Mit der Lieferung der letzten beiden F-35 hat Norwegen als erster Partnerstaat sein Beschaffungsprogramm für den modernen Kampfjet abgeschlossen. Während das Land auch neben Norwegens F-35 auf eine enge Zusammenarbeit mit den USA setzt, gibt es zunehmend Stimmen, die eine strategische Neuausrichtung fordern – leise Stimmen.
In der vergangenen Woche hat Norwegen mit der Übernahme der letzten beiden F-35-Kampfjets von Lockheed Martin seine ursprünglich bestellte Flotte von 52 Maschinen komplettiert. Das skandinavische Land ist damit der erste F-35-Partnerstaat, der sein geplantes Beschaffungsprogramm erfolgreich abgeschlossen hat. Die ersten Maschinen wurden bereits 2015 für Trainings in den USA übernommen. Seit 2017 sind sie auch in Norwegen selbst im Einsatz.
„Die Flugzeuge sorgen dafür, dass wir die norwegische Souveränität wahren und eine noch bessere Kontrolle über unsere Gebiete zu Lande, zu Wasser und in der Luft behalten können“, betonte der norwegische Verteidigungsminister Tore O. Sandvik betonte die zentrale Rolle des Jets für die nationale Sicherheit.
Norwegens Luftstreitkräfte erreichen Meilenstein
Die Wartung der norwegischen F-35 soll zukünftig auch am Flugplatz Rygge südlich der Hauptstadt Oslo erfolgen. Ein Vertrag über eine entsprechende Wartungseinrichtung auf 5.000 Quadratmetern mit Kongsberg Aviation Maintenance Services (KAMS) wurde ebenfalls vergangenen Woche abgeschlossen.
„Ich bin davon überzeugt“, erklärte Sandvik, „dass diese Einrichtung sowohl die Kapazität der Luftstreitkräfte zur Herstellung der Einsatzfähigkeit […] stärken als auch ein wichtiges Instrument zur Erhaltung und Weiterentwicklung des norwegischen Luftfahrt-Know-hows sein wird.“ Der Vertrag mit KAMS sieht eine Laufzeit von 15 Jahren vor. Bisher wurden größere Wartungsarbeiten an Norwegens F-35 in Italien durchgeführt.
Als Ersatz für die bisher genutzten F-16 stärkt Norwegens F-35-Flotte nicht nur die eigene Verteidigungsfähigkeit, sondern verbessert auch die Interoperabilität mit anderen NATO-Partnern und Nutzerstaaten. Zu denen soll bald auch Deutschland gehören. Doch es gibt Kritik.
Insbesondere die in Europa geführte Diskussion um einen möglichen, durch den US-Hersteller eingebauten „Killswitch“, sorgten vor einigen Wochen für viel Aufsehen. Nach aktuellem Stand ist ein solcher Abschaltmechanismus zwar kein Bestandteil der rund 800 für Europa vorgesehenen F-35, doch bleiben Abhängigkeiten in der Ersatzteilbeschaffung, der Zugang zu Cloud-Daten sowie Software-Updates aus den USA.
Wachsende Debatte über Abhängigkeit von US-Technologie
Die Entwicklungen der letzten Wochen in den USA werfen auch in Norwegen die Frage auf, ob die Nordamerikaner weiterhin der wichtigste Verbündete sind. Während andere Länder noch ganz am Anfang der Beschaffung stehen, sind Norwegens F-35 jetzt vollständig im Land. Hier ist das Kind also bereits in den Brunnen gefallen.
Die Diskussion, ob sich Norwegen langfristig stärker an europäischen Partnern orientieren sollte, läuft allerdings an. Ein Kommentator schrieb über die sich überschlagenden sicherheitspolitischen Analysen der vergangenen Tage und Wochen, ihnen sei gemein, dass „Donald Trump die sicherheitspolitische Lage schneller verändert hat, als die Tinte auf den Seiten der Berichte trocknen kann.“
Der NATO-Staat Norwegen ist nicht Teil der EU und hat sich durch bilaterale Abkommen enger an die USA gebunden, als es andere europäische NATO-Staaten getan hat. Das gibt auch dem Norwegischen Verteidigungsforschungsinstitut zu denken, berichtet das Magazin High North News. Die langfristige Planung der norwegischen Streitkräfte müsse „auch die amerikanische Bedrohung berücksichtigen, nicht nur die russische“ resümiert der norwegische Kommentator.
Norwegens F-35 sind vorerst state of the art
Während Norwegen derzeit von den modernen Fähigkeiten der F-35 profitiert, steht das Land möglicherweise vor einer strategischen Neuausrichtung in der Zukunft. Die Entscheidung über künftige Rüstungsprojekte wird maßgeblich beeinflussen, ob Norwegen weiterhin auf US-amerikanische Technologie setzt oder sich stärker in europäische Verteidigungsinitiativen integriert.
Enormen Einfluss auf diese Entscheidung wird wiederum insbesondere der US-amerikanische Präsident haben. Neben dessen gegen westliche Verbündete gerichteten Entscheidungen führen Befürworter einer engeren Zusammenarbeit mit europäischen Rüstungsunternehmen auch wirtschaftliche Vorteile in Europa an.
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