Ob im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine oder bei Spionageflügen über Bundeswehr-Kasernen: Der Einsatz von Drohnen nimmt beständig zu. Genauso vielseitig wie die Aufklärungs- und Kampfdrohnen selbst sind auch die Abwehrmaßnahmen. Sieben verschiedene Möglichkeiten aus dem Bereich Counter Unmanned Aircraft System (C-UAS) zeigen, wie unterschiedlich die Ansätze sind, Drohnen bekämpfen zu können. Doch jede Maßnahme zur Drohnenbekämpfung hat auch ihre Nachteile.
Ein wichtiger erster Schritt zur Bekämpfung ist die Aufklärung. Hierfür gibt es verschiedene Technologien zur Erkennung von Drohnen, darunter Radar, optische Sensoren, akustische Detektoren und die Funkfrequenzanalyse.
Jedes dieser Systeme kann dabei helfen, Drohnen frühzeitig zu erkennen und als potenzielle Bedrohungen für kritische Infrastruktur und eigene Kräfte zu identifizieren. In den meisten Fällen gilt jedoch, dass es für die Bekämpfung zu spät ist, wenn die gegnerischen Systeme bis auf Sichtweite herangekommen sind.
Auf diese sieben Arten lassen sich feindliche Drohnen bekämpfen
Stören durch Jamming
Zu den bekanntesten Methoden, um Drohnen bekämpfen zu können, zählen wahrscheinlich sogenannte Jammer bzw. Störsender. Dabei handelt es sich um kleinere und größere Geräte, welche die Kommunikation oder Orientierung der Drohne stören können. Beides kann dazu führen, dass die Drohne ihren Kurs verliert oder außer Kontrolle gerät.
Wie eine Art Glocke legen sich die Störsignale um das zu schützende Objekt – Fahrzeuge, Infanterie-Einheiten, aber auch Gebäude und ganze Feldlager. In der Einflusssphäre des Jammers werden dann sämtliche Signale auf bestimmten Frequenzen gestört.
Manche Drohnen wie die US-amerikanische Switchblade (Loitering Munition) sind so programmiert, dass sie beim Abriss der Kommunikation automatisch abstürzen. Das macht sie besonders anfällig für Störsender. In der Ukraine hat diese Anfälligkeit dazu geführt, dass Drohnen dieses Typs so gut wie nicht mehr eingesetzt werden.
Es geht jedoch auch gezielter, wie z. B. mit den in der Ukraine entwickelten AD G-6 Anti-Drohnen-Gewehren von Kvertus. Hier werden die Störsignale als ein Impuls direkt auf das feindliche System „geschossen“. Bei einem Treffer führt das zu einer Überlastung der Elektronik und zum Absturz.
Hacken: Übernahme feindlicher Drohnen
Ebenfalls auf elektronischem Wege lassen sich Drohnen bekämpfen, indem man sie hackt. Es gibt unterschiedliche Ansätze, wie das Hacken einer Drohne erfolgen kann. Beim GPS-Spoofing werden beispielsweise dem gegnerischen Drohnen-Piloten falsche Koordinaten mitgeteilt, sodass er sich im Zielgebiet wähnt, dort aber gar nicht ist.
Über die Funkkommunikation ist es auch möglich, sich direkt in die Drohne zu hacken, um diese zum Absturz zu bringen oder – noch besser – im eigenen Gebiet kontrolliert zu landen bzw. zu erbeuten. Solche elektronischen Angriffe lassen sich jedoch durch Frequenzwechsel oder den Verzicht auf Kommunikation (vorheriges Füttern mit Zieldaten) vereiteln.
Kinetische Drohnenabwehrwaffen
Bei der Bundeswehr werden mitunter auch Sturmgewehre eingesetzt, um Drohnen bekämpfen zu können. Mit einem Zielassistenzsystem wird der kinetische Abschuss kleinerer Drohnen erleichtert. Das an das Gewehr gekoppelte System lässt den Schützen erst dann einen Schuss abgeben, wenn der errechnete Vorhaltewinkel getroffen wird.
Oerlikon Skyranger von Rheinmetall ist gleich ein ganzes System, um Drohnen bekämpfen zu können. Es verfügt über mehrere Komponenten und neben einer eigenen Aufklärung via Radar und Raketenwerfer auch über eine mobile Komponente, bei der unter anderem die KDG-Revolverkanone von Rheinmetall z. B. auf einem Boxer oder Pandur verbaut ist.
Mit einer maximalen Schussrate von 1.000 Schuss pro Minute und einem Kaliber von 35 mm feuert Skyranger somit im Vergleich zu raketengestützter Flugabwehr relativ günstig auf Drohnen und andere Ziele in einer Entfernung von bis zu 4.000 m. Die KDG-Revolverkanone gilt übrigens als Nachfolger jener 35-mm-Zwillingskanone, die auch auf dem Flugabwehrkanonenpanzer Gepard eingesetzt ist.
