Auf der Paris Air Show präsentierten Saab und General Atomics ein gemeinsames Projekt, welches das Potenzial hat, die unbemannte Aufklärung enorm zu erweitern. Worum geht es? Vorgestellt wurde ein Konzept bei dem die neueste Version der Reaper-Drohne – MQ-9B – mit dem bewährten Radarsystem EriEye von kombiniert wurde, welches sonst als Saabs Global Eye auf einem Trägerflugzeug montiert ist. Das Ergebnis ist eine kosteneffiziente und flexibel einsetzbare Alternative zu klassischen AWACS-Flugzeugen (Airborne Warning And Control System).
Unbemannte Aufklärung ist mitnichten neu. Kleine Drohnen fliegen über gegnerische Stellungen, auch LUNA oder HERON TP arbeiten mit Infrarot- und Wärmebildkameras. Die militärische Frühwarnung aus der Luft für weite Gebiete galt bislang als Domäne großer bemannter Plattformen wie der Boeing E-3 Sentry oder eben dem schwedischen Saab GlobalEye. Diese Maschinen sind teuer, wartungsintensiv und personell aufwendig – dafür aber unverzichtbar zur Überwachung großer Lufträume, Erkennung feindlicher Aktivitäten und Koordination verbündeter Kräfte.
Doch der Krieg in der Ukraine zeigt: Der Bedarf an kostengünstigen, skalierbaren und rund um die Uhr einsatzfähigen Aufklärungsmöglichkeiten steigt rapide an – nicht zuletzt, da sich der Verlust der russischen Berijew A-50 als schwerer Schlag gezeigt hat.
Genau hier setzt die Kooperation zwischen General Atomics und Saab für unbemannte Aufklärung an. Ihre Idee soll das bewährte Frühwarnradar EriEye von Saab in einer kleineren Version auf eine unbemannte MQ-9B Reaper-Drohne bringen. Die Drohne könnte dann zwar einen geringeren Radius abdecken, wäre in Anschaffung und Betrieb jedoch wesentlich kostengünstiger als ein bemanntes AWACS-Flugzeug. Damit wäre das System auch für kleinere Streitkräfte interessant.
Die Systeme im Überblick: MQ-9B & EriEye
MQ-9B
Die MQ-9B ist die neueste Generation der Reaper-Drohne von General Atomics. Sie und gilt als besonders langlebig, zuverlässig und interoperabel. Die Drohne ist etwas größer als ihr Vorgänger MQ-9A und bleibt länger in der Luft. Das Luftfahrzeug, welches im März 2020 seinen Erstflug absolvierte, wird in den Versionen „SkyGuardian“ und „SeaGuardian“ gebaut.
- Flugdauer: über 30 bzw. über 40 Stunden
- Flughöhe: bis zu 14.000 m
- Max. Startgewicht: 5670 kg
- Nutzlast: rund 3 Tonnen, davon 363 kg intern
- Außenlaststationen: 9
- Triebwerk: Honeywell TPE-331-10
- Einsatzspektrum: Aufklärung, Überwachung, Zielerfassung, optional Bewaffnung
EriEye Radar
Das EriEye ist ein 1996 eingeführtes, aktives elektronisch gescanntes Radar (AESA), das bisher auf verschiedenen Flugzeugen wie der Saab 340 oder Bombardier Global 6000 eingesetzt wird.
- Reichweite: über 450 km
- Einsatzhöhe: 20.000 m
- Azimut: 300°, 150° zu jeder Seite
- Zielerkennung: Luft-, See- und Bodenziele
- Besonderheiten: gleichzeitiges Tracking Hunderter Ziele, hohe Störresistenz, modular integrierbar
Vor- und Nachteile der unbemannten Lösung
Ein wesentlicher Nachteil der Kombination aus MQ-9B und EriEye stellt die geringere Größe des Radars dar. Die auf dem Modell und der vorgestellten Grafik unter der Drohne angebrachten Radare ähneln dem bisher bekannten Design des EriEye, sind naturgemäß jedoch kleiner. Dadurch verringert sich auch die Reichweite des Radars um einen noch unbekannten Wert.
Weitere Nachteile sind die notwendige Datenübertragung zwischen Drohne und Bodenstation für ein lückenloses Bild. In herkömmlichen AWACS-Flugzeugen findet die Auswertung bereits in der Luft statt. Zudem sind Flugzeuge durch Selbstschutzsysteme geschützt, während Drohnen wie die Reaper leicht vom Himmel geholt werden können.
Auf der anderen Seite ist die unbemannte Aufklärung wesentlich kostenärmer – sowohl in der Anschaffung, im Betrieb und beim Personal. Durch einen parallelen Einsatz mehrerer Plattformen kann das System leicht erweitert werden. Dadurch ergibt sich auch ein gewisser Schutz, in dem der Abschuss eines Systems nicht denselben Effekt hat, als wenn ein großes, aber selteneres System zerstört würde.
Ein Ausblick: Unbemannte Aufklärung der Zukunft?
Die Vorstellung auf der Paris Air Show 2025 war mehr als nur ein Technologiedemonstrator zweier Unternehmen. Das gezeigte Modell konnte auch als strategisches Signal verstanden werden. Saab und General Atomics richten sich mit ihrer Kooperation ganz bewusst an Länder, die bisher vom Zugang zu luftgestützter Frühwarnung ausgeschlossen waren. Unbemannte Aufklärung ermöglicht es zukünftig auch in Afrika, Südostasien oder Osteuropa ein besseres Bild zu erhalten.
Zudem könnten NATO-Staaten wie Polen, Rumänien oder die baltischen Länder durch solche Systeme ihre nationale Luftraumüberwachung stärken. Sie würden damit unabhängiger von den wenigen verfügbaren AWACS-Flugzeugen der Allianz. In Verbindung mit bodengestützten Luftverteidigungssystemen und Satellitenaufklärung entstünde so ein modernes, dezentralisiertes Luftraumüberwachungssystem.
Mit der Kombination aus MQ-9B und EriEye betritt ein neuer Akteur die Bühne erreicht die unbemannte Aufklärung eine neue Stufe. Die Paris Air Show 2025 könnte hier einen Wendepunkt markiert haben, an dem sich erstmals zeigte: Die Zukunft der unbemannten Aufklärung fliegt leise, hoch und ohne Piloten.
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