„Zuerst investieren wir“, betonte Éric Béranger heute bei der jährlichen Pressekonferenz der MBDA Group in Paris. Der CEO könne die Ungeduld seiner Kunden angesichts der aktuellen geopolitischen Lage sehr gut nachvollziehen. Er versicherte: „Wir investieren in unsere Produktionskapazitäten. Wir investieren in unsere Standorte, wir investieren in unsere Maschinen und Werkzeuge.“ Vorgestellt wurden in Paris auch Zahlen des vergangenen Geschäftsjahrs sowie ein Ausblick auf zukünftige Investitionen des Unternehmens. Eine mögliche Limitierung der Reichweite von an die Ukraine zu liefernden Taurus-Marschflugkörpern nannte Béranger „technisch machbar“.
„Unsere einzige Herausforderung besteht darin, unsere Kunden zu unterstützen“, erklärte Éric Béranger. „Heute bedeutet das, mehr zu produzieren, schneller zu produzieren und schneller zu liefern, natürlich auch bezahlbar zu sein und sich den immer weiter entwickelnden Anforderungen gerecht zu werden.“ Dass sich MBDA sich hier auf einem guten Weg befände, unterlegte der CEO mit entsprechenden Zahlen. Ziel sei es beispielsweise, die Ende 2023 gestartete Serienproduktion des Enforcers in Deutschland bis 2026 mit Stückzahlen im vierstelligen Bereich zu produzieren.
Im Geschäftsjahr 2023 gingen 75 Prozent der Exporte in europäische Länder außerhalb der Basisländer Vereinigten Königreichs, Frankreich, Italien, Spanien und Deutschlands. Wobei der Bereich Air Defence mit 76 Prozent deutlich am stärksten vertreten war. Zu Air Defence zählt MBDA neben Flugabwehrraketen wie Patriot auch Laser und Jammer, die zur Bekämpfung von fliegenden Objekten eingesetzt werden. Auch für das kommende Jahr sieht MBDA hier das größte Potenzial für Aufträge.
Noch mehr Investitionen von MBDA in neue Fabriken
Noch im vergangenen Jahr sprach Béranger von einer Milliarde Euro Investitionen für einen Zeitraum von fünf Jahren (cpm Defence Network berichtete) Heute sprach der MBDA-Geschäftsführer sogar von mehr als 2,4 Milliarden Euro für den Ausbau der Produktionskapazitäten. „Der Betrag ist meiner Meinung nach ein Minimum.“ Eine genaue Aufschlüsselung konnte Béranger nicht geben, doch werden ungefähr eine Milliarde in Frankreich und rund eine halbe Milliarde in Großbritannien investiert.
Neben dem Ausbau von Fabriken verfolgt MBDA auch eine Strategie der Investition in Lagerbestände. Aufgrund der Erfahrungen der Lieferschwierigkeiten im Rahmen der Covid-Pandemie trifft das Unternehmen nötige Vorkehrungen. „Für Raketen benötigen Sie einige ganz bestimmte Typen von Eisen“ verdeutlichte Béranger die Vorgehensweise an einem Beispiel. „Diese Spezialeisen sind schwer zu finden. Hier haben wir mittlerweile 80 Tonnen auf Lager, wobei wir tatsächlich etwa vier bis fünf Tonnen benötigen.“ Auch Elektronikbauteile und den Rohstoff Titan habe MBDA bereits für mehrere tausend Raketen auf Vorrat beschafft.
Auch Thema in Paris: der Taurus
Angesprochen auf die noch immer anhaltende Taurus-Debatte in Deutschland und die gezielte Frage, ob man eine maximale Reichweite ab Werk einstellen könnte, antwortete der CEO von MBDA: „Die Kontrollierbarkeit der Reichweite ist eine Frage der Einstellung. Ich kann nicht mehr dazu sagen, aber technisch ist alles machbar – und zwar ganz einfach.“ Die Reichweite wurde insbesondere vom deutschen Kanzler immer wieder als Grund angeführt worden, warum keine MBDA-Marschflugkörper vom Typ Taurus an die Ukraine geliefert werden. Ein weiteres Argument bezog sich auf die angeblich nur von deutschen Soldaten durchführbare Programmierung des Taurus.
Éric Béranger ist stolz auf seine Bilanz bei MBDA
„Die MBDA, die ich heute sehe, ist nicht dieselbe, die ich bei meinem Antritt vorgefunden habe“, resümierte Éric Béranger. In vielen Fällen habe sich das Produktportfolio, die Arbeitsweise und natürlich die Herausforderungen deutlich geändert. Seine Erfolge bezifferte der MBDA so: „Wenn man sich die Zahlen anschaut, dann ist der Auftragsbestand seit meinem Beitritt um 50 Prozent gewachsen. Der Umsatz ist um 40 Prozent und die Mitarbeiterzahl um 30 Prozent gestiegen. Ich denke, das ist ein sehr wichtiger Beweis dafür, dass MBDA nicht nur seinen Missionen im Dienste seiner Kunden treu bleibt, sondern dass sich MBDA auch weiterentwickelt.“
Navid Linnemann
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