Die physische Variante: Fangnetze
Im Vergleich zu teuren Flugabwehrraketen sind Fangnetze deutlich günstiger. Doch auch sie sind nur für den Einsatz gegen kleinere UAS einsetzbar. Es gibt mehrere Wege, mit Fangnetzen auf Drohnenjagd zu gehen. Entweder können die Netze mit speziellen Abschussvorrichtungen vom Boden aus verschossen werden, oder aber sie werden an andere Drohnen gehangen, die dann wie mit einem Fischernetz auf „Fangflug“ gehen.
Drohnen bekämpfen durch Laserabwehrsysteme
Auch Laser können eingesetzt werden, um Drohnen bekämpfen zu können. Solche Laserabwehrsysteme wirken auf verschiedene Entfernungen durch eine punktuelle Energie- bzw. Hitzezufuhr – wenn Wetter- und Sichtverhältnisse mitspielen. Sind die Rahmenbedingungen gegeben, stellen Laser eine präzise und effektive Möglichkeit dar, unerwünschte Drohnen abzuwehren.
Laserwaffen benötigen keine Munition, sondern Energie, mit der ein Lichtstrahl erzeugt wird, der mehrfach gebündelt wird. Licht selbst transportiert als elektromagnetische Strahlung diese Energie, welche beim Auftritt auf ein Objekt an dieses abgegeben wird.
Sind Stärke des Lasers und Verweildauer auf dem Objekt lang genug, kann es auf diese Weise erhitzt, geschmolzen und zerstört werden. Allerdings lassen sich gegen Laserstrahlen auch Vorkehrungen treffen: An der Außenhülle angebrachte Spiegel lenken einen Großteil der eingebrachten Energie einfach ab.
Auf Schiffen wurden sie bereits erfolgreich getestet und mit dem Jupiter von Rheinmetall, DEMCON und MBDA Deutschland befindet sich zurzeit ein System in der Entwicklung, welches auf einem Boxer auch radbeweglich zur Verfügung stünde.
Rammen mit anderen Drohnen
Als siebte Möglichkeit, Drohnen bekämpfen zu können, ließen sich noch Luftverteidigungssysteme wie IRIS-T oder Patriot anführen. Bei großen Drohnen werden diese auch erfolgreich eingesetzt. Allerdings ist der Einsatz dieser Systeme teuer. Günstiger – und trotzdem wetterunabhängig – ist daher der Einsatz von kinetischer Energie durch eine Drohnenabwehr-Drohne. Ein solches System hat unter anderem das US-amerikanische Unternehmen Andruil auf den Markt gebracht.
Die senkrechtstartende und mit Turbojet-Triebwerken ausgestattete Drohne Roadrunner im Raketendesign erreicht hohe Unterschallgeschwindigkeiten und stürzt sich schlicht auf feindliche Drohnen. In ihrer Version als Roadrunner-M ist die Abfangdrohne mit einer zusätzlichen Sprengladung versehen, um ihrem Anliegen mehr „Nachdruck“ zu verleihen.
„Große Kaliber“: Patriot und IRIS-T
Beispiele wie die Ukraine und Israel zeigen, dass auch mit großen „Kanonen“ auf sprichwörtliche Spatzen geschossen wird, wenn es erforderlich ist. „Ich kann unserer Bevölkerung und den Steuerzahlern versichern […], dass wir sie mit dem, was wir haben, verteidigen werden“, sagte der der stellvertretende Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Lutz Kohlhaus, kürzlich auf dem Air Defence Summit von cpm in Berlin mit Blick auf die ökonomische Dimension der Drohnebekämpfung.
Nur stehen Abwehrmaßnahmen in Form von Raketen in keinem finanziellen Verhältnis zum bekämpften Flugkörper einer billigen Drohne. Große Angriffsdrohnen, wie die russische Stealthdrohne Suchoi S-70, deren Indienststellung für das kommende Jahr geplant ist, können durchaus Ziele für Patriot, IRIS-T und Co sein; kleinere kommerzielle Drohnen für ein paar Hundert Euro sind es aus wirtschaftlicher Sicht jedoch nicht.
Die verschiedenen Ansätze zur Drohnenabwehr zeigen, dass es keine ultimative Lösung im Bereich C-UAS gibt und viele Wege zum Ziel führen. Ähnlich des gesamten Spektrums der Luftverteidigung, welches vom Nah- und Nächstbereich bis zur territorialen Flugkörperabwehr in Höhe, Reichweite und Feuerkraft sehr breit aufgestellt ist, führt ein diversifizierter Ansatz bei der Drohnenbekämpfung ebenfalls zum Erfolg.
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