellung eines aufbauorganisatorischen Kerns eines National Movement Coordination Centre (NMCC) im LogZBw sind sichtbare Zeichen und erste wesentliche Erfolge.

Neben den ortsfesten logistischen Einrichtungen der Basislogistik bedarf es zur Gewährleistung einer durchhaltefähigen und robusten logistischen Unterstützung, aber auch den bereits angesprochenen reaktionsschnellen mobilen logistischen Kräften.

Grundsätzlich sind die mobLogTr der SKB für die Verlegung und Folgeversorgung der Einsatzkräfte der Bundeswehr im Einsatzraum ausgeplant und gebunden. Die Unterstützung der Bereitstellung von Kräften in Deutschland soll vorwiegend durch Abstützung auf zivil-gewerbliche Auftragnehmer bzw. der Inhouse-Gesellschaften (z.B. HIL) erfolgen. Dennoch können und werden in der realen Situation die mobLogTr SKB selbstverständlich im Rahmen nicht gebundener Kräfte auch in der Phase Bereitstellung das Herstellen der Einsatzbereitschaft und der Verlegefähigkeit der Einsatzkräfte aller militärischen Organisationsbereiche (milOrgBer) beispielsweise durch Instandsetzungs- oder Transportleistungen unterstützen. Alle tatsächlich für die Operationsführung vorgesehenen Kräfte der mobLogTr SKB bereiten sich auf den eigenen Einsatz vor und schließen das Herstellen der eigenen Einsatzbereitschaft und Verlegefähigkeit ab.

Verlegung

An die Phase der Bereitstellung schließt sich die Phase Verlegung an. Sie unterteilt sich in den Aufmarsch in Deutschland, die Strategische Verlegung in/an ein Einsatzgebiet sowie das anschließende Reception, Staging and Onward Movement (RSOM) im Einsatzgebiet. Die Verlegung folgt einem national und multinational abgestimmten Plan, Zeiten und Reihenfolgen ergeben sich aus den strategischen und operativen Vorgaben. Das LogZBw muss hierbei den Aufmarsch der Bundeswehr in Deutschland sowohl mit alliierten Bewegungen nach/in/durch Deutschland als auch mit Auflagen ziviler Behörden koordinieren. Zur logistischen Unterstützung des Aufmarschs reichen die organischen Kapazitäten der Bundeswehr jedoch nicht aus, so dass wo immer verantwortbar auf zivil-gewerbliche Partner oder multinationale Kooperationen zurückgegriffen wird. Die mobLogTr SKB sind selbst Kräfte der „ersten Stunde“, werden also sehr zeitig und nach nur sehr geringer Vorwarnzeit verlegt. Wie schon in der Phase Bereitstellung können sie den Aufmarsch der Bundeswehr in Deutschland daher nur mit nicht gebundenen Kräften unterstützen.

Die strategische Verlegung in ein Einsatzgebiet erfolgt in der Regel multimodal per Schienen-, Straßen-, See- oder Lufttransport. Wesentlich ist hierbei die Abstützung auf zivil-gewerbliche Partner mit entsprechenden Vorhalteverträgen. Zur Unterstützung des multinational koordinierten und durch eine Joint Logistic Support Group (JLSG) geführten RSOM im Einsatzgebiet wurde das Logistikbataillon 163 „RSOM“ aufgestellt. Es nimmt innerhalb der mobLogTr SKB eine Sonderrolle ein. Dieser in der NATO derzeit einzigartige Verband ist befähigt, unter multinationaler Beteiligung, die Aufnahme von Kräften, eine logistische Erstversorgung sowie die Zusammenführung von Personal und Material in einem Einsatzgebiet als logistische Leistung bereitzustellen – nicht nur für deutsche, sondern für alle eingesetzten Kräfte des Bündnisses. Die anderen Verbände der mobLogTr SKB bereiten sich nach eigener Verlegung (auch sie durchlaufen den RSOM-Prozess) auf ihren Kernauftrag vor, die Erst-/Folgeversorgung der Einsatzkräfte der Dimensionen. Sie unterstützen das RSOM anderer Kräfte wiederum nur im Rahmen freier Kapazitäten und in Abhängigkeit von der Operationsplanung.

Netzwerk der Basislogistik im Inland.
Grafik: Bundeswehr/LogKdoBw

Logistische Versorgung im Einsatzgebiet

Nach Abschluss der (strategischen) Verlegung, erfolgreicher RSOM-Operation und Unterstellungswechsel (Transfer of Authority TOA) stehen die deutschen Einsatzkräfte dem designierten NATO-Kommando zur Verfügung. Dieses kann die Kräfte nun zwar einsetzen, die Erhaltung der Durchhaltefähigkeit durch logistische Folgeversorgung bleibt jedoch in nationaler Verantwortung. Gleichwohl werden multinationale logistische Leistungserbringungen, wo immer zweckmäßig und verlässlich, angestrebt.

