Enforce Tac: Schwerpunkt Militärfahrzeuge

Auf der diesjährigen Fachmesse für Angehörige von Sicherheitsbehörden und der Streitkräfte – Enforce Tac 2024 in Nürnberg – waren Militärfahrzeuge Mercedes Benz die empirisch am häufigsten vertretene Marke. Mehrere Hersteller von Sonder- und Spezialfahrzeugen zeigten in Nürnberg ihre auf Mercedes-Benz basierenden Lösungen. Daneben nutzen viele Hersteller auch die unterschiedlichen taktischen Lösungen des US-Herstellers Polaris als Mobilitätsplattform. Unser Autor hat sich im folgenden Beitrag die Zeit genommen, die auf der Messe präsentierten Fahrzeuge genauer in Augenschein zu nehmen.
Militärfahrzeuge Mercedes und Polaris MRZR ALPHA von D.E.S. Hier wurde als Bewaffnung das MG6 und koaxial ein .50 BMG Anti-Material Rifle eingerüstet. (Foto- AF)
Polaris MRZR ALPHA von D.E.S. Hier wurde als Bewaffnung das MG6 und koaxial ein .50 BMG Anti-Material Rifle eingerüstet.
Foto: cpm / André Forkert

Der für die deutschen und niederländischen Luftlandekräfte – und zu Teilen auch Spezialkräfte – bestellte Militärfahrzeuge Mercedes-Benz G hat sich als ENOK AB (Airborne), gebaut von ACS Armoured Car Systems GmbH auf dem Stand von DIEHL Defence, und als CARACAL auf dem Stand von RHEINMETALL wiedergefunden. ACS ist bekannt für seine ENOK-Familie und zeigte basierend auf dem neuen Militärfahrzeuge Mercedes Benz G-Fahrgestell BR 464 die neue Version des LPPV (ENOK light).

Militärfahrzeuge Mercedes: Sondergeschützter ENOK Light von ACS. Laut Hersteller ist es bereits durch mehrere Dienststellen bestellt worden und bietet Schutz gegen Handwaffen und Minen. Auch dieses Fahrzeug nutzt das Mercedes-Benz G-Fahrgestell der Baureihe 464.
Sondergeschützter ENOK Light von ACS. Laut Hersteller ist es bereits durch mehrere Dienststellen bestellt worden und bietet Schutz gegen Handwaffen und Minen. Auch dieses Fahrzeug nutzt das Mercedes-Benz G-Fahrgestell der Baureihe 464.

Der Spezialist für Einsatzfahrzeuge und Schutz PSV Project Support Vehicle aus Osterholz-Scharmbeck stellt auf Basis des Mercedes-Benz Sprinter die „Dose“ und „1. Welle“ vor. Die ungewöhnlichen Namen dieser Einsatzfahrzeuge leiten sich zum einen aus der nach außen abgeschotteten Kabine, intern die „Dose“ getauft, und das ungewöhnlich breite Ausstattungsspektrum ab, welches diese Fahrzeuge zum Einsatz für die „1. Welle“ der Einsatzkräfte prädestiniert.

Beiden Varianten gemeinsam ist das unauffällige Äußere. Dieses resultiert, um einige Beispiele zu nennen aus den von außen nahezu unsichtbaren Schiebefenstern, den in den Sonnenblenden integrierten Signalleuchten und der Sondersignalanlage, welche bei Bedarf mittels Magnet auf dem Dach befestigt wird. Auch der optional erhältliche Schutz kann von außen nicht erkannt werden.

PSV „Dose“ - Unauffälligkeit als Konzeptbaustein. (Quelle- PSV)
PSV „Dose“ - Unauffälligkeit als Konzeptbaustein. (Quelle- PSV)
Collage: PSV

Lediglich durch einen Gang voneinander getrennt waren die SURVIVOR 1 der österreichischen Franz Achleitner GmbH und die Variante „SURVIVOR R“ von Rheinmetall zu sehen. Der „R“, der neue Sonderwagen 5 (SW5) der Bundespolizei. Der HMV SURVIVOR 1 befand sich auf dem Stand von PSV, dem deutschen Partner von Achleitner.

