Skyeton expandiert enorm – Ukrainische Drohnen für den Weltmarkt

Im Abwehrkampf der Ukraine gegen die russische Vollinvasion nahm das Zeitalter der Drohnenkriege seinen Anfang. Waren zunächst Drohnen aus den USA und der Türkei gefragt, baut das Land zunehmend eigene Modelle. Skyeton ist ein solcher ukrainischer Hersteller von unbemannten Luftfahrzeugen (UAV). Heute ist das Unternehmen so stark aufgestellt, dass es nicht nur für den laufenden Krieg, sondern auch für den Weltmarkt produzieren kann. Ein Büro in Deutschland existiert bereits, auch eine Produktion ukrainischer Drohnen hierzulande ist für Skyeton denkbar.

25 Minuten dauert es, bis die Raybird von Skyeton aus dem Kastenwagen entladen, und via Katapult auf ihre Mission geschickt werden kann.
25 Minuten dauert es, bis die Raybird von Skyeton aus dem Kastenwagen entladen, und via Katapult auf ihre Mission geschickt werden kann.
Foto: Skyeton

Auf der XPONENTIAL Europe in Düsseldorf war das Unternehmen mit seiner kampferprobten Raybird-Drohne vertreten. Nicht ohne Grund: Die Ukrainer planen gerade ihre Expansion auf den Weltmarkt, auch in Deutschland wird ein neues Büro eröffnet. Am Messestand in Düsseldorf dominierten die drei Meter breite Drohne auf ihrem Startkatapult und das breite Angebot an möglichen Nutzlasten.

Skyeton – Über 18 Jahre UAV-Erfahrung

Skyeton wurde vor mehr als 18 Jahren in der Ukraine vom Piloten und Unternehmer Alexander Stepura gegründet. Seither hat sich das Unternehmen zu einem bedeutenden Akteur in der Branche der unbemannten Luftfahrzeuge entwickelt. Mit einem Team von mehr als 300 Mitarbeitern hat das Skyeton bis heute über 1.000 UAVs produziert, die bereits mehr als 350.000 Kampfflugstunden absolviert haben. Die Drohnenproduktion in der Ukraine kommt derzeit auf 400 Stück jährlich.

Die Wurzeln liegen in zivilen Überwachungstechnologien. Skyetons Drohnen wurden vor dem russischen Angriffskrieg unter anderem für die Waldbrandprävention und Kartierung eingesetzt. Heute ist die Raybird 3 – das Flaggschiff von Skyeton – aufgrund ihrer Fähigkeit der strategischen Aufklärung verstärkt im militärischen Kontext gefragt. Die Drohne kann aber noch mehr, wie in Düsseldorf deutlich wurde.

Die vielseitig einsetzbare Drohne Raybird von Skyeton in Düsseldorf.
Die vielseitig einsetzbare Drohne Raybird von Skyeton in Düsseldorf.
Foto: CPM / Navid Linnemann

Raybird 3 – Das Herzstück von Skyeton

Skyetons Hauptprodukt ist die Raybird 3 – eine taktische unbemannte Flugplattform, die sich für Langstreckenaufklärung und Überwachungsmissionen eignet. Laut Hersteller liefert die Raybird die Fähigkeiten einer MALE (Medium Altitude Long Endurance)-Drohne bei einer Größe von gerade einmal 3 Metern Flügelspannweite. Gestartet wird die Drohne via dazugehörigen Katapults.

Auch ein eigenes Antennensystem mit einer Datenreichweite von 120 km gehört dazu. Drei Drohnen inklusive sämtlicher für den Betrieb nötigen Ausstattung und eines Transporters für den mobilen Einsatz verkauft Skyeton für schätzungsweise zwei bis zweieinhalb Millionen Euro. Je nach Ausführung kostet eine einzelne Drohne rund 300.000 Euro.

Technische Einzelheiten der Raybird von Skyeton

  • Spannweite: 3 m
  • Länge: 1,83 m​
  • Höhe: 0,32 m​
  • Maximale Startmasse (MTOW): 23 kg
  • Nutzlastkapazität: bis zu 5 kg​
  • Triebwerk: Einzylinder-Viertakt-Benzinmotor mit 40,2 cm³ Hubraum und 3,5 PS​
  • Flugdauer: über 28 Stunden
  • Datenübertragungsreicheweite: 240 km​
  • Flughöhe: bis zu 5.500 m​ (neueste Entwicklungen bis zu 9.000 m)
  • Reisegeschwindigkeit: 120 km/h​
  • Startmethode: Mechanische Katapultstart mit einer Startgeschwindigkeit von 55 km/h​
  • Landemethode: Fallschirm und Airbags
Das Antennensystem der Raybird ermöglicht eine Datenübertragung bis zu 240 km.
Das Antennensystem der Raybird ermöglicht eine Datenübertragung bis zu 240 km.
Foto: CPM / Navid Linnemann

Mit einer beeindruckenden Reichweite von bis zu 2.500 km, einer bisher gängigen Flughöhe von 5.500 m und einer Flugdauer von mehr als 28 Stunden kommt sie tatsächlich vergleichbar mit bekannten MALE-Drohnen wie der türkischen Bayraktar TB2. Diese hat allerdings eine Flügelspannweite von 12 Metern und auch ein deutlich höheres Startgewicht.