Die Folgeversorgung für Einsätze der Bundeswehr wird im Schwerpunkt aus dem LogSysBw heraus und durch dieses gewährleistet. Das Zusammenwirken im logistischen Wirkverbund wird durch das LogKdoBw dimensionsübergreifend koordiniert und einsatzbezogen im Zusammenwirken mit allen Beteiligten unter Integration multinationaler Lösungen geplant. Entscheidend sind dabei der Aufbau und die Aufrechterhaltung einer kontinuierlichen Folgeversorgung aus dem Logistischen Netzwerk der Basislogistik im Inland über eine so genannte „Coupling Bridge“ (Überbrücken strategischer Entfernungen) zu dem logistischen Netzwerk im Einsatzgebiet.

Die Versorgungs- und Leistungswege im Inland und im Einsatzgebiet werden dabei nach dem Prinzip einer belastbaren und durchgängigen Kette verknüpft, die unter Einbeziehung militärischer und ziviler Einrichtungen/Leistungserbringer und durch Nutzung verfügbarer, zweckmäßiger Verkehrsinfrastruktur die logistische Basis Inland und das logistische Netzwerk im Einsatzgebiet funktional verbinden.

Die mobLogTr SKB spannen durch das Einrichten und Betreiben verlegefähiger logistischer Einrichtungen („Knoten“) im Einsatzgebiet ein anpassbares, in sich flexibles, logistisches Netzwerk der Basislogistik auf. An Übergabepunkten erfolgt der Leistungsanschluss der Basislogistik an die Einsatzlogistik der Dimensionen.

Aufgrund überall begrenzter Streitkräfteumfänge erhält die multinationale Einbindung auch in der Logistik eine stetig wachsende Bedeutung. Zumindest die multinationale Abstimmung der logistischen Leistungen ist unabdingbar, um Synergien zu erschließen und die Nutzung bzw. Auslastung der Versorgungswege zu koordinieren.

Logistisches Netzwerk im Einsatzgebiet.
Grafik: Bundeswehr/LogKdoBw

Fazit und Ausblick

Mit der konsequenten Ausrichtung der deutschen Streitkräfte am Fähigkeitsprofil der Bundeswehr begegnet auch das LogKdoBw den aufgezeigten Herausforderungen und gewährleistet die Unterstützung aller milOrgBer mit Leistungen der Basislogistik. Im Verantwortungsbereich LogKdoBw arbeiten wir, in Abstimmung mit unseren multinationalen Partnern, mit Nachdruck daran, das Logistische System der Bundeswehr robust, agil, flexibel, effektiv und zukunftsorientiert auszugestalten, um jederzeit einen wesentlichen Beitrag für eine hohe Einsatzbereitschaft der Bundeswehr im gesamten Aufgabenspektrum und für alle milOrgBer leisten zu können. Gleichzeitig zwingen die unverändert (zu) knappen logistischen Ressourcen zu Effizienz.

Das LogKdoBw ist das Fähigkeitskommando der Bundeswehr (oder im Verständnis der NATO als Functional Command) für Logistik. Es

  • ist das Ergebnis einer nachvollziehbaren Leistungs­analyse bei gemeinsam definierten und akzeptierten Schnittstellen;
  • hält allen Dimensionen durch effektive logistische Unterstützung und kohäsive Zusammenarbeitsbeziehungen „den Rücken frei“ für ihren jeweiligen Kernauftrag;
  • garantiert Synergieeffekte für alle milOrgBer und erlaubt das Ausschöpfen von Synergien in der Versorgungskette im Inland, aus dem Inland heraus, ins Einsatzgebiet und im Einsatzgebiet;
  • ist mit all seinen Kräften und Mitteln reaktionsfähig und wird auch weiterhin schrittweise zur vollumfänglichen Befähigung für LV/BV angepasst;
  • kann aus dieser Aufstellung auch IKM-Einsätze, den Aufmarsch der Bundeswehr in Deutschland, den Transit Alliierter nach/durch/aus Deutschland heraus unterstützen sowie subsidiäre Amts- und Katastrophenhilfe leisten – allerdings nicht gleichzeitig und ausschließlich im Rahmen freier Kapazitäten;
  • ermöglicht mit einer mehrstufig ausgebrachten Logistik wo immer möglich eine dezentrale Leistungserbringung;
  • gewährleistet ein durchgängiges logistisches System mit einer durchgängigen Versorgungskette;
  • bündelt Aufgaben, Kompetenz und Verantwortung mit Kräften und Mitteln, hat klare Zuständigkeiten;
  • verhindert Dysfunktionalitäten und Verantwortungs­diffusion und
  • ist aufgrund der (zu) knappen Ressourcenverfügbarkeit ein strategisches „Asset“ und ein strategischer „Enabler“ der Bundeswehr.

 

Autorenteam Logistikkommando der Bundeswehr, Abteilung Planung, Gruppe Weiterentwicklung logistisches System der Bundeswehr, Dezernat Konzeption

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