Erstmalig war ein ABC-Spürfahrzeug auf der Enforce Tac zu sehen. Das Fahrzeug von em-tronic aus Maribor, Slowenien, basiert auf einem TOYOTA Pick-Up und benötigt zur Probenentnahme und dem Markieren von kontaminierten Geländeabschnitten lediglich zwei Besatzungsmitglieder.

ABC-Spürfahrzeug, als Basis dient ein handelsübliches Fahrzeug, das das Spürsystem aufnimmt. Hier ein Toyota Pick-Up, aber auch andere in ähnlicher Größe sind denkbar. (Foto- em-tronic)
ABC-Spürfahrzeug, als Basis dient ein handelsübliches Fahrzeug, das das Spürsystem aufnimmt. Hier ein Toyota Pick-Up, aber auch andere in ähnlicher Größe sind denkbar.
Foto: em-tronic

Ermöglicht wird die mobile Detektionsfähigkeit durch das HAPSITE, einem mobilen Massenspektrometer von INFICON. In vielen Fällen ist die Verfügbarkeit solcher High-End Detektion nicht gegeben, so dass mittlerweile auch Polizeikräfte wieder das altbekannte Kampfmittelspürpapier nutzen. Marktführer ORITEST zeigte auf der Messe bisher unbekannte Formate, welche sich auf Grund ihrer Größe besonders zur Nutzung an Fahrzeugen und anderen Einsatzmittel eignen.

Farbumschlag beim Kampfmittelspürpapier, abhängig vom detektierten Kampfstoff (Foto- Oritest)
Farbumschlag beim Kampfmittelspürpapier, abhängig vom detektierten Kampfstoff.
Foto: Oritest

Die Durchsetzungsfähigkeit geschützter Polizei- und Militärfahrzeuge lässt sich durch die Einbindung einer Waffenstation deutlich erhöhen. DIEHL Defence zeigte auf dem „Terrier“ – basierend auf dem ENOK AB – die Waffenstation R400 von Kooperationspartner Electro Optic Systems (EOS) aus Australien als Bewaffnung gegen Luftziele.

Diese fasst das MG6 (Dillon Aero M134D) sowie das EchoGuard Radar von Echodyne auf. Diese Kombination ist vor allem auf die Abwehr von Drohnen ausgelegt. Das Besondere ist der 4-Achssensor sowie die Entkoppelung der Waffe vom Sensor. So kann die Waffe mit dem benötigten Vorhalt wirken und unabhängig von Sensor nachgeführt werden. Ergänzt wird das System durch einen Windmesser für die Korrektur der Feuerleitung.

Reicht die Dachlast für das R400 nicht aus, steht die kleinere und leichtere R150 zur Auswahl. Diese kann dann aber nur mit Maschinengewehren bis zum Kaliber 7,62×51 mm sowie .50 BMG ausgestattet werden. Auch die LOKI-Waffenanlage von VALHALLA aus Slowenien ist dazu außergewöhnlich gut geeignet, da sie geringes Gewicht mit niedriger Bauweise vereint. Zudem ermöglicht sie eine Rohrerhöhung von +60°, so dass auch auf kurze Distanz höher gelegene Etagen erreicht werden können.

DIEHL Defence „Terrier“. Das Fahrzeug nutzt den ENOK AB, hat einen Startkanister für die Drohnen vom Typ LIBELLE und ein Drohnenabwehrsystem auf dem Dach. (Foto- AF)
DIEHL Defence „Terrier“. Das Fahrzeug nutzt den ENOK AB, hat einen Startkanister für die Drohnen vom Typ LIBELLE und ein Drohnenabwehrsystem auf dem Dach.
Foto: cpm / André Forkert

Hinzu kamen viele leichte taktische Fahrzeuge, die sich vor allem an Spezialkräfte richteten. So zeigte die Diederich Engineering Systems (D.E.S.) GmbH erstmals in Deutschland den Polaris MRZR ALPHA. Auf der Messe waren weitere Polaris-Fahrzeuge – MRZR-D4 und Schneemobile – zu sehen.