„Wir arbeiten ständig daran, den Raybird zu verbessern und ihre Fähigkeiten zu erweitern“, sagte jüngst Roman Knyazhenko, CEO von Skyeton, anlässlich eines neuen Höhenrekords der Drohne. „Unser Ziel ist es, die Raybird zur besten All-in-One-Lösung für komplexe Missionen zu machen. Das Erreichen von über 9.000 Metern Höhe beweist unser Engagement für Innovationen im UAV-Sektor. Mit einer Echtzeit-Datenverbindung von bis zu 240 km kann ein Raybird-System eine Mission beliebiger Komplexität im Alleingang bewältigen.“

In Düsseldorf zeigte das Unternehmen mit GLE-6 und GLE-7 gleich zwei neue Multi-Missions-Gimbals als mögliche Payload vor. Die Raybird kann mit diversen Nutzlasten ausgestattet werden. Neben Kameras ist auch ein SAR (Sensor and Radar)-Modul erhältlich sowie eine Vorrichtung zum Abwurf von zielsuchender Munition (kleinere Kamikazedrohnen). Eine weitere mögliche Payload bietet die Möglichkeit, einen kleineren FPV-Copter mitzuführen und die Raybird als Repeater für dessen Einsatz zu nutzen.

Auf der XPONENTIAL in Düsseldorf wurden neue Nutzlasten vorgestellt.
Auf der XPONENTIAL in Düsseldorf wurden neue Nutzlasten vorgestellt.
Foto: CPM / Navid Linnemann

Die Raybird-3 hat sich nach Angaben des Herstellers bereits mit über 350.000 Flugstunden in der Ukraine sowohl in militärischen als auch in kommerziellen Anwendungen als zuverlässig erwiesen.

Kooperation mit Helsing

Die Expertise von Skyeton umfasst sowohl den Aufbau von Hardware als auch von Software, die eine vollständige Integration von UAV-Systemen ermöglichen. Das Unternehmen hat sich aber auch internationale Partnerschaften gesichert. Darunter mit Helsing aus Deutschland im Rahmen der Defence Manufacturers Alliance. Das Softwareunternehmen aus München liefert seine KI-Technologie für Skyetons Drohnen.

Globale Expansion: Von München auf den internationalen Markt

Mit dem Erfolg auf dem ukrainischen Markt und einer starken technologischen Basis beschloss Skyeton, seine Geschäftstätigkeit auch auf den globalen Markt auszudehnen. Ein wichtiger Schritt dazu war die Eröffnung einer Produktionsstätte in der Slowakei im vergangenen Jahr. Dort soll ausschließlich für den internationalen Markt produziert werden.

Ein nächster Schritt auf dem, ukrainische Drohnen auf dem Weltmarkt anzubieten, wird das bereits gegründete deutsche Büro, welches ab Sommer voll einsatzfähig sein wird. Wie CPM Defence Network von Skyeton erfahren konnte, sollen die Mitarbeitenden dort nicht nur für den Verkauf tätig sein, sondern in einer angrenzenden Werkstatt sich ab kommenden Jahr auch einigen F&E-Projekten widmen.

Skyetons Raybird auf Katapult.
Skyetons Raybird auf Katapult.
Foto: CPM / Navid Linnemann

Stimmt die Nachfrage aus Deutschland und Europa, wäre auch eine weitere Produktionsstätte im Raum München denkbar, erklärt das Unternehmen. Der Standort ist gut gewählt, gerade in Bayern ist im Bereich unbemannter Luftfahrzeige viel Bewegung: ein idealer Standort für Skyeton.

Dabei ist Skyeton längst kein Start-up mehr. Die Ukrainer haben sich mit der Raybird 3 längst als Anbieter von UAV-Systemen etabliert. Die einfache Handhabung und die Vielseitigkeit der Raybird-3 machen sie zu einem starken Werkzeug für Überwachungs- und Aufklärungsmissionen – aus außerhalb des Krieges Ukraine.

Die mobile Verlegbarkeit in einem handelsüblichen Kastenwagen bietet zeitgleich einen enormen Vorteil gegenüber großen MALE-Drohnen. Bei der Mobilität bleibt jedoch der Nachteil einer recht langsamen Einsatzbereitschaft. 25 Minuten braucht es, bis Katapult und Raybird einsatzbereit sind. Aber auch hieran könnte Skyeton bald in München arbeiten.

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