Drohnen, die in Schwärmen angreifen und die Flugabwehr übersättigen, oder Drohnen, deren Aufklärungsfähigkeiten zum Gläsernen Gefechtsfeld führen, seien problematisch – nicht aber die Hyperschallwaffen aus Russland, erklärte der stellvertretende Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Lutz Kohlhaus, bei der Diskussionsrunde des Ground Based Air Defence Summits von cpm in Berlin.
Oft wird der Krieg in der Ukraine als Testlabor für westliche Waffensysteme bezeichnet – im Falle der Hyperschallwaffen gilt dies insbesondere für Systeme der Flugabwehr. Das sei in gewissem Umfang auch richtig, denn wie bei jedem anderen Produkt, sei das Feedback aus der Nutzung überaus wichtig, um das eigene Produkt zu verbessern. „Was für uns aus Industriesicht wirklich wertvoll ist“, stellte Guido Brendler, Mitglied der Geschäftsführung von MBDA Deutschland, fest, „ist der direkte Austausch mit den ukrainischen Streitkräften, die wir tatsächlich auch besuchen.“ So lassen sich brauchbare Informationen aus erster Hand einholen.
Die Industrie lernt aus dem Kriegseinsatz
„Dann können wir wirklich analysieren“, ergänzte Arne Nolte, Marketingleiter für Ground Based Air Defence bei Diehl Defence, „warum etwas im System passiert ist. Dazu müssen wir auch die durchgeführte Mission sowie die Taktiken, Techniken und Verfahren verstehen, die verwendet oder eingesetzt wurden. Und aus diesem Verständnis können wir mögliche Upgrades oder Updates unserer Systeme ableiten und auch Empfehlungen zur Nutzung und zum Betrieb der Systeme geben.“
Das zeigte sich etwa am vergangenen Wochenende mit der sehr schnell aufgebauten Unterstützung Israels durch die USA, Frankreich, Großbritannien, Saudi-Arabien und weiteren Nationen. Armeen also, die nicht in einem gemeinsamen Bündnis über aufeinander abgestimmte Systeme verfügen.
„Für die Industrie denke ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind, wenn wir auf dem Gefechtsfeld stark auf Integration setzen, also auf Netzwerkfähigkeiten“, war Nolte überzeugt. Die Industrie müsse Technologien bereitstellen, „die es ermöglichen, politische Beschränkungen in Bezug auf die Aufgabe zu überwinden und solche Allianzen auf technischer Ebene zum Funktionieren zu bringen.“
Informelle Zusammenarbeit bei der Luftverteidigung
In den Streitkräften gibt es bereits Ansätze einer informellen Zusammenarbeit. Brigadegeneral Christopher S. Sage, U.S. Air Force, Head Joint Air Power & Space Staff Element im NATO-Hauptquartier in Brüssel, berichtete von seinen Erfahrungen als Kommandeur des Luftwaffenstützpunkts in Jordanien. Die Hälfte seiner Zeit verbrachte Brigadegeneral Sage mit Themen rund um Luftverteidigung, die andere Hälfte verbrachte er damit, informelle Beziehungen zwischen den Nationen vor Ort wie etwa Jordanien, Israel und Saudi-Arabien aufzubauen.
„Und dann führt diese informelle Beziehung dazu, dass wir unsere Fähigkeit zum gemeinsamen Training verbinden, unsere Fähigkeit zur Kommunikation miteinander verbinden und dann dazu beitragen, unsere Systeme miteinander zu verbinden“, erläuterte Brigadegeneral Sage.
Zweifelsfrei eine einfachere Aufgabe, wenn die Hürden der Kommunikation nur in der Sprache, nicht aber im Austausch der Systeme bestehen.
Erfahrungen aus dem Einsatz müssten jedoch auch genutzt werden. Das aber gestalte sich bei der NATO derzeit noch schwierig. „Wir haben die integrierte Luft- und Raketenabwehr in etwa 13 verschiedenen Abteilungen zerteilt“, Brigadegeneral Sage. Jetzt müssten diese Fähigkeiten erst mühsam wieder vereint werden.
Er spielte damit auf die starke Unterteilung verschiedener Einzelaufgaben in beispielsweise Abwehr von Drohnen, Abwehr von Raketen, Abwehr von Flugzeugen an. Auch unter dem Dach der NATO Air Power and Space befindet sich zukünftig die Elektromagnetische Kriegsführung, ein Bereich, den Brigadegeneral Sage – gerade auch mit Blick auf die Verwendung durch Russland – als „Game Changer“ bezeichnet.
Generalleutnant Kohlhaus: Keine Hyperschallwaffen, „die Drohnen töten uns“
Während Russland traditionell stark in der elektronischen Kampfführung ist, sorgte im Verlauf des Überfalls auf die Ukraine vor allem Hyperschallwaffen in Form der Luft-Boden-Rakete Ch-47M2 Kinschal für Besorgnis. „Ich habe keine wirkliche Angst vor Hyperschallbedrohungen aus Russland“, erklärte Generalleutnant Kohlhaus und verwies auf die Patriot-Systeme, die mit dieser Bedrohung zurechtkommen, wie auch das erfolgreiche Abfangen der Ukrainer belegt.
Anders das Thema Drohnen: „Über dem Schlachtfeld in der Ostukraine sind mehr als 2.000 Drohnen im Einsatz – mehr als 2.000 auf beiden Seiten. Man kann sich nicht mehr verstecken. Jeder weiß, wo jeder ist, zu jeder Zeit.“ Besonders kleine Aufklärungsdrohnen müssten daher auf Abstand gehalten werden, erklärte Generalleutnant Kohlhaus, da nach erfolgter Aufklärung die Artillerie mit ihrer immer größeren Reichweite zum Einsatz käme.
„Und dann führt diese informelle Beziehung dazu, dass wir unsere Fähigkeit zum gemeinsamen Training verbinden, unsere Fähigkeit zur Kommunikation miteinander verbinden und dann dazu beitragen, unsere Systeme miteinander zu verbinden“, erläuterte Brigadegeneral Sage.
Zweifelsfrei eine einfachere Aufgabe, wenn die Hürden der Kommunikation nur in der Sprache, nicht aber im Austausch der Systeme bestehen.
Erfahrungen aus dem Einsatz müssten jedoch auch genutzt werden. Das aber gestalte sich bei der NATO derzeit noch schwierig. „Wir haben die integrierte Luft- und Raketenabwehr in etwa 13 verschiedenen Abteilungen zerteilt“, Brigadegeneral Sage. Jetzt müssten diese Fähigkeiten erst mühsam wieder vereint werden.
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