Hochmobiles Fahrzeug zur Drohnenabwehr. Als Basis dient ein Can-Am Outlander. Auch hier ist ein MG6 als Bewaffnung verbaut. (Foto- AF)
Hochmobiles Fahrzeug zur Drohnenabwehr. Als Basis dient ein Can-Am Outlander. Auch hier ist ein MG6 als Bewaffnung verbaut.
Foto: cpm / André Forkert

Zippermast stellte ein hochmobiles Aufklärungssystem für Spezialkräfte vor. Das Herzstück ist der Zippermast ZM_10-060 mit maximaler Ausfahrhöhe von 6 Metern. Zur Aufklärung wurde der Sensor CONTROP Sight 25HD verbaut. Das SIGHT-25HD ist ein kreiselstabilisiertes Zielvisier, speziell für die Nutzung auf einer Vielzahl von leichten Militärfahrzeuge Mercedes Benz, Masten und Waffenstationen.

Das SIGHT-25HD bietet das komplette Paket an EO/IR Sensoren in Kombination mit einem Wärmebildgerät, die zur Bewältigung aller operativen Herausforderungen und eine schnelle Zielerfassung und -bekämpfung zu gewährleisten. Das SIGHT-25HD ermöglicht die Zielerfassung im mittleren Bereich auch unter schwierigen Wetterbedingungen, bei Tag und Tag und Nacht, für stationäre und mobile Situationen.

Das System beinhaltet auch einen Laserentfernungsmesser (bis 12 km, als Option auch 20 km) sowie einen optionalen Laserpointer. Der Durchmesser des Sensors aus Israel beträgt 220 mm, das Eigengewicht 13 kg. Der Hersteller gibt die maximale Einsatzreichweite mit 13 km an. Die Aufklärungslösung kann einfach und schnell ein Bajonett von einem Fahrzeug auf ein anderes gewechselt werden. Vor Ort wird als Mobilitätsplattform ein Polaris Adventure Schneemobile als Überschneelösung gezeigt. Aber auch der Polaris MRZR, oder andere Plattformen sind möglich. Die Fahrzeuge sind zusätzlich mit leistungsstarken IR-Scheinwerfer für den taktischen Einsatz ausgestattet.

Die Mastlösung zeichnet sich zudem über eine High Precision GNSS (Globales Navigationssatellitensystem) Positionslösung aus. Damit wird automatisch die eigene Position, inklusive Azimut, ermittelt. Das ist die grundlegende Voraussetzung zur genauen Berechnung der Ziellösungen. Das System wurde mit 14 Sensorlösungen und entsprechenden Anzahlen an Motorschlitten und MRZR-Fahrzeugen an einen nicht näher genannten Kunden im Osten verkauft.

Polaris Schneemobil mit Aufklärungslösung für Spezialkräfte. (Foto- AF)
Polaris Schneemobil mit Aufklärungslösung für Spezialkräfte.
Foto: cpm / André Forkert

Die Messer Waffenhandel und Sicherheitsgesellschaft mbH zeigte das Search and Rescue Tactical Vehicle – Side by Vehicle (SRTV-SXV) des US-Herstellers BC Customs.. Die Spezialkräfte der U.S. Air Force (USAF) nutzen dieses Fahrzeug seit 2021. Das Fahrzeug ist hochmobil, innenlastfähig in der Bell-Boeing MV-22, Boeing CH-47 oder Sikorsky CH-53. Es kann auch per Lastenfallschirm abgesetzt werden. Das aus einem Race-Buggy entwickelte Fahrzeug zeichnet sich insbesondere durch sein geringes Gewicht und hohe Mobilität aus. Angetrieben wird das rund 1,5 Tonnen (Leergewicht) schwere Fahrzeug durch ein 170-PS-Diselagregat. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt etwa drei Tonnen.

André Forkert

Abonnieren Sie unseren WhatsApp-Kanal, um die Neuigkeiten direkt auf Ihr Handy zu erhalten. Einfach den QR-Code auf Ihrem Smartphone einscannen oder – sollten Sie hier bereits mit Ihrem Mobile lesen – diesem Link folgen:

Beitrag teilen

Das könnte Sie auch interessieren

Anzeige

Verwendete Schlagwörter

BoeingBundeswehrCH-47FChinook
Index