Ein modernes Aufmunitionierungskonzept für Artilleriegeschütze ist in seinen Grundsätzen keine Neuheit und zum Beispiel von der südkoreanischen Panzerhaubitze K9 THUNDER bekannt. NATO-Partner Polen hat rund 800 dieser Artilleriegeschütze bei den südkoreanischen Hersteller Hanwha Defense bestellt. Die K9 kommt im Verbund mit dem dazugehörigen Ladefahrzeug K10 Ammunition Resupply Vehicle (ARV). Das K10-ARV wurde zur Aufmunitionierung des K9-Geschützes entwickelt und basiert auf dessen Chassis. Der Nachladeprozess ist vollautomatisiert, kein Soldat muss sich feindlichem Feuer oder ABC-Gefahr aussetzen, so der Hersteller. In diesem Beitrag schauen wir uns ein ähnliches Konzept von KNDS an.
Das K10 ARV aus Südkorea besitzt bei ihrem Aufmunitionierungskonzept dazu eine Art „Rüssel“ oder Förderband, der in das Heck der K9-Haubitze gesteckt wird. Über diese Rampe wird die Munition in die Haubitze transportiert.
Dazu wählt ein automatischer Mechanismus im K10 die Granaten und Treibladungen aus und legt sie auf die Förderrampe. Diese befördert die Munition dann in die Haubitze. Dort wird sie von einer weiteren Automatik in das Munitionslager gesteckt. Das K10-Versorgungsfahrzeug kann 104 Geschosse und 504 Treibladungen mitführen.
Am 26. Und 27. Juni 2024 fand auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow ein Demonstrations- oder Vergleichsschießen zweier moderner Artilleriesysteme statt. Eingeladen hatten General Dynamics European Land Systems (GDELS) zusammen mit Partner KNDS. Gezeigt wurde das Artillerie-Geschütz-Modul (AGM) von KNDS auf zwei unterschiedlichen Mobilitätsplattformen. Die gezeigten Artilleriesysteme sind eine Kombination aus der automatisierten und fernbedienbaren Artillerie-Feuerkraft des AGM und Military-of-the-Shelf (MOTS) Radmobilität.
Aufmunitionierungskonzept von KNDS für RCH 155
Anlässlich des Demonstrationsschiessen wurde neben den Geschützen durch KNDS vor allem auch das Aufmunitionierungskonzept „AGM Resupply Concept“ vorgestellt. Dieses verfolgt aber einen ganz anderen Ansatz als das oben erwähnte K9-Konzept. Ein Aufmunitionierungskonzept ist auch notwendig, bei Geschossgewichten von 46 kg. Anders als bei der K9 muss das Geschoss bei der RCH 155 jedoch nicht auf eine Höhe fast 2 Meter angehoben werden.
KNDS setzt bei seinem Aufmunitionierungskonzept auch nicht auf ein Gefechtsfahrzeug, sondern auf eine containerisierte Lösung auf geschütztem oder ungeschütztem LKW. Der Container des Herstellers CHS Spezialcontainer Shelter and Engineering GmbH kann die Munitionspaletten handeln und unterstützt bzw. schützt vor allem die Mitarbeiter bei der schweren körperlichen Arbeit. Das Resupply Konzept wurde aufgrund einer Kundenanforderung und Ausschreibung aufgebaut.
Laut KNDS war aufgrund der Ausschreibungsfrist der Schweizer Armee die Prototypenlösung innerhalb von sechs Wochen aufzubauen. Die jetzt gezeigte Container-Lösung nutzt die Twist-Lock-Schnittstelle oder Ladesysteme für Abrollcontainer. So kann als Plattform im Prinzip jeder LKW genutzt werden. Vor Ort wurde ein Mercedes-Benz AROCS 8×8 genutzt. Die Fernbedienbare Waffenanlage des LKW kann beim Beladevorgang dann auch die Eigensicherungsaufgaben der RCH 155 übernehmen.
Mit dem Container wird die Munitionslogistik modern ausgelegt. Der Container hat unter anderem einen Kran integriert, um die schweren Geschosse aus dem Container zur Haubitze zu transportieren. Mit dem Resupply Concept kann eine Haubitze in unter 13 Minuten vollständig nachgeladen werden – Geschosse wir Treibladungen. Jeder Container kann einen Munitionsvorrat für zwei Haubitzen aufnehmen. Natürlich ist auch weiterhin eine Beladung vom Boden aus möglich.
Eine beim Aufmunitionierungskonzept vorgesehene Beladezange unterstützt die zwei Soldaten beim händischen Heben und Transport der schweren Geschosse, schont diese aber bei ihrer Tätigkeit.
Die beiden Logistiksoldaten des LKW benötigen rund 15 Minuten zur Vorbereitung nach Ankunft am Beladeplatz. Dazu gehört die Vorbereitung/Aufbau des Resupply Container sowie die Vorbereitung der Munition für die erste Haubitze. Wie schon erwähnt benötigt die Besatzung dann rund 13 Minuten zur Beladung eines Fahrzeuges. Allerdings soldaten- und rückenschonend.
So wird bei diesem Aufmunitionierungskonzept auch der Ermüdung der Besatzung vorgebeugt. Per Hand benötigt die Aufmunitionierung mit 9:30 Minuten aktuell noch weniger Zeit. Die Forderung der Bundeswehr soll laut KNDS bei unter 10 Minuten liegen. Aber die jetzt gezeigte Lösung ist nur ein erster Schritt. In Zukunft soll das System so ausgelegt werden, dass die Beladung vollautomatisiert erfolgt.
Der Container ist ungeschützt, kann aber über einen adaptiven Schutz (Liner) im Inneren nachgerüstet werden. Neben den Paletten mit den 155 mm-Artilleriegranaten und den Treibladungen kann der Container auch die 7,62×51 mm Geschosse für die Maschinengewehre der Haubitzen sowie die Nebelgranaten aufnehmen. Seitlich am LKW wird dann ein Sockel/Podest angebracht. Dieses dient dem Soldaten zum Nachladen der Treibladungen seitlich am Turm der RCH 155.
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