Die Außenminister der beiden Kaukasusstaaten Armenien und Aserbaidschan verweilen derzeit in Washington, wo anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der diesjährige NATO-Gipfel stattfindet. In Russland reagiert man verschnupft auf die Teilnahme der beiden Ex-Sowjetrepubliken.
Durch den Zerfall der Sowjetunion entstand in der Region Bergkarabach zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken und nun unabhängigen Staaten Armenien und Aserbaidschan ein Konflikt, der im vergangenen Jahr mit der zwischenzeitlichen Auflösung der Republik Arzach, infolge einer erfolgreichen aserbaidschanischen Offensive und der Flucht nahezu der gesamten Bevölkerung in Bergkarabach ein blutiges vorläufiges Ende fand. Aserbaidschan konnte die bis dato vorwiegend von Armeniern bewohnte, völkerrechtlich jedoch zu Aserbaidschan gehörende Region zurückerobern – auch mit Unterstützung der Türkei und Israels.
Armenien, welches zu Beginn der 90er-Jahre der Republik Arzach beim Unabhängigkeitskrieg gegen Aserbaidschan half und seither als Schutzmacht verstand, konnte in den letzten Jahrzehnten politisch und militärisch stets auf russische Unterstützung zählen. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine scheint es in Moskau jedoch an Kapazität oder Willen zu fehlen, sodass Armenien gezwungen ist, sich nach neuen Partnern umzusehen.
NATO könnte zwischen Armenien und Aserbaidschan vermitteln
Eine mögliche NATO-Mitgliedschaft Armeniens könnte den Frieden im Südkaukasus fördern, insbesondere aufgrund der Bedingungen, welche die NATO an eine solche stelle. Denn erst müsse das Verhältnis zwischen Armenien und Aserbaidschan geklärt werden, bevor eine Mitgliedschaft infrage kommt. Auch darüber sprachen Vertreter der NATO – jeweils einzeln – mit den Außenministern Jeyhun Bayramov (Aserbaidschan) und Ararat Mirsojan (Armenien) in Washington.
Zusätzlich wird es heute in Washington auch ein erneutes trilaterales Treffen der beiden Minister von Armenien und Aserbaidschan mit US-Außenminister Antony Blinken.
Russland betrachtet derweil die Annäherung beider Länder und einen möglichen dauerhaften Frieden äußerst kritisch. „Dies ist ein Beispiel für die Versuche der Amerikaner, ihren zerstörerischen Einfluss auf alle Regionen der Welt auszudehnen“, sagte ein Sprecher des russischen Außenministeriums gegenüber russischen Medien. „Washington versucht, befreundete Länder und Nachbarländer mit Zustimmung willensschwacher europäischer Verbündeter von Russland zu isolieren.“
Auch wenn Armenien nicht direkt an der Grenze Russlands liegt, bleibt zu hoffen, dass das Land nicht das georgische Schicksal teilen muss. Dort besetzt Russland seit dem Georgienkrieg 2008 einige Regionen, was einer NATO-Mitgliedschaft Georgiens trotz starker Westbindung im Wege steht.
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