„Three – two – one – ignition” – Pause – “and lift off”, verkündet die Stimme aus dem Lautsprecher. Zwei Tage später als geplant startete am 24. Dezember um 5:11 Uhr Ortszeit auf der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien die 94. SpaceX-Trägerrakete des Jahres – an Bord: die verbliebenen beiden Bundeswehr-Satelliten des Aufklärungssystems SARah (cpm berichtete). Die insgesamt drei Reflektor-Satelliten sollen im zweiten Halbjahr 2024 in Vollbetrieb gehen und eine tageszeit- sowie wetterunabhängige Aufklärungsfähigkeit der Bundeswehr sicherstellen. In diesem Beitrag schauen wir uns die Fähigkeiten des neuen Systems noch einmal genau an und zeigen auch das SpaceX-Video vom Start der Falcon 9
Im Wesentlichen unterhält die Bundeswehr zwei Arten von Satelliten: für Aufklärung und für Kommunikation. Letztere sollen die Führungsfähigkeit der Truppe weltweit sicherstellen. Dafür stehen zwei COMSATBw-Satelliten im geostationären Orbit zur Verfügung. Im Bereich Aufklärung arbeitet die Bundeswehr derzeit mit den fünf Satelliten des Systems SAR-Lupe, welches jetzt durch SARah (Synthetic Aperture Radar altitude high) ersetzt werden soll.
Aufklärung aus dem Orbit: SARah löst SAR-Lupe ab
Bei satellitengestützten Aufklärungssystemen wird grundsätzlich mit einer gewissen „Lebensdauer“ geplant. Das ergibt sich nicht nur aus dem technischen Fortschritt, der laufend neue Möglichkeiten und verbesserte Funktionen gestattet, sondern schlicht aus dem Umstand, dass Satelliten nicht betankt werden können. Der für Kurskorrekturen benötigte Betriebsstoff reicht allerdings nicht ewig.
Im kommenden Jahr sollen die drei SARah-Satelliten daher die 2007/08 in Betrieb genommenen fünf Satelliten des Aufklärungssystems SAR-Lupe ersetzen, deren geplante Lebensdauer bereits überschritten ist. Den damals noch 800 Mio. Euro großen Auftrag für Entwicklung, Bau und Betrieb des Systems erhielt – wie auch bei SAR-Lupe – die OHB System AG aus Bremen, die 2013 mit der Arbeit begann. Zusätzlich zum Gerät in der Umlaufbahn gehören auch zwei Bodenstationen, von denen eine in Deutschland, die andere in Schweden stationiert ist.
SAR-Bildgebung ist mehr als ein Fotoapparat im Weltraum
Beiden SAR-Systemen gemein ist die Funktionsweise, welche auf der Phased-Array-Technologie basiert. Durch eine gezielte elektronische Ansteuerung einzelner Antennenelemente werden Radarwellen ausgesendet und wieder empfangen. Mit SARah werden Informationen im komplementären Ansatz zu elektro-optischen und Infrarot-Bildern gewonnen. Das Ergebnis ist daher weitaus komplexer, als der Laie es von google maps kennt – dafür allerdings auch detaillierter.
Erst in den Bodenstationen werden aus Zahlenketten „Bilder“, die von den Experten der Zentralen Abbildenden Aufklärung (ZAbbAufkl) analysiert werden können. Neben der besseren Verifizierung und Identifizierung von Objekten am Boden steigert sich mit SARah auch die Geschwindigkeit gegenüber des Vorgängersystems, so die Bundeswehr.
Der erste SARah-Satellit wurde bereits im Juni mit einer Falcon 9 in die Erdumlaufbahn gebracht. Heute ist er im Teilbetrieb. Die verbliebenen beiden Satelliten haben nach 25-minütigem Flug ebenfalls ihre vorgesehene Flugbahn erreicht und bereits erste Signale gesendet. Die Trägerrakete von SpaceX berührte hingegen nach 7 Minuten und 44 Sekunden wieder amerikanischen Boden. Auch wenn die nächsten Bundeswehr-Satelliten möglicherweise wieder mit einer europäischen Trägerrakete ins All geschossen werden, wird die Ariane 6 im Gegensatz zur Falcon 9 nicht wiederverwendbar sein – die Fähigkeit zur Landung ist erst für eine mögliche Ariane 7 angedacht.
Navid Linnemann
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